Das Leben der Anderen

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Mai 22, 2018

Wenn auf der einen Seite eine TĂŒr zugeht, dann geht woanders wieder eine auf.

… NatĂŒrlich haben wir Ponchos Cousine in Punta Arenas besucht…

Sie und und ihr Mann Jorge erzĂ€hlten uns von ihrer Tochter Josephina, die grad geheiratet hatte und deren Mann John, ein Farmer aus Feuerland, sich unglĂŒcklicherweise kurz vor der Hochzeit durch einen Reitunfall mehrere RĂŒckenwirbel gebrochen hatte. Johns Vater verstarb dazu auch noch kurz vor der Hochzeit. Ihre Hochzeitsreise nach Europa mussten sie absagen.

Ziemlich viel UnglĂŒck auf einmal fĂŒr so ein junges Paar 

Ihre Tochter Josephina war nun zeitweise Chefin von 3 großen Schaffarmen mit tausenden von Tieren, 5 Arbeitern und jeder Menge Arbeit in Feuerland, da John zur Reha in Punta Arenas bleiben musste. Die Farmen liegen mehrere Stunden entfernt vom Festland. Wir haben nicht lange ĂŒberlegt und unsere Hilfe angeboten. Und es fĂŒr keine Sekunde bereut.


Aber wir hatten auch keine Ahnung was uns dort erwartet.

 

Um die Dimensionen der Farmen etwas besser zu verdeutlichen: 1 Schaf braucht 1 Hektar Grund zum Leben. Hat man 12.000 Schafe wie John & Jose, braucht man dementsprechende Mengen Hektar. Wenn im Winter das Gras schlechter wird, benötigt man eine zweite Farm in einer anderen Gegend, wo das Gras noch saftiger ist.

Um die Schafe dorthin zu treiben braucht man pro Schaftrieb mind. 3 Arbeiter, 11 Hunde, 2 Tage und Nerven. Und Logistik, um die Arbeiter in ihrer WellblechhĂŒtte, in der sie bei lausigem Wetter ĂŒbernachten, zu verpflegen: Holz fĂŒrs Feuer, Axt, Frischwasser, Kessel zum kochen, Fleisch, Mate, Matratzen, SchlafsĂ€cke, Regenzeug, Futter fĂŒr die Hunde…. ich möchte mir nicht vorstellen wie das frĂŒher funktioniert hat. So gibt es zu jedem „areo“ (Schaftrieb) auch ein Begleit-Pick-up, der vor allem die heuanrauschenden LKWÂŽs stoppt. Rechts und links ist nicht umsonst ein 50-100 Meter breiter Streifen neben der Strasse. Was die Arbeiter da mit ihren Hunden an „Choreografie“ veranstalten ist wirklich beeindruckend. Durch Pfiffe und Rufe angeleitet treiben sie die Herde mit Ruhe durch die Morgenstunden.

 

Unsere Helden: Maximilian, Ivan und Julio leben bereits seit 20-30 Jahren auf der Farm. Sie haben John schon als Baby erlebt. Sie bilden die unabdingliche Grundlage fĂŒr das Funktionieren der Farm. Sie wissen, welche Arbeiten wann erledigt werden mĂŒssen. Stehen bei jeder Wetterlage parat. Loyale Partner, die mit wenigen Worten, aber mit viel Stolz dieses Leben meistern. Mervin ist ein Springer, ursprĂŒnglich aus Futualefu, der nur temporĂ€r auf die Farm kommt. Ihre Charakteren haben uns inspiriert.

Ivan

Der Tag der Arbeiter beginnt morgens um 8 Uhr. Kleiner Mate Tee und raus zur Arbeit.
10 Uhr FrĂŒhstĂŒck: Sopapilla (frittierter Brotteig) mit Cafe/Tee.
Weiter Arbeiten. 12 Uhr Mittagessen. Weiter Arbeiten. 16 Uhr Nachmittagssnack. Weiter Arbeiten. 19 Uhr Abendessen.

Um die Arbeiter jeden Tag zu ernÀhren wird alle 3-4 Tage ein Schaf geschlachtet.
Wobei bei dem Wort „Schaf“ folgende Unterteilung wichtig ist: Oveja, Carnero, Cordero – Wollschaf, Fleischschaf, Lamm (Jungschaf). Wobei das Lamm nicht das kleine weiße Babylamm ist, dass wir in unserer Vorstellung hatten, sondern ein fast ausgewachsenes Schaf, nur noch jĂŒnger.
Der Vater von John hat schon frĂŒh eine sehr feine Merinoart gezĂŒchtet, was ihm einen ĂŒber die Insel hinaus guten Ruf beschert hat. Der Unterschied, wenn man ihn kennt ist nach einigen Tagen, auch fĂŒr uns erkennbar. Andere Farmen zĂŒchten u.a. das „Multipurpose“-Schaf, dass sowohl fĂŒr Fleisch als auch fĂŒr Wolle gehalten wird.

Um die Schafe komplett zu scheren braucht man professionelle Scherer, die von Farm zu Farm ziehen und im Akkord hunderte von Schafe am Tag scheren. Ein Kraftakt fĂŒr den RĂŒcken. Im Herbst werden den Schafen dann nur noch Kopf, Po oder Sack geschoren. „HĂ€lt die Eiszapfen davon ab in die Augen zu hĂ€ngen und erleichtert dem Bock und dem weiblichen Schaf unkompliziert sich zu decken“…. Wie soll man sich auch sonst bei all der Wolle zurecht finden….

Mervin

Zu diesen Scher-Stoßzeiten leben bis zu 25 Arbeiter auf der Farm und es werden ca. 2 Schafe am Tag geschlachtet.
Die ersten Tage haben wir alleine auf der Farm mit den Arbeitern verbracht und so einer Schlachtung beigewohnt.

Bis zu diesem Zeitpunkt leben die Schafe recht unbescholten auf den Weiden. Mithilfe der Hunde werden sie zusammen getrieben, ein Schaf wird ausgesucht und mit Hilfe des Pick-up zur Farm gebracht. Dort wird es per Hand von den Arbeitern getötet.

Nicht einfach zu sehen, obwohl alles sehr ruhig abgelaufen ist. Die Ruhe der Arbeiter, ihre Stimmen, die die Schafe seit langer Zeit kennen, gibt Vertrauen. Und dennoch… Wir wussten, dass wir vegetarisch bei diesem Aufenthalt nicht weit kommen werden und hatten uns gemeinsam entschlossen das Leben auf der Farm so anzunehmen wie es ist. Auch ihre Art der ErnĂ€hrung. GesĂŒnder und glĂŒcklicher kann ein Schaf nicht leben. So weit wir das beurteilen können.

Sowohl fĂŒr uns, als auch fĂŒr die Kinder war es wichtig bei diesem Akt dabei zu sein. Es life zu erleben. Luis und Felix haben selbst entschieden wieviel sie davon sehen wollen und haben aus den Augenwinkeln ein bisschen rĂŒbergespickt. Felix hat danach geweint. Ich habe sehr schlucken mĂŒssen.

Trotzdem. Wir sind hier Gast und meiner Meinung nach, steht es uns nicht zu, als „Ponyhof-Touristen“ her zu kommen und das Leben der Anderen zu kritisieren. Das war mir wichtig. Respektvoll zu sein und zu bleiben. Sowohl dem Leben der Menschen als auch dem der Tiere gegenĂŒber.

Wir haben das Schaf gegessen. Es hat gut geschmeckt. Unsere Meinung zum Fleischkonsum in unserem weiteren Leben hat es jedoch nicht verÀndert.

Um sich die GrĂ¶ĂŸe dieser Farmen besser vorstellen zu können, kann man die FlĂ€che von MĂŒnchen als Vergleich dazu nehmen. Halb so groß wie MĂŒnchen ist dieser Privatbesitz von John & Jose.

Abgesehen von den WeideflĂ€chen braucht man FlĂ€chen, um Alfalfa anzubauen, dass dann in Form von Heuballen die Überwinterung erleichtert. Hinzu kommen noch FlĂ€chen fĂŒr Hirsche und KĂŒhe.

Julio der Hirschversteher

Um die FlĂ€chen vom Nachbarn abzugrenzen, muss alles umzĂ€unt werden. Diese ZĂ€une mĂŒssen abgeritten und in Stand gehalten werden. Wenn man Pech hat, dann wohnen ganz viele Biber in der NĂ€he und raspeln die Holzpflöcke der ZĂ€une ab. Sie wissen ja nicht, dass sie die Pflöcke danach nicht als Baumaterial verwenden können, weil sie mit dem Draht verbunden sind. Umsonst abgenagt! Aber fĂŒr John & Jose kostet die Erneuerung sehr viel Geld & Manpower.

Hatte ich schon die Wildpferde erwĂ€hnt? Sie leben ebenfalls auf ihrem Terrain. Neben ca. 30 HĂŒtehunden, gibt es noch 10 Katzen, 2 Welpen, 30 domestizierte Pferde, Enten, HĂŒhner…..

