Ich bin frisch verliebt

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Mai 22, 2018

… und Stefan hat es gemerkt…. Wie kommen wir raus aus dem Schlamassel?
Gar nicht, denn „alte Liebe rostet nicht“ und ich genieße es in vollen Zügen.

Wenn das Herz aufgeht, die Schmetterlinge fliegen, der eine oder andere Duft Erinnerungen hervorholt,
die Zunge lockerer wird ….die chilenische Lebenslust hat mich wieder voll erwischt.

„Deine Stimme hört sich ganz anders an, wenn du Spanisch sprichst“ hat mir mein Freund Poncho vor 25 Jahren in Santiago gesagt. Damals, frisch aus der Schule kommend, 1 Jahr auf Entdeckungstour in Chile. In dieser Zeit hat sich eine kleine Liebe in mein Herz eingenistet. Ich bin damals nicht viel gereist. War hauptsächlich in der Mitte Chiles unterwegs und habe das normale chilenische Leben aufgesaugt. Das hat mir gut getan.

Nach 11 Jahren bin ich zurückgekehrt, um mir den Traum eines Besuches auf der Osterinsel zu erfüllen. Heute 25 Jahre später, bin ich mit meiner Familie zurückgekommen, um mehr vom Land kennen zu lernen und die kleine Liebe wiederaufleben und meine Lieben daran teilhaben zu lassen. Und es hat uns wie ein Knall erwischt.

Anfänglich ganz banal mit 2 Stunden Zeitunterschied, der uns aber in unserem Rhythmus, von Peru kommend, völlig durch einander gewirbelt hat. Die Chilenen sind nicht so zurückhaltend wie die Bolivianer oder Peruaner aus den Anden. Sie sind aber genauso gastfreundlich. Gastfreundlichkeit sagt man ja vielen Ländern nach. Vielleicht ist man auf Reisen empfänglicher für Nettigkeiten? Für ein wohlgemeintes Lächeln oder für eine helfende Hand? Vielleicht ist man selbst auch netter, weil entspannter unterwegs! Ist Deutschland nicht auch gastfreundlich?  Die Definition von Gastfreundlichkeit ist für jeden vermutlich unterschiedlich. Das wäre jetzt ein Kapitel für sich…

Wir sind bestimmt nicht die Art von Reisenden, die überall schnell „dickste“ Freunde machen. Wir wollen unsere Leichtigkeit, unsere Flexibilität, die wir auf dieser Reise mit dem Auto haben, behalten. Deswegen haben wir uns auch in den ersten Monaten der Reise mehr um uns gekümmert. Verarbeitet, was für  Auswirkungen diese Form des Lebens auf unser Familienleben hat.

Wir haben uns dann sehr gefreut nach so vielen gemeinsamen Monaten meinen Freund Poncho in Santiago zu treffen. Kinder nehmen neue Bekanntschaften  so auf, wie man sie ihnen vorstellt. Und so war es auch für sie ein freudiges Wiedersehen mit einem guten Freund.

Poncho hatte vor ein paar Jahren Krebs, ist dadurch zu Reiki gekommen und hat sein Leben in mancher Hinsicht
verändert. Er ist spiritueller geworden. Dankbarer.

Ich fand es schön, wie er so manches Mal inne gehalten und sich bedankt hat.

Oha, denkt sich vielleicht der Eine oder der Andere von Euch, das hört sich spooky an. Aber ist es das wirklich?
Ich fand es cool. Am Tisch vor dem Essen uns anzuschauen und zu sagen wie dankbar er dafür ist, dass wir
beisammen sind, dass wir das schöne Essen teilen können und dass es uns gut geht.

Das ist nicht spooky! Das kommt von Herzen.

Poncho lebt seit vielen Jahren in Santiago, hat einen fast volljährigen Sohn und arbeitet als Umweltingenieur. Santiago ist eine Großstadt mit all ihren Annehmlichkeiten und Schattenseiten. Der Winter bringt eine verheerende Luftverschmutzung mit sich. Umgeben von Bergen kann sich die schlechte Luft wunderbar halten. Wir hatten Glück im Spätsommer vor Ort zu sein und haben den Aufenthalt sehr genossen. Wir konnten mit unserem Bigfoot mitten in der Stadt in einem Park stehen. Nah am Geschehen, aber in grünem Ambiente. Es gibt viele kleine Viertel zu entdecken, nette Lokale, tolle Museen und die Umgebung ist super zum sporteln. Wir geben hiermit eine absolute Reiseempfehlung raus, an all diejenigen, die auch Städte mögen.

