Luis am Steuer. Die Zehenspitzen berühren knapp das Gaspedal. Ein Grinsen von links nach rechts. Ein Jungentraum wird wahr und das auf dem größten Salzsee der Welt. Wenn diese Autofahrt unendlich sein könnte, Luis und Felix würden die Option wählen.
Ich bin mit 3 Männern unterwegs (die zwei kleinen benehmen sich oft schon wie zwei große Alphatierchen…) und so gestalten wir unsere Aktivitäten im Verhältnis 3:1, wenn man die Themenschwerpunkte betrachtet! Es ist ein Heidenspaß, sie so glücklich zu sehen und ich bin froh an vielen Stellen die Verantwortung abzugeben und einfach nur dabei sein zu können. Die Oberverantwortung tragen Stefan und ich eh zusammen, müssen immer für vier denken und wachsam sein, so ist es schön, wenn wir (wie auch zuhause) unsere „Einzelverantwortungen“ haben.
Nach wie vor ist Stefan Highländer über Fahrzeug, Technik und digital Support und ich für körperlich-seelische Belange, Ernährung und Kommunikation (lokal und global). Luis und Felix sind für Disco, Wissenserweiterung und Unterhaltung zuständig. Gerne fuschelt der eine dem anderen in den Verantwortungsbereich, da wir manchmal zu eng beieinander sind, aber im Großen und Ganzen behält jeder seinen Herrschaftsbereich.
An der unberührtesten Stelle vom Salzsee kratzen wir Kristalle von der Rückseite der Schollen und füllen unseren Vorrat auf. Fleur de Sal de Uyuni im roten Jutebeutel! Die Sonne scheint stark. Das weiß reflektiert brutal und nur schemenhaft sind entfernt Inseln oder Berge zu erkennen. Hätten wir kein GPS, wir würden der Fata Morgana auf den Leim gehen. Spuren sind zu erkennen. Aber: traue keiner Spur, deren Verursacher du nicht gesehen hast.
Die Nacht kommt und eröffnet uns ein weiteres Spektakel: Ein Meer aus Sternen und Kometen. Fern ab von jeglichem Lichtsmog. Stefan hat schon lange sein Equipment in Stellung gebracht. Mit der Dunkelheit kommen die Kälte und der Wind. Eingepackt mit Mütze und Handschuhe stehen wir wie berauscht und starren nach oben. Wir fühlen uns wie Ameisen. Und unweigerlich wird uns klar was „in Relation zu“ wirklich bedeuten kann. Zu der Unendlichkeit über uns, gesellt sich eine unfassbare Stille um uns. Kein Rauschen, kein Knacken. Ein Einfaches „Nichts“! Wir sind nur ein Teil des großen Ganzen. Und wenn wir uns bis jetzt schon oft darüber Gedanken gemacht haben, ob es überhaupt Leben irgend woanders in diesem Universum gibt, so erscheint es uns jetzt fast überheblich, dass wir daran je gezweifelt haben.
Wir sind klein. Für das Universum unbedeutend. Für uns auf der Erde bedeuten wir die Welt. Wir sind das Wichtigste, was uns in unserem Leben begegnen kann. Wir für uns. Füreinander. Und wenn ich mich auch wiederhole: für unsere Familien und Freunde. Noch nie in meinem Leben bin ich mir dessen so bewusst gewesen. Natürlich bedarf es dafür keiner Reise, aber das Gefühl für meine Familie und für meine Freunde ist noch nie so stark gewesen wie zu dieser Zeit. Warum? Weil wir oft über Euch reden. Weil wir so schöne Rückmeldungen von Euch bekommen. Wir uns jedes Mal freuen von zuhause zu hören. Weil uns von Herzen wichtig ist zu wissen, wie es allen ergeht.