Was konnten wir nun zum Leben auf der Farm beitragen?

Alles was grad angefallen ist und jeder wie er grad konnte: wir haben gekocht und WĂ€sche gewaschen, Lampen angebracht, ein Schuhregal gebaut, die Stromversorgung durch Solarpanel und Windrad wiederhergestellt. Wir haben die Welpen und die Katzen gefĂŒttert, den Pferden Heu gebracht, Kruschtelecken aufgerĂ€umt und Holz gehackt.

FĂŒr Luis und mich war der Schaftrieb beeindruckend. Wir sind einmal um 6 Uhr und einmal um 4 Uhr morgens aufgestanden und haben entweder laufend oder das Begleitfahrzeug fahrend die Herde begleitet. Das rufen der Arbeiter  in der Dunkelheit, ihr Pfeifen, Rasseln und das Bellen der Hunde wird uns noch lange in Erinnerung bleiben.

Wir haben beim Scheren zugeschaut, Vitamine gespritzt und das Fell der Schafe markiert.

 

Mittagessen auf der Farm Maria Gloria.

Ein Highlight fĂŒr mich war dem PferdeflĂŒsterer ĂŒber die Schulter zu schauen, ein paar Tricks zu hören, wie man ein wildes Pferd sanft domestiziert und mit den Arbeitern zusammen per Pferd die Schafe zusammen zu treiben.

Mervin der PferdeflĂŒsterer

Bei all dieser Arbeit, wo Pferde und Schafe zu ArbeitsgerÀten werden, war es gut zu sehen, dass es auch hier respektvollen Umgang gibt.

Das Jose TierÀrztin ist, kommt der Farm auf alle FÀlle zu Gute.

Wir haben gestaunt, gelernt, gefilmt, fotografiert…… Es hat uns irre viel Spaß gemacht so ein anderes Leben kennen zu lernen. Die Arbeiter haben uns nachhaltig beeindruckt. Wir haben ihnen aus Dank ein Geschenk fĂŒr Ihr Esszimmer gemacht. Bilder, die ihre WĂŒrde, ihren Charakter und das nicht einfache Leben in ihren Gesichtern widerspiegeln. Im Mittleren Segment des Fensters gibt es auch Bilder von Antonio, dem neuen Koch. Und Ramon, der 2 Tage vor unserer Abfahrt aus dem Urlaub zurĂŒck kam. Er ist, so behauptet er, ca. 80 Jahre. Er könnte aber auch gut 90 Jahre sein. Seinen Pass hat er erst als junger Bub erhalten. Er hat mit seinem Bruder fast alle ZĂ€une der Farm gebaut. Was fĂŒr eine Wahnsinns Leistung. Er wird wahrscheinlich nicht mehr lange auf der Farm bleiben können. Es wird ihm schwer fallen.

Es gĂ€be noch so viel ĂŒber diese Zeit zu erzĂ€hlen, soviel Details und Momente, dass ich gar nicht wĂŒsste sie alle in Worte zu fassen.

Zum Beispiel, wie sehr Luis und Felix der Aufenthalt gefallen und gut getan hat.

Wenn ich an all die Freundschaften denke, die sie geschlossen haben…

Diese zwei Welpen tragen jetzt einen Namen: Luis und Felix! Was fĂŒr eine Ehre!

 

Neben der Hauptfarm „Tres Hermanos“ und den Estancias „Copihue“ und „Maria Gloria“ haben John & Jose weiter im SĂŒden dann noch eine Art Nationalpark…. ich erspar mir jetzt die Beschreibung, weil es einfach unfassbar groß, weit, ruhig, unberĂŒhrt und wild ist….

Wir danken Jose & John und ihren Eltern, Paula & Jorge, dass sie uns in ihre Familie mit offenen Armen aufgenommen haben. Wir werden das Leben und die Projekte von ihnen aus der Ferne weiter begleiten und uns hoffentlich irgendwann wieder sehen.

 

Nachdem sich der RĂŒcken von John durch die Reha in Punta Arenas wesentlich verbessern konnte, sind die beiden nun auf ihrer wohl verdienten Hochzeitreise in Peru.

Privatmuseum von Joses Freunden in Punta Arenas

 

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Ich bin frisch verliebt

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Mai 22, 2018

… und Stefan hat es gemerkt…. Wie kommen wir raus aus dem Schlamassel?
Gar nicht, denn „alte Liebe rostet nicht“ und ich genieße es in vollen ZĂŒgen.

Wenn das Herz aufgeht, die Schmetterlinge fliegen, der eine oder andere Duft Erinnerungen hervorholt,
die Zunge lockerer wird ….die chilenische Lebenslust hat mich wieder voll erwischt.

„Deine Stimme hört sich ganz anders an, wenn du Spanisch sprichst“ hat mir mein Freund Poncho vor 25 Jahren in Santiago gesagt. Damals, frisch aus der Schule kommend, 1 Jahr auf Entdeckungstour in Chile. In dieser Zeit hat sich eine kleine Liebe in mein Herz eingenistet. Ich bin damals nicht viel gereist. War hauptsĂ€chlich in der Mitte Chiles unterwegs und habe das normale chilenische Leben aufgesaugt. Das hat mir gut getan.

Nach 11 Jahren bin ich zurĂŒckgekehrt, um mir den Traum eines Besuches auf der Osterinsel zu erfĂŒllen. Heute 25 Jahre spĂ€ter, bin ich mit meiner Familie zurĂŒckgekommen, um mehr vom Land kennen zu lernen und die kleine Liebe wiederaufleben und meine Lieben daran teilhaben zu lassen. Und es hat uns wie ein Knall erwischt.

AnfĂ€nglich ganz banal mit 2 Stunden Zeitunterschied, der uns aber in unserem Rhythmus, von Peru kommend, völlig durch einander gewirbelt hat. Die Chilenen sind nicht so zurĂŒckhaltend wie die Bolivianer oder Peruaner aus den Anden. Sie sind aber genauso gastfreundlich. Gastfreundlichkeit sagt man ja vielen LĂ€ndern nach. Vielleicht ist man auf Reisen empfĂ€nglicher fĂŒr Nettigkeiten? FĂŒr ein wohlgemeintes LĂ€cheln oder fĂŒr eine helfende Hand? Vielleicht ist man selbst auch netter, weil entspannter unterwegs! Ist Deutschland nicht auch gastfreundlich?  Die Definition von Gastfreundlichkeit ist fĂŒr jeden vermutlich unterschiedlich. Das wĂ€re jetzt ein Kapitel fĂŒr sich…

Wir sind bestimmt nicht die Art von Reisenden, die ĂŒberall schnell „dickste“ Freunde machen. Wir wollen unsere Leichtigkeit, unsere FlexibilitĂ€t, die wir auf dieser Reise mit dem Auto haben, behalten. Deswegen haben wir uns auch in den ersten Monaten der Reise mehr um uns gekĂŒmmert. Verarbeitet, was fĂŒr  Auswirkungen diese Form des Lebens auf unser Familienleben hat.

Wir haben uns dann sehr gefreut nach so vielen gemeinsamen Monaten meinen Freund Poncho in Santiago zu treffen. Kinder nehmen neue Bekanntschaften  so auf, wie man sie ihnen vorstellt. Und so war es auch fĂŒr sie ein freudiges Wiedersehen mit einem guten Freund.

Poncho hatte vor ein paar Jahren Krebs, ist dadurch zu Reiki gekommen und hat sein Leben in mancher Hinsicht
verÀndert. Er ist spiritueller geworden. Dankbarer.

Ich fand es schön, wie er so manches Mal inne gehalten und sich bedankt hat.

Oha, denkt sich vielleicht der Eine oder der Andere von Euch, das hört sich spooky an. Aber ist es das wirklich?
Ich fand es cool. Am Tisch vor dem Essen uns anzuschauen und zu sagen wie dankbar er dafĂŒr ist, dass wir
beisammen sind, dass wir das schöne Essen teilen können und dass es uns gut geht.

Das ist nicht spooky! Das kommt von Herzen.

Poncho lebt seit vielen Jahren in Santiago, hat einen fast volljĂ€hrigen Sohn und arbeitet als Umweltingenieur. Santiago ist eine Großstadt mit all ihren Annehmlichkeiten und Schattenseiten. Der Winter bringt eine verheerende Luftverschmutzung mit sich. Umgeben von Bergen kann sich die schlechte Luft wunderbar halten. Wir hatten GlĂŒck im SpĂ€tsommer vor Ort zu sein und haben den Aufenthalt sehr genossen. Wir konnten mit unserem Bigfoot mitten in der Stadt in einem Park stehen. Nah am Geschehen, aber in grĂŒnem Ambiente. Es gibt viele kleine Viertel zu entdecken, nette Lokale, tolle Museen und die Umgebung ist super zum sporteln. Wir geben hiermit eine absolute Reiseempfehlung raus, an all diejenigen, die auch StĂ€dte mögen.