In den ersten Monaten sind wir viel gefahren und haben viel entdeckt, jetzt wurde es Zeit für ein bisschen körperliche Arbeit. Als Abwechslung zum normalen Reisealltag haben wir uns über die „work-away“-Website als „arbeitende“ Familie angeboten und sind für 5 Tage auf einer im Aufbau stehenden Pferderanch nähe Viña del Mar gelandet.

Wir haben Palmen gepflanzt, Tiere gefüttert, Pferdeäpfel auf den Mist geschafft, Pferde eingefangen und sind geritten.

 

Ich bin immer wieder beeindruckt wie cool sich die Jungs neuen Aufgaben stellen. Unvoreingenommen und mit einem Hang zum Größenwahn. Von wem sie das wohl haben?

Das sollte unser Einstieg ins gescheite Arbeitsleben sein. Geplant war danach ein längerer Arbeitsaufenthalt Ende April auf einer Schaffarm in Feuerland. Er wurde  uns aber leider kurz davor von Seiten der Farmbesitzer wegen „Schwangerschaftskomplikationenen“ abgesagt. Traurig und enttäuscht erzählte ich es Poncho. Ich hatte mich wirklich sehr darauf gefreut.

„Wenn ihr in Punta Arenas seit, dann besucht doch meine Cousine Paula und ihren Mann Jorge“.
Ein Satz von Poncho, der unsere Weiterreise auf den Kopf stellen sollte.

 

Aber vorher kamen noch ein paar bedeutenden Stationen: die Nationalparks von Douglas Tompkins, die Gegend um Osorno, die Landschaften im Süden um Fitz Roy und Torres del Paine.

 

Gletscher Perito Moreno

„Bevor ihr nach Punta Arenas fahrt, treffen wir uns noch bei Rod in Pucon, oder?“

Rod Walker ist einer der ersten Naturschützer Chiles. Geologe, Dozent an der Uni in Santiago, Reiki-Meister, Bergführer, Vater, Eremit, Vorreiter für Nachhaltigkeit und ökologische Lebensweise. Und Poncho seit vielen Jahren ein guter Freund.

„Un héroe silencioso“!

Ich habe ihn mit meinem Freund Poncho vor 25 Jahren schon einmal besucht. Wir haben damals an einer sehr spirituellen Exkursion durch die Araucarier-Wälder teilgenommen. Er ist mittlerweile über 70 Jahre alt und hat an Faszination nicht verloren. Er lebt seiner Lebensphilosophie konform in einem sehr minimalistischen Holzhäuschen im Wald „el Cani“, in der Nähe von Pucon. Ein Mensch, dem großer Respekt gebürt.

Wir waren 2 Tage mit ihm zusammen. Es kam uns länger vor.

Es gibt Begegnungen, die brauchen keine Aufwärmphase. Keine Erklärungen. Keine Zurückhaltung.

Das ist wie bei der alten Liebe, die nicht rostet. Du begegnest ihr wieder und wenn du Glück hast, stimmt das Gefühl sofort. Diese Wärme die dich umhüllt, weil es dir gut geht. Weil du sein kannst wie du bist. Weil du dich an Gemeinsamkeiten erinnerst. Weil du sagen kannst was dir auf dem Herzen liegt.

Und jetzt stellt Euch vor ihr könnt das mit dem Menschen teilen, der dich im Leben durch alle Höhen und Tiefen begleitet. Der dieses „verliebt-sein“ spürt, akzeptiert und im besten Fall auch nachvollziehen kann.

Chile hat sich nun auch ins Herz von Stefan eingenistet.
Neben seiner Liebe für uns und für all die anderen nicht rosten wollenden alten Lieben.

Schön, dass wir dieses Verliebt sein miteinander teilen können…

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Kann man sich näher als nah kommen?

