Es sind knapp zwei Monate vergangen….

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Jan 11, 2018

…eine kurze Zusammenfassung

Sucre haben wir nach 3wöchigem Aufenthalt mit wertvollen Erfahrungen verlassen:

Die Jungs durften nachmittags in einem kleinen Fußballclub in der Nähe der Werkstatt mit trainieren was zwischenzeitlich eher an „Schuhplattler-Training“ im tiefsten Bayern erinnerte.

 

Wir haben alle 1 Woche Spanischkurs belegt  – Felix hat nun auch „symbolisch“ seinen ersten Schultag erlebt. Es war eine schöne Abwechslung zum Reisealltag und hat uns ein kleines Gefühl von Sesshaftigkeit gegeben. Ich persönlich habe besonders die Zeit „alleine“ mit meiner Lehrerin genossen, die mit mir viel über das Leben, die Bedeutung der Familie, Partnerschaften und Politik in Bolivien erzählt hat. Wir haben lecker „Papas relleneas“ auf der Strasse gegessen und abends im Kochkurs zubereiten gelernt.

Und weil wir ja noch Wartezeit zu überbrücken hatten, haben wir unserem Bigfoot einen schönen Dielenboden eingezimmert.

Unseren aus USA eingeflogenen Fahrzeugcomputer, der leider im 500km entfernten Santa Cruz im Zoll festgehalten wurde, musste ich persönlich mit Inlandsflug rausholen. Hat mich 2 Tage Nervenkampf mit den Zollbeamten und 1 Nacht in Santa Cruz City gekostet. Aber auch das hat, mit 1 Monat Abstand, gut geklappt.

Unser Auto, ich kann euch beruhigen, hat nach 2 weiteren kleineren, aber dafür Augen öffnenden Zwischenfällen, seine Bestform zurückerhalten. Nun wissen wir, dank 3 sehr versierten Mechanikern aus der chilenischen Wüste, was der leider nicht so versierte Mechaniker in Sucre vergessen hatte: sämtliche auseinander gerupften Steckverbindungen, zur Lokalisierung oder besser gesagt zur Überspielung seiner eigenen Fehler, wieder ordentlich zusammen zu stecken.

Gemeinsam können wir nun allen noch so weit von der Zivilisation entfernten Locations mit Gelassenheit entgegen fiebern: Stefan der nun ein Diplom in der Lokalisierung von Ford-Fehlermeldungen hat und ich, die einen fundierten spanisch Automechaniker-Wortschatz erlangt hat.

Unser Auto ist die Basis von allem: unser Fels in der Brandung, unser Zuhause, unser Kinosaal, unsere Küche, unser Spiel- Wohn- und Schlafzimmer. Wir haben zwar mehr Geld reingesteckt, als wir geplant hatten, aber dafür haben wir seinen Wert nun gut gesteigert. Er hat eine Power, die uns bis über 5.000 Meter problemlos hinaufbringt. Es gab bis jetzt keine zu steilen Hänge und keine zu rutschigen Abfahrten. Wir haben noch jede Spitzkehre gemeistert. Und nachdem wir viele andere tolle Expeditionsfahrzeuge gesehen haben, bleiben wir dabei: Wir haben genügend Platz und können gescheit Kochen. Alles in allem sind wir immer noch super zufrieden mit unserem Bigfoot.

 

 

 

 

Und damit das auch in Zukunft so bleibt, haben wir unserem Bigfoot zu Weihnachten eine schöne Segnung gegönnt:

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Opa, Schornstein und Eisenbahn

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Okt 14, 2017

Die Brasilianer machen uns das Reisen leicht. Die Gelassenheit, ihre Freude, die überall an zu treffende Hilfsbereitschaft und das immerwährende „bom dia“ und „tudo bem“ geben uns ein schönes Gefühl des „Herzlich Willkommen“ sein. Der Süden des Landes soll das typische Brasilien des Norden und Westen nicht ganz so wieder spiegeln wurde uns gesagt, und das was wir auf diesem Abschnitt der Reise begegnen, bestätigt diese Aussage gründlich.

Wie es der Zufall will, erreicht uns unser Freund Clemens aus Hamburg mit der Aussicht auf ein witziges Projekt mit seinem Freund Michi just zur rechten Zeit. Wir machen spontan auf dem Weg nach Norden einen Schwenker ins Landesinnere.