In den ersten Monaten sind wir viel gefahren und haben viel entdeckt, jetzt wurde es Zeit fĂŒr ein bisschen körperliche Arbeit. Als Abwechslung zum normalen Reisealltag haben wir uns ĂŒber die „work-away“-Website als „arbeitende“ Familie angeboten und sind fĂŒr 5 Tage auf einer im Aufbau stehenden Pferderanch nĂ€he Viña del Mar gelandet.

Wir haben Palmen gepflanzt, Tiere gefĂŒttert, PferdeĂ€pfel auf den Mist geschafft, Pferde eingefangen und sind geritten.

 

Ich bin immer wieder beeindruckt wie cool sich die Jungs neuen Aufgaben stellen. Unvoreingenommen und mit einem Hang zum GrĂ¶ĂŸenwahn. Von wem sie das wohl haben?

Das sollte unser Einstieg ins gescheite Arbeitsleben sein. Geplant war danach ein lĂ€ngerer Arbeitsaufenthalt Ende April auf einer Schaffarm in Feuerland. Er wurde  uns aber leider kurz davor von Seiten der Farmbesitzer wegen „Schwangerschaftskomplikationenen“ abgesagt. Traurig und enttĂ€uscht erzĂ€hlte ich es Poncho. Ich hatte mich wirklich sehr darauf gefreut.

„Wenn ihr in Punta Arenas seit, dann besucht doch meine Cousine Paula und ihren Mann Jorge“.
Ein Satz von Poncho, der unsere Weiterreise auf den Kopf stellen sollte.

 

Aber vorher kamen noch ein paar bedeutenden Stationen: die Nationalparks von Douglas Tompkins, die Gegend um Osorno, die Landschaften im SĂŒden um Fitz Roy und Torres del Paine.

 

Gletscher Perito Moreno

„Bevor ihr nach Punta Arenas fahrt, treffen wir uns noch bei Rod in Pucon, oder?“

Rod Walker ist einer der ersten NaturschĂŒtzer Chiles. Geologe, Dozent an der Uni in Santiago, Reiki-Meister, BergfĂŒhrer, Vater, Eremit, Vorreiter fĂŒr Nachhaltigkeit und ökologische Lebensweise. Und Poncho seit vielen Jahren ein guter Freund.

„Un hĂ©roe silencioso“!

Ich habe ihn mit meinem Freund Poncho vor 25 Jahren schon einmal besucht. Wir haben damals an einer sehr spirituellen Exkursion durch die Araucarier-WĂ€lder teilgenommen. Er ist mittlerweile ĂŒber 70 Jahre alt und hat an Faszination nicht verloren. Er lebt seiner Lebensphilosophie konform in einem sehr minimalistischen HolzhĂ€uschen im Wald „el Cani“, in der NĂ€he von Pucon. Ein Mensch, dem großer Respekt gebĂŒrt.

Wir waren 2 Tage mit ihm zusammen. Es kam uns lÀnger vor.

Es gibt Begegnungen, die brauchen keine AufwĂ€rmphase. Keine ErklĂ€rungen. Keine ZurĂŒckhaltung.

Das ist wie bei der alten Liebe, die nicht rostet. Du begegnest ihr wieder und wenn du GlĂŒck hast, stimmt das GefĂŒhl sofort. Diese WĂ€rme die dich umhĂŒllt, weil es dir gut geht. Weil du sein kannst wie du bist. Weil du dich an Gemeinsamkeiten erinnerst. Weil du sagen kannst was dir auf dem Herzen liegt.

Und jetzt stellt Euch vor ihr könnt das mit dem Menschen teilen, der dich im Leben durch alle Höhen und Tiefen begleitet. Der dieses „verliebt-sein“ spĂŒrt, akzeptiert und im besten Fall auch nachvollziehen kann.

Chile hat sich nun auch ins Herz von Stefan eingenistet.
Neben seiner Liebe fĂŒr uns und fĂŒr all die anderen nicht rosten wollenden alten Lieben.

Schön, dass wir dieses Verliebt sein miteinander teilen können…

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Kann man sich nÀher als nah kommen?

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Feb. 11, 2018

Es passiert jeden Tag viel. Begegnungen. Landschaften. Unterhaltungen. Und dazwischen sind wir. Jeder fĂŒr sich. Wir alle zusammen. Manchmal, wenn auch selten, hĂ€ngen wir unseren Gedanken nach. Es gibt viel zu erfragen, zu erkunden, zu lesen. Wir sind hier zusammen und zusammen gehen wir durch dick und dĂŒnn. Und auch wenn ich alle manchmal zum Kuckuck wĂŒnschen wollte, so bin ich doch beeindruckt und auch stolz darauf, wie sehr wir es schaffen, alles so friedlich zusammen zu meistern. Vor allem vor dem Hintergrund, dass so manch eine Situation nicht einfach auszuhalten ist. Und von so einer will ich jetzt erzĂ€hlen. Zwischen diesem Ereignis und heute liegen ja Wochen,  Bildwelten, Emotionen, aber diese eine Situation hat uns alle gleichermaßen betroffen.

Wir haben einen wunderschönen 3-Tages-Trek von La Paz ausgemacht. Der Takesi-Trail. Landschaftlich ein Traum. Leider konnten wir keine Mulis mieten und mussten unsere schweren RucksÀcke inklusive Zelt, Isomatten, SchlafsÀcken und Essen selbst tragen. Rauf auf 4.600 Meter. Runter durch beeindruckende Wiesen, auf aus Stein gepflasterten Inkapfaden und an Seen vorbei.


Fernab von der Zivilisation oder genauer gesagt ein paar Fußstunden entfernt. Nachts mit Regen und Schnee. Stefans Geburtstag um 3.30 Uhr nachts mit Stollen und Lampion gefeiert. Bisschen gefroren.



Tapfer gelaufen. Stundenlang bergab. Eine tolle Familie kennen gelernt mit 4 Jungs, die irgendwo am Hang wohnen. 3 Stunden Fußmarsch bis zum nĂ€chsten Ort entfernt.

Mit Muskelkater am letzten Morgen aufgewacht. Fertig, aber glĂŒcklich. Schmerzende Schultern, aber glĂŒcklich.

Und dann wollten wir am nĂ€chsten Nachmittag einfach nur diesen einfachen Bus nach La Paz zurĂŒcknehmen. Eine andere Möglichkeit hĂ€tte es nicht gegeben. AnfĂ€nglich haben wir noch gelacht ĂŒber die harten Federn. Luis, Felix und ich in der letzten Reihe, Stefan auf dem Ersatzsitz davor nebst 12 anderen Erwachsenen und einem weiteren Kind.

Wie gesagt, am Anfang haben wir noch darĂŒber gescherzt, dass es eine holprige Fahrt wird. Aber kurz danach ist uns das Lachen im Hals stecken geblieben und unser Leben am seidenen Faden zum Absturz bereit gewesen. An Stefans Gesicht konnte ich erkennen, dass es ihm auch nicht zum Scherzen zumute war.

Die Straße: unbefestigt, schottrig, ohne Leitplanken. Max. 1,5 Autos breit.
Links der Berg, rechts ein paar hundert Meter tiefer Abgrund.

Der Fahrer: auf der Flucht. Mit rutschenden Reifen, stets mit dem Hinterrad knapp am Abgrund vorbei.
Schnell. Waghalsig. LebensmĂŒde.

Selbst Luis, der als Kind ja oft die Gefahr noch nicht abschĂ€tzen kann, sagte, dass er totale Angst hĂ€tte. Wahrscheinlich hat er an meinen harten Griff um seine Schultern gemerkt, dass etwas nicht stimmt. Es gibt wenige Momente in meinem Leben, wo ich wirklich richtig dolle Angst hatte, aber diese Stunde Fahrt am Rande des Abgrundes hat mich fertig gemacht. Felix hat sich auf meinen Schoss gelegt, um nicht rauschauen zu mĂŒssen. Stefans Gesicht war stark gestresst. In einem gefassten Moment habe ich von hinten nach vorn geschrien, dass er verdammt nochmal langsamer fahren soll. Und nachdem sich auch mein Vordermann zu mir umgedreht hat, um mir zu signalisieren, dass es leider immer so rasant zu geht auf diesen Fahrten, kam mir auch wieder in den Sinn, dass uns Gert, der deutsche StadtfĂŒhrer aus La Paz, von diesen abenteuerlichen Fahrten berichtet hat. Auch in den ReisefĂŒhrern wird davor gewarnt, weil es immer wieder zu schlimmen UnfĂ€llen kommt.

Das alles hatten wir einfach vergessen.

Und dann habe ich nochmal meinen ganzen Mut zusammengenommen und den Fahrer angeschrien, er soll jetzt endlich langsamer fahren, weil er fĂŒr 12 Erwachsene und 3 Kinder die Verantwortung trĂ€gt. „Wir haben hier hinten Angst, verdammte Scheiße“!