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Feb 11, 2018

Es passiert jeden Tag viel. Begegnungen. Landschaften. Unterhaltungen. Und dazwischen sind wir. Jeder für sich. Wir alle zusammen. Manchmal, wenn auch selten, hängen wir unseren Gedanken nach. Es gibt viel zu erfragen, zu erkunden, zu lesen. Wir sind hier zusammen und zusammen gehen wir durch dick und dünn. Und auch wenn ich alle manchmal zum Kuckuck wünschen wollte, so bin ich doch beeindruckt und auch stolz darauf, wie sehr wir es schaffen, alles so friedlich zusammen zu meistern. Vor allem vor dem Hintergrund, dass so manch eine Situation nicht einfach auszuhalten ist. Und von so einer will ich jetzt erzählen. Zwischen diesem Ereignis und heute liegen ja Wochen,  Bildwelten, Emotionen, aber diese eine Situation hat uns alle gleichermaßen betroffen.

Wir haben einen wunderschönen 3-Tages-Trek von La Paz ausgemacht. Der Takesi-Trail. Landschaftlich ein Traum. Leider konnten wir keine Mulis mieten und mussten unsere schweren Rucksäcke inklusive Zelt, Isomatten, Schlafsäcken und Essen selbst tragen. Rauf auf 4.600 Meter. Runter durch beeindruckende Wiesen, auf aus Stein gepflasterten Inkapfaden und an Seen vorbei.


Fernab von der Zivilisation oder genauer gesagt ein paar Fußstunden entfernt. Nachts mit Regen und Schnee. Stefans Geburtstag um 3.30 Uhr nachts mit Stollen und Lampion gefeiert. Bisschen gefroren.



Tapfer gelaufen. Stundenlang bergab. Eine tolle Familie kennen gelernt mit 4 Jungs, die irgendwo am Hang wohnen. 3 Stunden Fußmarsch bis zum nächsten Ort entfernt.

Mit Muskelkater am letzten Morgen aufgewacht. Fertig, aber glücklich. Schmerzende Schultern, aber glücklich.

Und dann wollten wir am nächsten Nachmittag einfach nur diesen einfachen Bus nach La Paz zurücknehmen. Eine andere Möglichkeit hätte es nicht gegeben. Anfänglich haben wir noch gelacht über die harten Federn. Luis, Felix und ich in der letzten Reihe, Stefan auf dem Ersatzsitz davor nebst 12 anderen Erwachsenen und einem weiteren Kind.

Wie gesagt, am Anfang haben wir noch darüber gescherzt, dass es eine holprige Fahrt wird. Aber kurz danach ist uns das Lachen im Hals stecken geblieben und unser Leben am seidenen Faden zum Absturz bereit gewesen. An Stefans Gesicht konnte ich erkennen, dass es ihm auch nicht zum Scherzen zumute war.

Die Straße: unbefestigt, schottrig, ohne Leitplanken. Max. 1,5 Autos breit.
Links der Berg, rechts ein paar hundert Meter tiefer Abgrund.

Der Fahrer: auf der Flucht. Mit rutschenden Reifen, stets mit dem Hinterrad knapp am Abgrund vorbei.
Schnell. Waghalsig. Lebensmüde.

Selbst Luis, der als Kind ja oft die Gefahr noch nicht abschätzen kann, sagte, dass er totale Angst hätte. Wahrscheinlich hat er an meinen harten Griff um seine Schultern gemerkt, dass etwas nicht stimmt. Es gibt wenige Momente in meinem Leben, wo ich wirklich richtig dolle Angst hatte, aber diese Stunde Fahrt am Rande des Abgrundes hat mich fertig gemacht. Felix hat sich auf meinen Schoss gelegt, um nicht rauschauen zu müssen. Stefans Gesicht war stark gestresst. In einem gefassten Moment habe ich von hinten nach vorn geschrien, dass er verdammt nochmal langsamer fahren soll. Und nachdem sich auch mein Vordermann zu mir umgedreht hat, um mir zu signalisieren, dass es leider immer so rasant zu geht auf diesen Fahrten, kam mir auch wieder in den Sinn, dass uns Gert, der deutsche Stadtführer aus La Paz, von diesen abenteuerlichen Fahrten berichtet hat. Auch in den Reiseführern wird davor gewarnt, weil es immer wieder zu schlimmen Unfällen kommt.