Und wie wir so dastehen, vor Kälte die Hände aneinander klatschen, kommt es uns „hirnrissig“ vor wie sehr wir Dingen im Leben hinterher hecheln. Uns aufregen. Abarbeiten. Dem Alltag oder der Zukunftsangst erlegen sind. Hier wird uns nochmal ohne Worte erklärt, wie endlich alles Leben ist und wir verdammt nochmal nur in diesem einen Leben selbstbestimmt und ausgeglichen leben und genießen MÜSSEN. Keine Sorge ich werde nicht zur Esoterikerin mutieren und auch nicht in jedem Beitrag einen Weisheiten-Erkenntnis-Pegel hochschrauben. Aber manche Gedanken kommen, wenn man etwas mehr Zeit hat über die Dinge des Alltags nach zu denken.
Vielleicht sollten wir einfach immer weiterfahren? Die Kinder vom Leben lernen lassen? Günstiger als jetzt werden wir so eine Reise nicht mehr machen können. Eine Familie die wir getroffen haben, lebt nach dem Credo „Travelling is education, the rest is love“. Gefällt mir unglaublich gut der Spruch!
Manchmal platzt mir der Kopf weil sich Ideen, Bedenken und Gleichgültigkeit die Hand geben. Da jeder Tag eine andere Emotion/Faszination mitbringt und nicht die Beständigkeit des Alltags bietet, befinden wir uns auch was die Lebensplanung angeht, oft auf einer Achterbahn. In vielen Momenten wünschte ich mir meine Freunde hier. Zum Diskutieren, zum Zuhören, zum drüber nachdenken. Aber so sehr wir auch die eine oder andere Möglichkeit in Erwägung ziehen, so merken wir immer wieder wie sehr wir unsere Heimat lieben. Wie schön es ist gemeinsam an „Heimwehtagen“ die tollen Vorzüge von zuhause auf zu zählen. Wir sehr uns das Gefühl beseelt, das liebe Freunde auf uns warten. Und wenn wir auch nicht religiös im Sinne einer Kirchenzugehörigkeit sind, so ist mein Glaube an das Universum, was es gut mit uns meint stärker denn je.
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Manchmal wird mein Optimismus und mein Glaube jedoch sehr erschüttert und ich werde noch mehr darin bestärkt jeden Tag zu genießen, was mir natürlich nicht immer gelingt.
Eine liebe Freundin aus Köln ist kürzlich an Krebs gestorben. Sie war in unserem Alter. Wir haben sehr lange eng zusammengearbeitet und viele Stationen des Lebens voneinander miterlebt. Sie hinterlässt einen Sohn von 13 Jahren. Angefangen hat es letzten Sommer mit einer „harmlosen“ Brustkrebs-Diagnose. Geendet mit einer unheilbaren Krebsform nur ca. 6 Monate später. Ihre Mutter selbst nach erfolgreicher Chemo aus dem Krankenhaus entlassen, muss nun ihre eigenen Tochter zu Grabe tragen…
Das ist so eine Situation, die mich echt erschüttert. Unsere Gedanken sind bei Nicoles Sohn, ihren Eltern und Freunden. Nicht nur der Verlust ist kaum zu ertragen, auch der Schmerz der anderen lastet schwer. Trotzdem ist es schön zu wissen, dass eine Freundin von uns noch ein paar Stunden vorher bei ihr im Krankenhaus war. Und warum, weil sie bestärkt wurde nix auf zu schieben. Diese letzten Momente mit zu erleben ist hart. Es wird schwer sein dieses Bild aus dem Kopf zu kriegen, aber liebe Anke, liebe Inga, seid Euch sicher, es hat Nicole sehr viel bedeutet eure Freundschaft bis zum Ende zu spüren. Ein echter Freundschaftsbeweis.
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Auch wieder ein Teil unserer Reise. Die Gedanken und Nachrichten, die unsere Freunde betreffen. Neben meiner Familie der wichtigste Bestandteil meines Lebens. Teil des Leides und der Freude meiner Freunde zu sein. Und auch wenn es manchmal schwer ist das Leid zu teilen. Für mich gehört es zu einer richtigen Freundschaft dazu.
Am Ende des Lebens wird es einen schönen Teil meiner Erinnerungen ausmachen:
Teilhaber mancher Freundschaft gewesen zu sein!
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