Und dann hat er sich besonnen. Die Fahrt entschleunigt. Dann kam endlich die Asphaltstrasse.

„Selbst schuld, wenn ihr Euch auf so ein Abenteuer einlasst….“, hör ich es da aus dem Universum rufen. Klar, wissen wir auch, aber damit hatten wir einfach nicht gerechnet. Es hĂ€tte auch keine andere Möglichkeit der RĂŒckkehr gegeben.

Eines steht fest: wir steigen nie mehr in so einen „fucking“ Kleinbus ein.

Dieses Erlebnis und dass wir in dem einen Moment alle gleich gefĂŒhlt haben, hat uns noch ein bisschen nĂ€her als nah gebracht. Ohne Angst und Scham haben wir geweint, uns gehalten, die Augen zusammen gekniffen vor Angst und uns vor Erleichterung nach dem Aussteigen umarmt.

Heute, am Tag an dem ich diesen Beitrag schreibe, fast 2 Monate spĂ€ter, erfahren wir, daß oberhalb von Lima ein Bus mit 48 Menschen in den Tod gestĂŒrzt ist. Auf den Strassen Boliviens und Perus sĂ€umen Kreuze die StrassenrĂ€nder. Nicht wie bei uns in Bayern mal eines oder zwei. Zumeist sind es mehrere, die davon zeugen, dass hier wieder ein Bus ĂŒber die Klippen gesprungen ist, ein Fahrer in einer unĂŒbersichtlichen Kurve ĂŒberholt oder eingeschlafen ist. Und wenn ich jetzt noch erzĂ€hle, dass wir vor 4 Wochen ein Erdbeben der StĂ€rke 7,3 in unmittelbarer Entfernung miterlebt haben, dann könnte man wieder sagen: „Was fahrt ihr aber auch in solche LĂ€nder?“.

Im Nachhinein können wir darĂŒber lachen. An dem Tag bin ich blass und mit schlotternden Knien aus dem Bus ausgestiegen.
Fast so wie damals in Costa Rica, als ich mit 2 Freunden und einer kleinen Propellermaschine notlanden musste. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.

Ich bin mir nicht sicher, ob wir in Europa an so vielen Stellen so unbekĂŒmmert hĂ€tten ĂŒbernachten können. Abgesehen von dem Fahrverhalten, sind uns die Bolivianer, die Peruaner und die Chilenen sehr wohlgesonnen gewesen. Unglaublich Kinderfreundlich. Hilfsbereit. Interessiert.

Das Abenteuer geht weiter!

Wieviel Universum kann man aushalten ?

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Feb. 9, 2018

Luis am Steuer. Die Zehenspitzen berĂŒhren knapp das Gaspedal. Ein Grinsen von links nach rechts. Ein Jungentraum wird wahr und das auf dem grĂ¶ĂŸten Salzsee der Welt. Wenn diese Autofahrt unendlich sein könnte, Luis und Felix wĂŒrden die Option wĂ€hlen.
Ich bin mit 3 MĂ€nnern unterwegs (die zwei kleinen benehmen sich oft schon wie zwei große Alphatierchen…) und so gestalten wir unsere AktivitĂ€ten im VerhĂ€ltnis 3:1, wenn man die Themenschwerpunkte betrachtet! Es ist ein Heidenspaß, sie so glĂŒcklich zu sehen und ich bin froh an vielen Stellen die Verantwortung abzugeben und einfach nur dabei sein zu können. Die Oberverantwortung tragen Stefan und ich eh zusammen, mĂŒssen immer fĂŒr vier denken und wachsam sein, so ist es schön, wenn wir (wie auch zuhause) unsere „Einzelverantwortungen“ haben.

Nach wie vor ist Stefan HighlĂ€nder ĂŒber Fahrzeug, Technik und digital Support und ich fĂŒr körperlich-seelische Belange, ErnĂ€hrung und Kommunikation (lokal und global). Luis und Felix sind fĂŒr Disco, Wissenserweiterung und Unterhaltung zustĂ€ndig. Gerne fuschelt der eine dem anderen in den Verantwortungsbereich, da wir manchmal zu eng beieinander sind, aber im Großen und Ganzen behĂ€lt jeder seinen Herrschaftsbereich.

An der unberĂŒhrtesten Stelle vom Salzsee kratzen wir Kristalle von der RĂŒckseite der Schollen und fĂŒllen unseren Vorrat auf. Fleur de Sal de Uyuni im roten Jutebeutel! Die Sonne scheint stark. Das weiß reflektiert brutal und nur schemenhaft sind entfernt Inseln oder Berge zu erkennen. HĂ€tten wir kein GPS, wir wĂŒrden der Fata Morgana auf den Leim gehen. Spuren sind zu erkennen. Aber: traue keiner Spur, deren Verursacher du nicht gesehen hast.

Die Nacht kommt und eröffnet uns ein weiteres Spektakel: Ein Meer aus Sternen und Kometen. Fern ab von jeglichem Lichtsmog. Stefan hat schon lange sein Equipment in Stellung gebracht. Mit der Dunkelheit kommen die KĂ€lte und der Wind. Eingepackt mit MĂŒtze und Handschuhe stehen wir wie berauscht und starren nach oben. Wir fĂŒhlen uns wie Ameisen. Und unweigerlich wird uns klar was „in Relation zu“ wirklich bedeuten kann. Zu der Unendlichkeit ĂŒber uns, gesellt sich eine unfassbare Stille um uns. Kein Rauschen, kein Knacken. Ein Einfaches „Nichts“! Wir sind nur ein Teil des großen Ganzen. Und wenn wir uns bis jetzt schon oft darĂŒber Gedanken gemacht haben, ob es ĂŒberhaupt Leben irgend woanders in diesem Universum gibt, so erscheint es uns jetzt fast ĂŒberheblich, dass wir daran je gezweifelt haben.

Wir sind klein. FĂŒr das Universum unbedeutend. FĂŒr uns auf der Erde bedeuten wir die Welt. Wir sind das Wichtigste, was uns in unserem Leben begegnen kann. Wir fĂŒr uns. FĂŒreinander. Und wenn ich mich auch wiederhole: fĂŒr unsere Familien und Freunde. Noch nie in meinem Leben bin ich mir dessen so bewusst gewesen. NatĂŒrlich bedarf es dafĂŒr keiner Reise, aber das GefĂŒhl fĂŒr meine Familie und fĂŒr meine Freunde ist noch nie so stark gewesen wie zu dieser Zeit. Warum? Weil wir oft ĂŒber Euch reden. Weil wir so schöne RĂŒckmeldungen von Euch bekommen. Wir uns jedes Mal freuen von zuhause zu hören. Weil uns von Herzen wichtig ist zu wissen, wie es allen ergeht.

Und wie wir so dastehen, vor KĂ€lte die HĂ€nde aneinander klatschen, kommt es uns „hirnrissig“ vor wie sehr wir Dingen im Leben hinterher hecheln. Uns aufregen. Abarbeiten. Dem Alltag oder der Zukunftsangst erlegen sind. Hier wird uns nochmal ohne Worte erklĂ€rt, wie endlich alles Leben ist und wir verdammt nochmal nur in diesem einen Leben selbstbestimmt und ausgeglichen leben und genießen MÜSSEN. Keine Sorge ich werde nicht zur Esoterikerin mutieren und auch nicht in jedem Beitrag einen Weisheiten-Erkenntnis-Pegel hochschrauben. Aber manche Gedanken kommen, wenn man etwas mehr Zeit hat ĂŒber die Dinge des Alltags nach zu denken.

Vielleicht sollten wir einfach immer weiterfahren? Die Kinder vom Leben lernen lassen? GĂŒnstiger als jetzt werden wir so eine Reise nicht mehr machen können. Eine Familie die wir getroffen haben, lebt nach dem Credo „Travelling is education, the rest is love“. GefĂ€llt mir unglaublich gut der Spruch!

Manchmal platzt mir der Kopf weil sich Ideen, Bedenken und GleichgĂŒltigkeit die Hand geben. Da jeder Tag eine andere Emotion/Faszination mitbringt und nicht die BestĂ€ndigkeit des Alltags bietet, befinden wir uns auch was die Lebensplanung angeht, oft auf einer Achterbahn. In vielen Momenten wĂŒnschte ich mir meine Freunde hier. Zum Diskutieren, zum Zuhören, zum drĂŒber nachdenken. Aber so sehr wir auch die eine oder andere Möglichkeit in ErwĂ€gung ziehen, so merken wir immer wieder wie sehr wir unsere Heimat lieben. Wie schön es ist gemeinsam an „Heimwehtagen“ die tollen VorzĂŒge von zuhause auf zu zĂ€hlen. Wir sehr uns das GefĂŒhl beseelt, das liebe Freunde auf uns warten. Und wenn wir auch nicht religiös im Sinne einer Kirchenzugehörigkeit sind, so ist mein Glaube an das Universum, was es gut mit uns meint stĂ€rker denn je.