Das alles hatten wir einfach vergessen.

Und dann habe ich nochmal meinen ganzen Mut zusammengenommen und den Fahrer angeschrien, er soll jetzt endlich langsamer fahren, weil er für 12 Erwachsene und 3 Kinder die Verantwortung trägt. „Wir haben hier hinten Angst, verdammte Scheiße“!

Und dann hat er sich besonnen. Die Fahrt entschleunigt. Dann kam endlich die Asphaltstrasse.

„Selbst schuld, wenn ihr Euch auf so ein Abenteuer einlasst….“, hör ich es da aus dem Universum rufen. Klar, wissen wir auch, aber damit hatten wir einfach nicht gerechnet. Es hätte auch keine andere Möglichkeit der Rückkehr gegeben.

Eines steht fest: wir steigen nie mehr in so einen „fucking“ Kleinbus ein.

Dieses Erlebnis und dass wir in dem einen Moment alle gleich gefühlt haben, hat uns noch ein bisschen näher als nah gebracht. Ohne Angst und Scham haben wir geweint, uns gehalten, die Augen zusammen gekniffen vor Angst und uns vor Erleichterung nach dem Aussteigen umarmt.

Heute, am Tag an dem ich diesen Beitrag schreibe, fast 2 Monate später, erfahren wir, daß oberhalb von Lima ein Bus mit 48 Menschen in den Tod gestürzt ist. Auf den Strassen Boliviens und Perus säumen Kreuze die Strassenränder. Nicht wie bei uns in Bayern mal eines oder zwei. Zumeist sind es mehrere, die davon zeugen, dass hier wieder ein Bus über die Klippen gesprungen ist, ein Fahrer in einer unübersichtlichen Kurve überholt oder eingeschlafen ist. Und wenn ich jetzt noch erzähle, dass wir vor 4 Wochen ein Erdbeben der Stärke 7,3 in unmittelbarer Entfernung miterlebt haben, dann könnte man wieder sagen: „Was fahrt ihr aber auch in solche Länder?“.

Im Nachhinein können wir darüber lachen. An dem Tag bin ich blass und mit schlotternden Knien aus dem Bus ausgestiegen.
Fast so wie damals in Costa Rica, als ich mit 2 Freunden und einer kleinen Propellermaschine notlanden musste. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.

Ich bin mir nicht sicher, ob wir in Europa an so vielen Stellen so unbekümmert hätten übernachten können. Abgesehen von dem Fahrverhalten, sind uns die Bolivianer, die Peruaner und die Chilenen sehr wohlgesonnen gewesen. Unglaublich Kinderfreundlich. Hilfsbereit. Interessiert.

Das Abenteuer geht weiter!

Wieviel Universum kann man aushalten ?

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Feb 9, 2018

Luis am Steuer. Die Zehenspitzen berühren knapp das Gaspedal. Ein Grinsen von links nach rechts. Ein Jungentraum wird wahr und das auf dem größten Salzsee der Welt. Wenn diese Autofahrt unendlich sein könnte, Luis und Felix würden die Option wählen.
Ich bin mit 3 Männern unterwegs (die zwei kleinen benehmen sich oft schon wie zwei große Alphatierchen…) und so gestalten wir unsere Aktivitäten im Verhältnis 3:1, wenn man die Themenschwerpunkte betrachtet! Es ist ein Heidenspaß, sie so glücklich zu sehen und ich bin froh an vielen Stellen die Verantwortung abzugeben und einfach nur dabei sein zu können. Die Oberverantwortung tragen Stefan und ich eh zusammen, müssen immer für vier denken und wachsam sein, so ist es schön, wenn wir (wie auch zuhause) unsere „Einzelverantwortungen“ haben.