Wir staunen nicht schlecht als uns Pension Oma Helga und Restaurant Schroeder am Ortseingang von Pomerode begrüßen. Um 1850 kam eine Gruppe von 17 Pionieren, um das Land zu besiedeln, welches dem deutschen Pharmazeuten Herman Bruno Otto Blumenau aus Hasselfelde zugebilligt wurde. Die neuen hellhäutigen Bewohner waren so anständig Leut, dass sie auf den damals noch üblichen Einsatz von Sklaverei verzichteten. Auch Reisende mit Sklaven durften nur 24 Stunden in der Stadt verweilen. Sowohl der Start als auch ihre Geschichte war für die neuen deutsch-brasilianer nicht immer einfach gewesen. Ihre Traditionen, Tugenden und Sprache pflegend, haben sie nicht nur an diesem Fleck sondern im gesamten Land ihre sicht- und hörbaren Spuren hinterlassen. Die Stadt weist heute eine der höchsten Lebensstandards in Brasilien auf und hat neben dem zweit größten Textilpark auch eine erfolgreiche Glasindustrie.*

Die erste Nacht verbringen wir bei Michi zu Hause mit einem herrlichen Blick über die Stadt. Felix, der zuerst einmal das stille Örtchen besuchen will, fragt mich mit für alle hörbarer Lautstärke: „Mami, meinst du die Klos sind hier sauber?“ So eine für uns sonst essentielle Frage kann man mitunter nicht unterdrücken aus Respekt vor anderen! Da sowohl der Nachmittagskaffee, als auch das Frühstück herrlich brasilianisch süß war und der Abend mit einer ausgiebigen Wii Session und Pizza mit Schokosauce vergoldet wurde, werden die Jungs sich wahrscheinlich bis an ihr Lebensende an diesen Aufenthalt mit einem Lächeln erinnern.

Vor 20 Jahren kam Michi mit seiner Rockband nach Brasilien, wurde vom Erfolg überrollt und konnte sich dem Charme der Brasilianer nicht verwehren und blieb. Hysterisch kreischende und Hüften schwingende Fans in ausverkauften Hallen tun der Musikerseele auf alle Fälle besser, als vor 5 Leuten in der muffigen Vorstadt Kneipe in Deutschland zu singen.

Damals hatte Michi noch eine Mähne wie Mick Hucknall von Simply Red und die heissen Groupies ließen nicht lange auf sich warten. Die Freundin derjenigen, die sich am meisten für ihn interessiert hat, wurde seine Frau und so begann seine eigene deutsch-brasilianische Geschichte.

Heute ist Michi neben seinem Marketingjob mit seiner deutsch-brasilianischen Combo auf dem größten Oktoberfest außerhalb Deutschlands immer noch ein Highlight. Inklusive der fast 340.000 Einwohner von dem Nachbarort Blumenau, wovon sich um die 40 % immernoch deutschstämmig fühlen, kommen jedes Jahr ca. 1 Millionen Besucher. Bei 30 Grad in Lederhosen werden fast 700.000 Liter Bier und 28.000 Teller Eisbein mit Sauerkraut konsumiert. 17 Tage lang tagt das Spektakel und wer im Dirndl erscheint zahlt nur den halben Eintritt.

Michis neue Band „Herr Schmitt“ lässt alljährlich neben 30 anderen angesagten Bands z.T. aus Deutschland tausende von Zuschauer auf deutsch-brasilianische Volksmusik abgehen. Hierfür sollte spontan ein kleines Video gedreht werden, was Stefan als witzige Ablenkung vom Reisealltag gerne in Angriff genommen hat.

Auf dem höchsten Gebäude von Blumenau wird im Penthouse mit Pool das „tsumba do aleman“ – Video gedreht. Trotz Bewölkung und der Absage des 2. Kameramanns ist ein tolles Video entstanden.

Felix der sich eigens zum DJ dieser Reise ernannt hat, tanzt und trällert nun nicht mehr zu Ed Sheerans „Shape of you“ sondern, schmettert laut mit vom Video abgeschauten Sänger Posen das „Ich liebe deinen Körper, mir fehlen die Wörter…“!

Am ersten Abend sind wir zur Einstimmung mit Michi und seiner Frau in die ortsansässige Brauerei Schornstein gefahren. Das Bierbrauen hat hier einen hohen Stellenwert und neben der Marke Schornstein, gibt es noch weitere Marken die u.a. Eisenbahn und Opa heißen. Stefan fotografiert seitdem nur noch Bierflaschen und jede fotografierte Flasche muss auch probiert werden. Mitunter fehlt vor lauter Bier im Kühlschrank der Platz für mein Gemüse. Die Flaschen mit drehbarem Verschluss statt Kronkorken stellen sich als sehr ungünstig für die Safari raus, da sie sich bei starker Buckelpiste eigenmächtig ihres Verschlusses entledigen und meine Zucchini und Möhren in Biersuppe schwimmen lassen.