***
Manchmal wird mein Optimismus und mein Glaube jedoch sehr erschĂŒttert und ich werde noch mehr darin bestĂ€rkt jeden Tag zu genießen, was mir natĂŒrlich nicht immer gelingt.
Eine liebe Freundin aus Köln ist kĂŒrzlich an Krebs gestorben. Sie war in unserem Alter. Wir haben sehr lange eng zusammengearbeitet und viele Stationen des Lebens voneinander miterlebt. Sie hinterlĂ€sst einen Sohn von 13 Jahren. Angefangen hat es letzten Sommer mit einer „harmlosen“ Brustkrebs-Diagnose. Geendet mit einer unheilbaren Krebsform nur ca. 6 Monate spĂ€ter. Ihre Mutter selbst nach erfolgreicher Chemo aus dem Krankenhaus entlassen, muss nun ihre eigenen Tochter zu Grabe tragen…
Das ist so eine Situation, die mich echt erschĂŒttert. Unsere Gedanken sind bei Nicoles Sohn, ihren Eltern und Freunden. Nicht nur der Verlust ist kaum zu ertragen, auch der Schmerz der anderen lastet schwer. Trotzdem ist es schön zu wissen, dass eine Freundin von uns noch ein paar Stunden vorher bei ihr im Krankenhaus war. Und warum, weil sie bestĂ€rkt wurde nix auf zu schieben. Diese letzten Momente mit zu erleben ist hart. Es wird schwer sein dieses Bild aus dem Kopf zu kriegen, aber liebe Anke, liebe Inga, seid Euch sicher, es hat Nicole sehr viel bedeutet eure Freundschaft bis zum Ende zu spĂŒren. Ein echter Freundschaftsbeweis.

***

Auch wieder ein Teil unserer Reise. Die Gedanken und Nachrichten, die unsere Freunde betreffen. Neben meiner Familie der wichtigste Bestandteil meines Lebens. Teil des Leides und der Freude meiner Freunde zu sein. Und auch wenn es manchmal schwer ist das Leid zu teilen. FĂŒr mich gehört es zu einer richtigen Freundschaft dazu.

Am Ende des Lebens wird es einen schönen Teil meiner Erinnerungen ausmachen:
Teilhaber mancher Freundschaft gewesen zu sein!

Es sind knapp zwei Monate vergangen….

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Jan. 11, 2018

…eine kurze Zusammenfassung

Sucre haben wir nach 3wöchigem Aufenthalt mit wertvollen Erfahrungen verlassen:

Die Jungs durften nachmittags in einem kleinen Fußballclub in der NĂ€he der Werkstatt mit trainieren was zwischenzeitlich eher an „Schuhplattler-Training“ im tiefsten Bayern erinnerte.

 

Wir haben alle 1 Woche Spanischkurs belegt  – Felix hat nun auch „symbolisch“ seinen ersten Schultag erlebt. Es war eine schöne Abwechslung zum Reisealltag und hat uns ein kleines GefĂŒhl von Sesshaftigkeit gegeben. Ich persönlich habe besonders die Zeit „alleine“ mit meiner Lehrerin genossen, die mit mir viel ĂŒber das Leben, die Bedeutung der Familie, Partnerschaften und Politik in Bolivien erzĂ€hlt hat. Wir haben lecker „Papas relleneas“ auf der Strasse gegessen und abends im Kochkurs zubereiten gelernt.

Und weil wir ja noch Wartezeit zu ĂŒberbrĂŒcken hatten, haben wir unserem Bigfoot einen schönen Dielenboden eingezimmert.

Unseren aus USA eingeflogenen Fahrzeugcomputer, der leider im 500km entfernten Santa Cruz im Zoll festgehalten wurde, musste ich persönlich mit Inlandsflug rausholen. Hat mich 2 Tage Nervenkampf mit den Zollbeamten und 1 Nacht in Santa Cruz City gekostet. Aber auch das hat, mit 1 Monat Abstand, gut geklappt.

Unser Auto, ich kann euch beruhigen, hat nach 2 weiteren kleineren, aber dafĂŒr Augen öffnenden ZwischenfĂ€llen, seine Bestform zurĂŒckerhalten. Nun wissen wir, dank 3 sehr versierten Mechanikern aus der chilenischen WĂŒste, was der leider nicht so versierte Mechaniker in Sucre vergessen hatte: sĂ€mtliche auseinander gerupften Steckverbindungen, zur Lokalisierung oder besser gesagt zur Überspielung seiner eigenen Fehler, wieder ordentlich zusammen zu stecken.

Gemeinsam können wir nun allen noch so weit von der Zivilisation entfernten Locations mit Gelassenheit entgegen fiebern: Stefan der nun ein Diplom in der Lokalisierung von Ford-Fehlermeldungen hat und ich, die einen fundierten spanisch Automechaniker-Wortschatz erlangt hat.

Unser Auto ist die Basis von allem: unser Fels in der Brandung, unser Zuhause, unser Kinosaal, unsere KĂŒche, unser Spiel- Wohn- und Schlafzimmer. Wir haben zwar mehr Geld reingesteckt, als wir geplant hatten, aber dafĂŒr haben wir seinen Wert nun gut gesteigert. Er hat eine Power, die uns bis ĂŒber 5.000 Meter problemlos hinaufbringt. Es gab bis jetzt keine zu steilen HĂ€nge und keine zu rutschigen Abfahrten. Wir haben noch jede Spitzkehre gemeistert. Und nachdem wir viele andere tolle Expeditionsfahrzeuge gesehen haben, bleiben wir dabei: Wir haben genĂŒgend Platz und können gescheit Kochen. Alles in allem sind wir immer noch super zufrieden mit unserem Bigfoot.

 

 

 

 

Und damit das auch in Zukunft so bleibt, haben wir unserem Bigfoot zu Weihnachten eine schöne Segnung gegönnt:

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Highlights der letzten Etappen in Brasilien

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Okt. 21, 2017

Oscar Niemeyer Museum in Curitiba

Das imposante GebĂ€ude, die auf den ersten Blick nĂŒchterne aber dennoch so emotionale Bauart, die Geschichte und die Philosophie von diesem Architekten hat uns sehr beeindruckt. „Geschwungen wie die Wellen des Ozeans, sinnlich wie der Körper einer Frau“ eine Architektur wie eine Philosophie. Kein Wunder, dass ihm der Satz von diesem Philosophen gefallen hat: „Der Verstand ist der Gegner der Vorstellungskraft“ (Heidegger)

 

Iguazu WasserfÀlle und der Vogelpark Des Aves

Im 3-LĂ€ndereck Brasilien, Argentinien und Paraguay liegen die beeindruckenden WasserfĂ€lle, die sowohl von brasilianischer als auch von argentinischer Seite zu bewundern sind. Seit 1984 UNESCO-Welterbe. Der Vogelpark direkt daneben hat uns weitaus mehr Spass gemacht. Hier geht es weniger darum die Tiere zooĂ€hnlich zur Schau zu stellen, als vom Aussterben bedrohte Arten zu erhalten, zu zĂŒchten und fĂŒr eine erneute Auswilderung zu trainieren.  Des Weiteren ist es eine Art Kranken- und Rehabilitationseinrichtung fĂŒr verletzte Tiere. Tukane und blaue, grĂŒne und gelbe Papagaien so hautnah zu erleben ist ein Erlebnis. Leider ist das Umweltbewusstein der Brasilianer unterschiedlich stark verbreitet (vorsichtig ausgedrĂŒckt), sodass sowohl der MĂŒll als auch die Zerstörung der natĂŒrlichen LebensrĂ€ume ein riesen Problem fĂŒr die Flora und Fauna darstellen. Ein vielschichtiges  Thema, welches wir auf der Reise oft diskutieren.

 

WerkstÀtten

Unser Bigfoot bekommt viel Aufmerksamkeit. Auch wenn wir am Anfang etwas genervt von den Reparaturen waren, so wissen wir nun die rechtzeitige Instandhaltung des eigenen Fahrzeuges zu schĂ€tzen. Alle „Overlander“ können von diversen Werkstatt-Aufenthalten berichten, da die Strassen, Pisten und das Klima eine außergewöhnliche Belastung fĂŒr die Fahrzeuge darstellen. Wie ich in meinem letzten Blog schon erwĂ€hnt habe, gibt es auch hier einen Superlativ: Andres, ein sehr netter  Chilene, campt in seinem alten VW bus bereits seit 3 Wochen in der Werkstatt. Als Gegenleistung fĂŒr eine komplette Motorinstandsetzung hat er mit seinem Kumpel den gesamten Hof der Werkstatt von Schrott und MĂŒll befreit. Das hat der Besitzer als Anlass genommen, um WĂ€nde streichen zu lassen und seinen Werkstattboden zu erneuern. Sie wirkten bereits wie eine große Familie. Danke Ze Carlos & Kollegen von „Tres Frontiers“ in Foz , wir haben uns sehr fair behandelt gefĂŒhlt. Eine Top Adresse!