Nach wie vor ist Stefan Highländer über Fahrzeug, Technik und digital Support und ich für körperlich-seelische Belange, Ernährung und Kommunikation (lokal und global). Luis und Felix sind für Disco, Wissenserweiterung und Unterhaltung zuständig. Gerne fuschelt der eine dem anderen in den Verantwortungsbereich, da wir manchmal zu eng beieinander sind, aber im Großen und Ganzen behält jeder seinen Herrschaftsbereich.

An der unberührtesten Stelle vom Salzsee kratzen wir Kristalle von der Rückseite der Schollen und füllen unseren Vorrat auf. Fleur de Sal de Uyuni im roten Jutebeutel! Die Sonne scheint stark. Das weiß reflektiert brutal und nur schemenhaft sind entfernt Inseln oder Berge zu erkennen. Hätten wir kein GPS, wir würden der Fata Morgana auf den Leim gehen. Spuren sind zu erkennen. Aber: traue keiner Spur, deren Verursacher du nicht gesehen hast.

Die Nacht kommt und eröffnet uns ein weiteres Spektakel: Ein Meer aus Sternen und Kometen. Fern ab von jeglichem Lichtsmog. Stefan hat schon lange sein Equipment in Stellung gebracht. Mit der Dunkelheit kommen die Kälte und der Wind. Eingepackt mit Mütze und Handschuhe stehen wir wie berauscht und starren nach oben. Wir fühlen uns wie Ameisen. Und unweigerlich wird uns klar was „in Relation zu“ wirklich bedeuten kann. Zu der Unendlichkeit über uns, gesellt sich eine unfassbare Stille um uns. Kein Rauschen, kein Knacken. Ein Einfaches „Nichts“! Wir sind nur ein Teil des großen Ganzen. Und wenn wir uns bis jetzt schon oft darüber Gedanken gemacht haben, ob es überhaupt Leben irgend woanders in diesem Universum gibt, so erscheint es uns jetzt fast überheblich, dass wir daran je gezweifelt haben.

Wir sind klein. Für das Universum unbedeutend. Für uns auf der Erde bedeuten wir die Welt. Wir sind das Wichtigste, was uns in unserem Leben begegnen kann. Wir für uns. Füreinander. Und wenn ich mich auch wiederhole: für unsere Familien und Freunde. Noch nie in meinem Leben bin ich mir dessen so bewusst gewesen. Natürlich bedarf es dafür keiner Reise, aber das Gefühl für meine Familie und für meine Freunde ist noch nie so stark gewesen wie zu dieser Zeit. Warum? Weil wir oft über Euch reden. Weil wir so schöne Rückmeldungen von Euch bekommen. Wir uns jedes Mal freuen von zuhause zu hören. Weil uns von Herzen wichtig ist zu wissen, wie es allen ergeht.

Und wie wir so dastehen, vor Kälte die Hände aneinander klatschen, kommt es uns „hirnrissig“ vor wie sehr wir Dingen im Leben hinterher hecheln. Uns aufregen. Abarbeiten. Dem Alltag oder der Zukunftsangst erlegen sind. Hier wird uns nochmal ohne Worte erklärt, wie endlich alles Leben ist und wir verdammt nochmal nur in diesem einen Leben selbstbestimmt und ausgeglichen leben und genießen MÜSSEN. Keine Sorge ich werde nicht zur Esoterikerin mutieren und auch nicht in jedem Beitrag einen Weisheiten-Erkenntnis-Pegel hochschrauben. Aber manche Gedanken kommen, wenn man etwas mehr Zeit hat über die Dinge des Alltags nach zu denken.

Vielleicht sollten wir einfach immer weiterfahren? Die Kinder vom Leben lernen lassen? Günstiger als jetzt werden wir so eine Reise nicht mehr machen können. Eine Familie die wir getroffen haben, lebt nach dem Credo „Travelling is education, the rest is love“. Gefällt mir unglaublich gut der Spruch!