Video-Nachbesprechung findet im „Torten Paradies“ statt. Apfelstrudel, Käsekuchen, Schwarzwälder Kirsch, alles was ein deutsches Herz zum gepflegten Kränzchen schneller schlagen lässt.

Ich habe im Ausland schon viele Immigrations-Geschichten in x-ter Generation erlebt, ob ursprünglich durch Kolonialisierung oder aus Not, die Gründe waren immer sehr individuell. Was alle diese Geschichten gemeinsam haben ist, dass die Familien ihre eigenen Traditionen über viele Generationen hinweg kultiviert haben. Identität besteht aus vielen Facetten und hinterlässt man nicht einfach. Die wenigsten Menschen verlassen ihre Heimat, um sich ihrer eigenen Identität zu entledigen. Deswegen ist es meiner Meinung nach wichtig, nicht immer nur von Anpassung und Integration zu sprechen, sondern vor allem auch einen Platz zu bieten, der tolerant genug ist mehrere Identitäten nebeneinander zu erlauben. Es gibt genügend positive Beispiele dafür in der Welt.

Nach 3 Tagen Deutschunterricht verbringen wir einen herrlichen Tag in einer Therme. Bei 35 Grad im Schatten im 30 Grad warmen Wasser zu baden ist auch mal was Neues, vor allem wenn 2 Leguane bewegungslos neben der Rutsche liegen.

Wir haben uns gegen Rio de Janeiro entschieden, um weder im Pantanal noch in den Anden die optimale Reisezeit zu verpassen. So ziehen wir Richtung Westen weiter und durchqueren auf dem Weg zu den Iguazu Wasserfällen die Kornkammer Brasiliens. Soweit das Auge reicht Landwirtschaft: Reis-, Weizen-, Mais-, Soja- und schließlich Zuckerrohrfelder. Die Größe der Felder, die Art der Landmaschinen, und die Vielzahl der Hühnerfarmen lassen erahnen, dass hier nicht ökologisch angebaut oder Eier der Güteklasse 0 produziert werden.

Aber das ist ein anderes Thema.

 

(*Quelle: Dumont Brasilien Reiseführer)

Von Männern, Motorhomes und Plastik-Rindern

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Sep 24, 2017

Ein ganz besonderes Highlight unserer letzten Etappe habe ich unterschlagen. Die letzte Nacht vor unserer Canyontour haben wir in Praia Grande übernachtet und sind bei der Suche nach einem passenden Schlafplatz von einem freundlich winkenden Herrn auf einen Festivalplatz eingeladen worden. Was uns da erwartete war wirklich skurril. Mindestens  200 abgefahrene Motorhomes.

Wir sind aus dem Staunen nicht mehr rausgekommen. Spacige Wagen, einige klein und fein, andere mind. 10 Meter lang.
Originale aus den 70ern,  einige mit Hightech-Ausstattung, andere wiederum in schönem beige-gelb-braunem Retro Design.

„Lieber Torsten E., wir haben ganz besonders an Dich hier denken müssen – ein Traum.“

Witzigerweise haben wir 2 nette Reisende aus unserem Nachbarort Murnau getroffen.
Cornelia und Stefan Wedel. Die Welt kann so klein sein.

Am beeindruckensten war aber der auf dem Gelände stattfindende „Gaucho-Wettbewerb“.
Wir haben zum Glück nur die Abendstunden Stunden miterlebt, aber wie uns gesagt wurde, hat der Wettbewerb bereits morgens früh angefangen.
Wenn ihr euch den Film anschaut und dem Mann am Mikro lauscht, könnt ihr Euch ein wenig eine Vorstellung machen.
Wie auf einer Auktion wurden die Teilnehmer angefeuert ihre Lassos im Galopp der von einem Motorrad gezogenen Rinderattrappe um die Hörner zu werfen. Soweit wir das verstanden haben galt das k.o.-Prinzip und die Männer haben ihre Jobs echt gut gemacht.

Fette Autos, starke Männer, schnelle Pferde, weibliche Zuschauer – darauf haben wir erstmal ein kühles Bier getrunken.