 

Bonito

Der Ort zeichnet sich durch nachhaltigen Öko-Tourismus aus und hat ein paar versteckte Naturparadiese zu bieten. Schnorcheln im glasklaren Wasser, imposante Höhlen zum Abseilen und erfrischende WasserfĂ€lle. Wir entscheiden uns fĂŒr die gĂŒnstigen und mit kleinen Kindern realisierbaren Varianten. Es ist heiss, bei z.T. 40 Grad. Die Moskitos lieben deutsches Blut und auch die Ameisen wissen KrĂŒmel im KĂŒhlschrank, im Bett, hinterm Herd und am Fenster zu schĂ€tzen. Das Klima fordert uns heraus. Was wir besonders zu lieben gelernt haben:  eisgekĂŒhlte frische KokosnĂŒsse. Wir sind dankbar fĂŒr unseren KĂŒhlschrank!

 

SĂŒdliches Pantanal

Die Beschreibungen im Dumont FĂŒhrer haben Luis Erwartungen ins unendliche hochgeschraubt. Eine tierische Erfahrung wie in Afrika hat er sich vorgestellt. Kaimane, Papagaien und unzĂ€hlige Vögel können da nicht mithalten. Wegen der extremen Hitze entscheiden wir uns deswegen gegen eine 3-tĂ€gige Tour mit unserem Bigfoot auf einem Boot den Fluss hinauf nach Porto Jofre. Das nördlichen Pantanal wĂŒrde uns bestimmt ein besseres Dschungelfeeling bescheren, aber die Anstrengung erscheint uns fĂŒr alle zu groß.

 

Motorradtreffen in Corumba

Verschwitzt treffen wir in der Grenzstadt zu Bolivien spĂ€t abends in einem Hostel auf einen sehr netten Motorradclub. Bergmann Dominguez treffen wir am nĂ€chsten Tag in seiner Werkstatt in Bolivien wieder. Er besorgt uns 2 gĂŒnstige Goodrich Reifen und ein paar tolle Insidertipps gratis dazu. Am Ende der Brasilientour haben wir letztendlich alle 4 Reifen durch BF Goodrich AT Reifen ausgetauscht. Eine wirklich lohnenswerte Investition. Wir sind mit ihnen bereits 6 Monate quer durch Afrika ohne Platten gereist – jetzt können wir guten Mutes die Anden in Angriff nehmen.Wir treffen Bergmann Dominguez und seine Freunde zwei Tage spĂ€ter durch Zufall wieder. Ein gemeinsames Mittagessen, ein paar nette WĂŒnsche und herzliche Umarmungen. Diese Begegnungen sind fĂŒr mich neben den Attraktionen die schönsten Erlebnisse auf so einer Reise.

Himmel, Arsch und Zwirn

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Okt. 21, 2017

Möchtest du vielleicht auch auf eine lĂ€ngere Reise gehen? Alleine oder mit Deiner Familie? Dann ĂŒberleg dir schon mal in welcher besonderen Mission DU oder ihr unterwegs sein wollt. Einfach so mal ein Jahr Auszeit nehmen, kann jeder. Heutzutage sollte Dein Vorhaben mindestens einen Superlativ beinhalten, wenn Du nicht vegan, öko, eco, fair oder nachhaltig unterwegs sein kannst, dann aber doch bitte mit ein paar anderen USPÂŽs !

Es gibt schon komische Dinge die einen unter Druck setzen können. Am Anfang der Reise war es ein bisschen das „wir könnten noch lĂ€ssiger sein“- GefĂŒhl. Ihr versteht nicht wovon ich rede? Ich will es Euch gerne erklĂ€ren.  Wenn ich dabei ein bisschen ironisch oder auch sarkastisch werde, dann verzeiht mir meine AusdrĂŒcke – auf dem Weg zur Erkenntnis sind alle Mittel recht.

Du planst eine Reise. FĂŒhlst dich schon wie ein Hero, weil fast alles so klappt wie geplant.  Startest mit deinem „Humboldt GefĂŒhl“ am anderen Ende der Welt und dann mit zunehmender Reisedauer und kunterbunten Begegnungen hast du das GefĂŒhl einer Belehrung. Oder einer Erkenntnis, dass es fĂŒr alles krasse Steigerungen gibt oder genauer gesagt, dass wir die absoluten Spießer unter den Abenteurern sind.

WĂ€hrend wir anfĂ€nglich schon zu viert mit dem Platz, der NĂ€he und dem neuen Alltag zu kĂ€mpfen hatten, startest DU am besten direkt mit doppelt so vielen Kindern, halb so viel Platz und unendlich viel Zeit. „Slow travelling“ und „easy going“ vom Feinsten heisst die Devise.

Zu sechst im 30 Jahre alten VW Bus mit Hund und Katze ist wirklich das Mindestniveau fĂŒr einen hippen Nomaden. Und wenn Du nicht schon auf Rawfood oder Sonnenlicht umgestellt hast, dann kochst du als Flexi oder Paleo auch nicht mehr auf einem kleinen zwei Flammen Gasbrenner, sondern schleppst direkt deinen kompletten Herd inkl. Backofen mit dir rum. Den kannst du dann nĂ€mlich an besonders geilen PlĂ€tzen in die aus Treibholz gezimmerte AußenkĂŒche integrieren.

Ach so, das machst du natĂŒrlich nur, wenn du nicht nur 1 Jahr unterwegs bist. Nein, wer was auf sich hĂ€lt, der reist mindestens fĂŒnf am besten gleich zehn oder Königsklasse, 16 Jahre durch die Welt und bleibt dann auch mindestens ein paar Monate am gleichen Fleck, damit du neben der offiziellen Landessprache auch den lokalen Dialekt inhalieren kannst.

Die Kinder werden natĂŒrlich nicht mit einer Pfurz normalen Schule belĂ€stigt. Waldorf war schon zu Hause Mindestniveau, beschult wird heute „on the road“ von der eigenen unendlich allwissenden und immer die Ruhe bewahrenden Über-Mutti, die neben dem veganen Mittagessen, im Lotussitz auch noch den TraumfĂ€nger und die Bettdecke aus BioHanf klöppelt. Wenn du aber deine Kinder mit ihren wirklichen Begabungen in Kontakt treten lassen möchtest, dann wirst du sie auf alle FĂ€lle „unschooled“ lassen, denn im Grunde genommen ist alles andere nur Diktatur.

Was, du machst kein Yoga und trinkst noch Alkohol ? Tja, dann wĂ€re es doch Zeit fĂŒr einen Therapeuten oder am besten gleich ab in die Klinik.

Ach was rede ich da, wichtig sind doch einfach nur die tollen Momente, die man auf einer Reise gemeinsam erleben, besprechen und sich danach noch einmal gemeinsam ĂŒber den Diaprojektor anschauen kann… Wenn ich gekonnt hĂ€tte, so hĂ€tte ich bei den Iguazu WasserfĂ€llen gerne dem einen oder anderen Touri seinen Selfiestick wahlweise ĂŒbers GelĂ€nder geworfen, quer durchs Gesicht gezogen oder rektal hinten reingeschoben. Da waren mir doch vor 10 Jahren die leise kichernden Asiaten mit ihren Regenschirmen wirklich lieber.

Martin Parr hĂ€tte seine helle Freude an den absurdesten Situationen gehabt:  sich in Pose schmeißende, voll aufgepimmte den anderen Besuchern ihre Ellenbogen in die Flanken rammende Sightseeing Junkies jeglicher Couleur. AnfĂ€nglich trotteln die Kollegen noch mit herunterhĂ€ngenden Mundwinkeln vom Parkplatz zum Ort des Geschehen, um dann mit fast erschreckend perfekt eingespielter Performance Augen, Nasenlöcher und MĂŒnder auf zu reißen, als wĂ€re ihnen gerade ein Schreck durch die Glieder oder ein Skorpion an den zusammen gekniffenen Hintern gesprungen. Das eine oder andere Mal hĂ€tte ich fast „do you feel allright?“ aus lauter Sorge gesagt. Wenn der BĂŒhnenreif inszenierte Auftritt abgehakt ist, trottelt man wieder gemeinsam mit seinem im Regenmantel eingewickelten Chihuahua und vor Erschöpfung nun erschlafften Mundwinkeln zurĂŒck. LĂ€sst dann noch ein bisschen MĂŒll hier und da fallen und schnippt den Zigarettenstummel mit Aussicht auf einen Waldbrand ins trockene Unterholz. Wichtig ist vor allem, dass die Pseudo-Schauspieler alles sofort online stellen und sich den 0-8-15 Abenteuer-Spießern somit voll in den Weg und in die Sicht stellen.

Die von mir gerade beschriebenen Mitmenschen, waren keineswegs die Weltenbummler aus dem Guinessbuch der Rekorde. Das waren nur die 0-8-15 Touristen.