Manchmal platzt mir der Kopf weil sich Ideen, Bedenken und Gleichgültigkeit die Hand geben. Da jeder Tag eine andere Emotion/Faszination mitbringt und nicht die Beständigkeit des Alltags bietet, befinden wir uns auch was die Lebensplanung angeht, oft auf einer Achterbahn. In vielen Momenten wünschte ich mir meine Freunde hier. Zum Diskutieren, zum Zuhören, zum drüber nachdenken. Aber so sehr wir auch die eine oder andere Möglichkeit in Erwägung ziehen, so merken wir immer wieder wie sehr wir unsere Heimat lieben. Wie schön es ist gemeinsam an „Heimwehtagen“ die tollen Vorzüge von zuhause auf zu zählen. Wir sehr uns das Gefühl beseelt, das liebe Freunde auf uns warten. Und wenn wir auch nicht religiös im Sinne einer Kirchenzugehörigkeit sind, so ist mein Glaube an das Universum, was es gut mit uns meint stärker denn je.

***
Manchmal wird mein Optimismus und mein Glaube jedoch sehr erschüttert und ich werde noch mehr darin bestärkt jeden Tag zu genießen, was mir natürlich nicht immer gelingt.
Eine liebe Freundin aus Köln ist kürzlich an Krebs gestorben. Sie war in unserem Alter. Wir haben sehr lange eng zusammengearbeitet und viele Stationen des Lebens voneinander miterlebt. Sie hinterlässt einen Sohn von 13 Jahren. Angefangen hat es letzten Sommer mit einer „harmlosen“ Brustkrebs-Diagnose. Geendet mit einer unheilbaren Krebsform nur ca. 6 Monate später. Ihre Mutter selbst nach erfolgreicher Chemo aus dem Krankenhaus entlassen, muss nun ihre eigenen Tochter zu Grabe tragen…
Das ist so eine Situation, die mich echt erschüttert. Unsere Gedanken sind bei Nicoles Sohn, ihren Eltern und Freunden. Nicht nur der Verlust ist kaum zu ertragen, auch der Schmerz der anderen lastet schwer. Trotzdem ist es schön zu wissen, dass eine Freundin von uns noch ein paar Stunden vorher bei ihr im Krankenhaus war. Und warum, weil sie bestärkt wurde nix auf zu schieben. Diese letzten Momente mit zu erleben ist hart. Es wird schwer sein dieses Bild aus dem Kopf zu kriegen, aber liebe Anke, liebe Inga, seid Euch sicher, es hat Nicole sehr viel bedeutet eure Freundschaft bis zum Ende zu spüren. Ein echter Freundschaftsbeweis.

***

Auch wieder ein Teil unserer Reise. Die Gedanken und Nachrichten, die unsere Freunde betreffen. Neben meiner Familie der wichtigste Bestandteil meines Lebens. Teil des Leides und der Freude meiner Freunde zu sein. Und auch wenn es manchmal schwer ist das Leid zu teilen. Für mich gehört es zu einer richtigen Freundschaft dazu.

Am Ende des Lebens wird es einen schönen Teil meiner Erinnerungen ausmachen:
Teilhaber mancher Freundschaft gewesen zu sein!

Der Tod, die Trauer, die Feier

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Nov 20, 2017

Der Tod kam, auch wenn ich ihn erwartet hatte, mit großer Wucht. Er hat mich gelähmt, zum Weinen gebracht, hat Erinnerungen an gute und nicht so gute Zeiten im Gepäck gehabt, mir Fragen gestellt und Antworten gegeben. Vor allem aber hat er mir wieder gezeigt wie endlich unser Leben ist und dass es nichts aufzuschieben gibt.

Ich wollte eigentlich über unseren Alltag in Bolivien schreiben. Unsere Zeit in Sucre. Bunte Bilder, fröhliche Gesichter, pralle Früchte und Gewusel auf den Märkten.

Da wir aber auf dieser Reise, wie in Deutschland auch, einen Alltag haben, der nicht immer nur rosig ist, möchte ich dieses für uns einschneidende Ereignis mit Euch teilen. Der Tod ist somit auch Teil unserer Reise. Unseres Alltags. Und er betrifft uns alle. Jeden etwas unterschiedlich. Meine Stiefmutter Waltraud, Stefans Schwiegermutter, Felix und Luis seine Oma ist gestorben. 2 Wochen ist es her. Und es hallt nach. Das wird es noch lange tun.

43 Jahre haben wir uns begleitet. Eine lange Zeit.

Sie ist an Krebs erkrankt und dank ihrer immer optimistischen Haltung hieß es lange: sag allen es wird gut. Im Sommer war dann klar, dass es keine Hoffnung mehr auf Heilung gibt. Unsere Verabschiedung vom letzten Familienfest vor unserer Abreise, sollte die letzte sein. Ein letzter bewusster Kontakt. Die letzte Möglichkeit, persönlich anwesend, etwas zu sagen. Wie macht man das „sich verabschieden“? Es gibt keine Antwort darauf, das muss jeder für sich entscheiden. Alles ist richtig: Ein Gespräch. Eine Umarmung. Ein Dankeschön. Schöne Worte für die letzte Reise. (Diesen Satz hat mein Bruder gesagt und ich finde ihn sehr zutreffend).

2 Tage vor ihrem Tod haben wir noch telefoniert. Ein letztes Mal uns angeschaut. „Ich habe ein erfülltes Leben gehabt“, hat sie gesagt. Für uns bleibt eine Lücke. Weil sie einfach nie wieder zurückkommt. Auch wenn wir darauf vorbereitet waren, auch wenn sie friedlich eingeschlafen ist. Mein Vater bei ihr sein konnte. Der Tod bleibt ein Mysterium. Ein irreversibles Ereignis.

Eine Erfahrung, die wir im Leben machen, die uns immer wieder zeigt: es gibt nichts auf zu schieben. Nicht das, was wir sagen wollen. Nicht die Umarmung, die wir uns nicht getraut haben zu geben. Nicht das Gespräch, welches wir schon lange führen wollen. Nicht die Reise oder den Ausflug, den wir schon lange machen wollen. Nicht die Entschuldigung, die schon längst überfällig ist. Nicht der Moment für mich, den ich so dringend brauche.

Mein einschneidenstes Erlebnis zum Thema Tod ist mir vor vielen Jahren widerfahren und erklärt noch besser, warum ich über diese Dinge schreibe. Während eines Aufenthaltes bei meinen Eltern in Krefeld, erzählte mir meine Stiefmutter, dass es der Mutter des besten Freundes meines Bruders nicht gut geht. Sie war an Krebs erkrankt und lag im Krankenhaus. Ein Impuls. Ein Bauchgefühl. „Frag sie doch mal, ob ich sie besuchen darf. Oder ist das komisch, weil ich sie jetzt schon so viele Jahre nicht mehr gesehen habe?“ Für sie war es nicht komisch. Sie war einverstanden.

Es war für mich Herz zerreißend. Kaum auszuhalten. Sie im Bett liegen zu sehen. Diese vorher im Leben so pralle, lustige Person, mit dem einnehmenden Lachen. Eine Frohnatur. So habe ich sie kennen gelernt. Nun war sie durch die Krankheit stark gezeichnet. Ihr Mann war bei ihr. Irgendwie habe ich mich unwohl gefühlt. Aber das war mein Problem. Sie hat gelächelt. Sie hat sich gefreut. Sie hat sich nicht unwohl gefühlt. Was gibt es da zu sagen? Nix, außer ihr auch mein Lächeln zu schenken. Kurz vor ihrer letzten Reise. Auf dem Weg nach draußen begegnete ich ihren 3 Kindern. Und soweit ich mich richtig erinnere, ist sie in dieser Nacht gestorben.

Es gab nichts auf zu schieben. Nur diesem Impuls zu folgen. Ohne Wenn und Aber. Manchmal müssen wir uns zurücknehmen. Das Leben aushalten. Und noch dieses eine Lächeln verschenken.