Der moderne Weltenbummler fĂŒhrt sich so natĂŒrlich nicht auf. Er bewertet nicht, ist totally relaxed und findet alles amazing, ist blown away und verweilt nur kurz, weil er eh schon alles vom Top Secret Platz auf der anderen Seite gesehen hat. Das hat er dir Abenteuer-Spießer natĂŒrlich mit einem Augenzwinkern zu verstehen gegeben, weil du arme Sau das wirkliche Schauspiel leider verpasst. Er fĂ€hrt aber auch ein Fahrzeug mit dem er im 90 Grad Winkel am Berg parken kann, um dort von seinem Roof Top Tent mit seinen 6 Kindern und Hund und Katze mit der GoPro im selbstgebastelten Flying Fox hinter die WasserfĂ€lle fliegen kann.

Hatte ich schon von solchen Fahrzeugen berichtet?

Wenn du, von You tube Videos angeleitet, nicht mindestens einen 30 Jahre alten VW Bus namens Samba oder Bulli pinterestmĂ€ssig perfekt ausbauen kannst, dann entscheide Dich bitte fĂŒr einen 7,5 Tonner – drunter geht nix. Wahlweise mit schalldichter Kabine, 3 Ersatzreifen und mindestens 3,5 Meter Höhe. Solarpaneele, Biotoilette und Fußbodenheizung sind Standard. Wenn Du völlig autark sein willst, dann hast du auch noch dein „homegrown“ und deine Wasch- und SpĂŒlmaschine dabei.

Manchmal kann ich mich dem GefĂŒhl nicht verwehren, dass man heute kaum noch „gut genug“ ist, weil es wirklich immer jemanden gibt, der alles besser oder toller kann oder macht. NatĂŒrlich war das schon immer so. Und auch die Tatsache, dass man sich heute online und ĂŒberall im internationalen Vergleich sieht, ist keine Neuigkeit.  Dennoch finde ich, obwohl oft selbst genau gleich agierend, den Weltenbummler und digitalen Lifestyle ein bisschen bizarr.

Wir sind auf Reisen, aber dennoch nicht wirklich weg. Wenn ich frĂŒher noch toll fand, fĂŒr den Rest der Familie verschollen zu sein, weil von mir fĂŒr lange Zeit kein Signal ausgesendet wurde, so mag ich heute den zigsten Werkstattaufenthalt per WhatsApp mit einem Kommentar an meine Geschwister senden und am liebsten öfter mit den Eltern telefonieren. Vielleicht heute mehr aus der Sorge heraus, dass es ihnen gut geht.

Nur meine Mutter schafft es noch sich dem zu entziehen und ist nur per Postkarte zu erreichen.
Mami, wenn du das bei Deiner Freundin (die Internet hat) liest: es geht uns gut!

Oft fĂŒhle ich mich außen vor, obwohl ich mitten drin bin. Meistens fĂŒhle ich mich jedoch mitten drin, obwohl ich wahrscheinlich völlig außen vor bin. Zum GlĂŒck ist mir der letzte Zustand dann nicht bewusst.

Wenn ihr jetzt das GefĂŒhl habt, dass ich einen an der Klatsche habe so einen unmöglichen Text zu schreiben, dann habt ihr zu 100 % Recht. Nach zwei weiteren Tagen in der Werkstatt, einigen MĂŒckenstichen an den Beinen und 2 Caipirinha intus, kann man sich so etwas Unmögliches, im knappen Bikini ganz ungeniert am Pool sitzend, von der Leber schreiben. Vielleicht habe ich auch bei dem einen oder anderen Detail „etwas“ ĂŒbertrieben. Ich kann euch aber versichern: Es hat herrlichen Spaß gemacht diesen Text zu schreiben.

PS: Sollte sich der eine oder andere hier zu Unrecht angesprochen fĂŒhlen, dann nehmt es bitte mit Leichtigkeit und einem Augenzwinkern. Vielleicht schwingt auch unterschwellig ein bisschen Neid und Bewunderung bei meinen Beschreibungen mit. Auf alle FĂ€lle will ich damit zeigen, wie verrĂŒckt die Menschen sein können, die man auf so einer Reise trifft und gleichzeitig wie viel Spaß es macht, die Welt mit wachsamen Augen zu bereisen.

Opa, Schornstein und Eisenbahn

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Okt. 14, 2017

Die Brasilianer machen uns das Reisen leicht. Die Gelassenheit, ihre Freude, die ĂŒberall an zu treffende Hilfsbereitschaft und das immerwĂ€hrende „bom dia“ und „tudo bem“ geben uns ein schönes GefĂŒhl des „Herzlich Willkommen“ sein. Der SĂŒden des Landes soll das typische Brasilien des Norden und Westen nicht ganz so wieder spiegeln wurde uns gesagt, und das was wir auf diesem Abschnitt der Reise begegnen, bestĂ€tigt diese Aussage grĂŒndlich.

Wie es der Zufall will, erreicht uns unser Freund Clemens aus Hamburg mit der Aussicht auf ein witziges Projekt mit seinem Freund Michi just zur rechten Zeit. Wir machen spontan auf dem Weg nach Norden einen Schwenker ins Landesinnere.

Wir staunen nicht schlecht als uns Pension Oma Helga und Restaurant Schroeder am Ortseingang von Pomerode begrĂŒĂŸen. Um 1850 kam eine Gruppe von 17 Pionieren, um das Land zu besiedeln, welches dem deutschen Pharmazeuten Herman Bruno Otto Blumenau aus Hasselfelde zugebilligt wurde. Die neuen hellhĂ€utigen Bewohner waren so anstĂ€ndig Leut, dass sie auf den damals noch ĂŒblichen Einsatz von Sklaverei verzichteten. Auch Reisende mit Sklaven durften nur 24 Stunden in der Stadt verweilen. Sowohl der Start als auch ihre Geschichte war fĂŒr die neuen deutsch-brasilianer nicht immer einfach gewesen. Ihre Traditionen, Tugenden und Sprache pflegend, haben sie nicht nur an diesem Fleck sondern im gesamten Land ihre sicht- und hörbaren Spuren hinterlassen. Die Stadt weist heute eine der höchsten Lebensstandards in Brasilien auf und hat neben dem zweit grĂ¶ĂŸten Textilpark auch eine erfolgreiche Glasindustrie.*

Die erste Nacht verbringen wir bei Michi zu Hause mit einem herrlichen Blick ĂŒber die Stadt. Felix, der zuerst einmal das stille Örtchen besuchen will, fragt mich mit fĂŒr alle hörbarer LautstĂ€rke: „Mami, meinst du die Klos sind hier sauber?“ So eine fĂŒr uns sonst essentielle Frage kann man mitunter nicht unterdrĂŒcken aus Respekt vor anderen! Da sowohl der Nachmittagskaffee, als auch das FrĂŒhstĂŒck herrlich brasilianisch sĂŒĂŸ war und der Abend mit einer ausgiebigen Wii Session und Pizza mit Schokosauce vergoldet wurde, werden die Jungs sich wahrscheinlich bis an ihr Lebensende an diesen Aufenthalt mit einem LĂ€cheln erinnern.

Vor 20 Jahren kam Michi mit seiner Rockband nach Brasilien, wurde vom Erfolg ĂŒberrollt und konnte sich dem Charme der Brasilianer nicht verwehren und blieb. Hysterisch kreischende und HĂŒften schwingende Fans in ausverkauften Hallen tun der Musikerseele auf alle FĂ€lle besser, als vor 5 Leuten in der muffigen Vorstadt Kneipe in Deutschland zu singen.

Damals hatte Michi noch eine MĂ€hne wie Mick Hucknall von Simply Red und die heissen Groupies ließen nicht lange auf sich warten. Die Freundin derjenigen, die sich am meisten fĂŒr ihn interessiert hat, wurde seine Frau und so begann seine eigene deutsch-brasilianische Geschichte.

Heute ist Michi neben seinem Marketingjob mit seiner deutsch-brasilianischen Combo auf dem grĂ¶ĂŸten Oktoberfest außerhalb Deutschlands immer noch ein Highlight. Inklusive der fast 340.000 Einwohner von dem Nachbarort Blumenau, wovon sich um die 40 % immernoch deutschstĂ€mmig fĂŒhlen, kommen jedes Jahr ca. 1 Millionen Besucher. Bei 30 Grad in Lederhosen werden fast 700.000 Liter Bier und 28.000 Teller Eisbein mit Sauerkraut konsumiert. 17 Tage lang tagt das Spektakel und wer im Dirndl erscheint zahlt nur den halben Eintritt.

Michis neue Band „Herr Schmitt“ lĂ€sst alljĂ€hrlich neben 30 anderen angesagten Bands z.T. aus Deutschland tausende von Zuschauer auf deutsch-brasilianische Volksmusik abgehen. HierfĂŒr sollte spontan ein kleines Video gedreht werden, was Stefan als witzige Ablenkung vom Reisealltag gerne in Angriff genommen hat.

Auf dem höchsten GebĂ€ude von Blumenau wird im Penthouse mit Pool das „tsumba do aleman“ – Video gedreht. Trotz Bewölkung und der Absage des 2. Kameramanns ist ein tolles Video entstanden.

Felix der sich eigens zum DJ dieser Reise ernannt hat, tanzt und trĂ€llert nun nicht mehr zu Ed Sheerans „Shape of you“ sondern, schmettert laut mit vom Video abgeschauten SĂ€nger Posen das „Ich liebe deinen Körper, mir fehlen die Wörter…“!

Am ersten Abend sind wir zur Einstimmung mit Michi und seiner Frau in die ortsansĂ€ssige Brauerei Schornstein gefahren. Das Bierbrauen hat hier einen hohen Stellenwert und neben der Marke Schornstein, gibt es noch weitere Marken die u.a. Eisenbahn und Opa heißen. Stefan fotografiert seitdem nur noch Bierflaschen und jede fotografierte Flasche muss auch probiert werden. Mitunter fehlt vor lauter Bier im KĂŒhlschrank der Platz fĂŒr mein GemĂŒse. Die Flaschen mit drehbarem Verschluss statt Kronkorken stellen sich als sehr ungĂŒnstig fĂŒr die Safari raus, da sie sich bei starker Buckelpiste eigenmĂ€chtig ihres Verschlusses entledigen und meine Zucchini und Möhren in Biersuppe schwimmen lassen.

Video-Nachbesprechung findet im „Torten Paradies“ statt. Apfelstrudel, KĂ€sekuchen, SchwarzwĂ€lder Kirsch, alles was ein deutsches Herz zum gepflegten KrĂ€nzchen schneller schlagen lĂ€sst.

Ich habe im Ausland schon viele Immigrations-Geschichten in x-ter Generation erlebt, ob ursprĂŒnglich durch Kolonialisierung oder aus Not, die GrĂŒnde waren immer sehr individuell. Was alle diese Geschichten gemeinsam haben ist, dass die Familien ihre eigenen Traditionen ĂŒber viele Generationen hinweg kultiviert haben. IdentitĂ€t besteht aus vielen Facetten und hinterlĂ€sst man nicht einfach. Die wenigsten Menschen verlassen ihre Heimat, um sich ihrer eigenen IdentitĂ€t zu entledigen. Deswegen ist es meiner Meinung nach wichtig, nicht immer nur von Anpassung und Integration zu sprechen, sondern vor allem auch einen Platz zu bieten, der tolerant genug ist mehrere IdentitĂ€ten nebeneinander zu erlauben. Es gibt genĂŒgend positive Beispiele dafĂŒr in der Welt.

Nach 3 Tagen Deutschunterricht verbringen wir einen herrlichen Tag in einer Therme. Bei 35 Grad im Schatten im 30 Grad warmen Wasser zu baden ist auch mal was Neues, vor allem wenn 2 Leguane bewegungslos neben der Rutsche liegen.

Wir haben uns gegen Rio de Janeiro entschieden, um weder im Pantanal noch in den Anden die optimale Reisezeit zu verpassen. So ziehen wir Richtung Westen weiter und durchqueren auf dem Weg zu den Iguazu WasserfĂ€llen die Kornkammer Brasiliens. Soweit das Auge reicht Landwirtschaft: Reis-, Weizen-, Mais-, Soja- und schließlich Zuckerrohrfelder. Die GrĂ¶ĂŸe der Felder, die Art der Landmaschinen, und die Vielzahl der HĂŒhnerfarmen lassen erahnen, dass hier nicht ökologisch angebaut oder Eier der GĂŒteklasse 0 produziert werden.

Aber das ist ein anderes Thema.

 

(*Quelle: Dumont Brasilien ReisefĂŒhrer)

Von MĂ€nnern, Motorhomes und Plastik-Rindern

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Sep. 24, 2017

Ein ganz besonderes Highlight unserer letzten Etappe habe ich unterschlagen. Die letzte Nacht vor unserer Canyontour haben wir in Praia Grande ĂŒbernachtet und sind bei der Suche nach einem passenden Schlafplatz von einem freundlich winkenden Herrn auf einen Festivalplatz eingeladen worden. Was uns da erwartete war wirklich skurril. Mindestens  200 abgefahrene Motorhomes.

Wir sind aus dem Staunen nicht mehr rausgekommen. Spacige Wagen, einige klein und fein, andere mind. 10 Meter lang.
Originale aus den 70ern,  einige mit Hightech-Ausstattung, andere wiederum in schönem beige-gelb-braunem Retro Design.

„Lieber Torsten E., wir haben ganz besonders an Dich hier denken mĂŒssen – ein Traum.“

Witzigerweise haben wir 2 nette Reisende aus unserem Nachbarort Murnau getroffen.
Cornelia und Stefan Wedel. Die Welt kann so klein sein.

Am beeindruckensten war aber der auf dem GelĂ€nde stattfindende „Gaucho-Wettbewerb“.
Wir haben zum GlĂŒck nur die Abendstunden Stunden miterlebt, aber wie uns gesagt wurde, hat der Wettbewerb bereits morgens frĂŒh angefangen.
Wenn ihr euch den Film anschaut und dem Mann am Mikro lauscht, könnt ihr Euch ein wenig eine Vorstellung machen.
Wie auf einer Auktion wurden die Teilnehmer angefeuert ihre Lassos im Galopp der von einem Motorrad gezogenen Rinderattrappe um die Hörner zu werfen. Soweit wir das verstanden haben galt das k.o.-Prinzip und die MÀnner haben ihre Jobs echt gut gemacht.

Fette Autos, starke MĂ€nner, schnelle Pferde, weibliche Zuschauer – darauf haben wir erstmal ein kĂŒhles Bier getrunken.

Vom Regen in die Traufe

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Sep. 20, 2017

In Höhe der KĂŒstenstadt  Torres zieht es uns in die brasilianische Bergwelt mit sattgrĂŒnen Canyons. Auf ĂŒber 1.000 Meter ĂŒberblicken wir die Nationalparks von Itaimbezinho und Fortaleza und ĂŒbernachten unter sternklarem Himmel neben einer Absprungrampe fĂŒr Gleitschirmflieger.

Am nĂ€chsten Morgen kommt mit dem Wind auch Blitz, Donner und Regen und zwingt uns zu einem ĂŒberstĂŒrzten Aufbruch, den Luis, um den wohlverdienten Schlaf gebracht, erst mal nicht verzeihen kann. Die weiter fĂŒhrende Straße wird durch Bauarbeiten blockiert und wir mĂŒĂŸen ein langes StĂŒck schwer zu befahrende Piste zurĂŒckkehren – fĂŒr uns 4×4  Freunde kein Problem. @Clemens: „Wir trainieren schon mal “

Der einsetzende Regen und dichter Nebel erhöhen den Adrenalinspiegel aber nicht unbedingt die Stimmung.  Sehr spitze Steine und tiefe Löcher machen es unserem Bigfoot nicht besonders leicht, aber mit GefĂŒhl erreichen wir die nĂ€chst grĂ¶ĂŸere Ortschaft.

Wie geht’s nun weiter?  Stefan vertraut am liebsten der Navigationstechnik, ich bevorzuge die Landkarte und wĂ€hrend wir noch ĂŒber den Abzweig sinnieren, merken wir, dass das FahrgefĂŒhl irgendwie nicht stimmt. Stefan hĂ€lt an, lĂ€uft ums Auto und ich sehe das Desaster schon im Außenspiegel: ein Platten hinten rechts. FĂŒr die Jungs ein Abenteuer fĂŒr uns eine ziemliche Kurbelei am Wagenheber. Highlander zeigt dass er seine Hausaufgaben gemacht hat und nach kĂŒrzester  Zeit haben wir das Rad ausgetauscht und legen einen kurzen Pit-Stop beim Ferrari-Service-Team um die Ecke ein. Reifen Check-up!

Wir haben GlĂŒck. Es ist nur ein Loch, welches schnell geflickt ist. Felix streichelt unseren Bigfoot! Es ist immer wieder schön zu sehen, wie anders Kinder mit Situationen umgehen. Wir können einiges von ihnen lernen, wenn wir denn aufmerksam genug sind.

Diese saftig grĂŒne Gegend, mit ihrem fruchtbaren Boden gefĂ€llt uns sehr gut. Sie ist etwas wilder als die KĂŒste und der Wald gibt sich schon etwas dschungelartiger. Sehr ursprĂŒnglich. Da das Wetter aber kĂŒhl bleiben soll nehmen wir die Etappe hinunter nach FlorianĂłpolis, der attraktiven KĂŒstenstadt mit ihren 100 StrĂ€nde, in einem Tag. Dort treffen wir auch Tina und Daniel mit ihren 3 MĂ€dels wieder.

Wie und wo?
Das ist eine andere Geschichte, die ich spÀter erzÀhlen werde.