Es war der Abend bevor meine Omi gestorben ist. Der Abend vor unserer Abreise nach Paris. Lange geplant. Dann wie immer der Vorabend-Packstress! „Ich fahr doch nochmal zur Omi ins Krankenhaus nach Starnberg“. Wieder ein Bauchgefühl. Sie lag schon palliativ. Aber wir hatten schon so oft geglaubt, dass es vorbei sei und immer wieder hat sie sich berappelt. „Frau Winterstein, haben sie noch einen letzten Wunsch?“ Da hat’s mir schon die Kehle zugeschnürt. Was? Letzter Wille oder was? „Ein Bier bitte“ sagt meine Omi mit einem Fuß schon in den ewigen Jagdgründen. Unverbesserlich! Mit der Schnabeltasse hat sie noch ein paar Schlückchen Bier im Liegen getrunken. Und obwohl ich die Situation absurd fand, hatte ich das Gefühl, dass es jetzt an der Zeit wäre für die letzten Worte. Es war furchtbar schwer, sich für all die schönen Jahre zu bedanken. Ist das nicht auch absurd? Es sollte mir doch leichtfallen. Ist es auch, weil es ein Bedürfnis war, aber die Situation war nicht so wie ich sie mir vorgestellt hatte. Auf dem Nachbarbett saß eine Frau mittleren Alters, die sehr unsensibel laut in ihr Mobiltelefon schrie, dass sie morgen entlassen werden würde. Das war eigentlich absurd.

Aber gibt es im Leben nicht immer diese Situationen, die wir uns „eigentlich“ anders vorgestellt hatten? Umstände, die wir gerne als Vorwand dafür nehmen, warum wir jenes oder welches nicht gemacht haben. Manchmal werden wir es bereuen. Manchmal vielleicht nicht.

Menschen, die auf Palliativstationen arbeiten, erzählen oft davon wie klar, direkt und ehrlich die Menschen kurz vor ihrem Tod sind. Meine Schwägerin und die Mutter einer Schulfreundin erzählten mir davon. Hochachtung vor den Menschen, die diese Arbeit leisten. Sie berichteten auch davon, was manche bedauerten. Es hat mich unglaublich beeindruckt. Aber schade, dass es erst am Ende des Lebens ist, oder? Wäre es nicht schön, wenn wir uns schon zu Lebzeiten öfters trauen würden? Wenn wir die uns lieben Mensch teilhaben lassen an unserem Leben? Wenn wir darüber reden können, was uns auf dem Herzen liegt? Ohne Eingeschnappt sein und ohne Ressentiments?

Wir alle haben ein Bauchgefühl. Diesen Impuls. Die Möglichkeiten. Jeder wird sich an mindestens eine Situation aus dem Alltag erinnern. Wir wollten etwas tun. Waren dabei es auf zu schieben. Haben es dann doch gemacht. Wie gut ging es uns danach!

Und so hat uns diese Nachricht hier in Sucre in Bolivien per Facetime erreicht. Da ich mit meinen Eltern schon vor der Reise über diesen Moment gesprochen hatte, bin ich hier geblieben und nicht zur Einäscherung geflogen. Auch wenn es mir schwerfällt nicht dabei zu sein.  Aber ich weiß meinen Vater in liebevoller Gesellschaft meiner Geschwister und unserer großen Familie. An dieser Stelle möchte ich einen Dank an meine Eltern aussprechen. Sie sind schon immer sehr offensiv mit dem Thema Tod umgegangen. Mir persönlich hat diese Auseinandersetzung sehr geholfen.

Ich kann verstehen, wenn viele nicht gerne über dieses Thema sprechen wollen. Aber der Tod ist nunmal Teil unseres Lebens. Er gehört zum Alltag. Je älter wir werden, desto mehr.

Und wie es im Leben manchmal so spielt, passieren die Dinge auf einmal. Und neben der Freude, gesellt sich das Leid, damit daraus wieder etwas Schönes entstehen kann.

Seit 3 Wochen sitzen wir in Sucre…fest! Das Auto macht keinen Piep mehr. Wir campen im hinteren Teil einer Auto/Motorrad-Werkstatt. Man könnte auch sagen „auf dem Schrottplatz“. Eigentlich stand nur eine harmlose Reparatur an. Danach und 3 Mechaniker weiter ging gar nichts mehr. Ob es nun Zufall war oder ein von ihnen verursachter Kurzschluss im Fahrzeugcomputer ist am Ende auch egal. Wir sitzen auf alle Fälle fest.

 

In der ersten Woche standen wir permanent auf Abruf. In Abwarte- und Hinhalte-Position. Bolivien-freundlich ausgedrückt.

In der zweiten Woche waren wir verzweifelt. In Schockstarre wegen der Nachricht vom Tod meiner Stiefmutter. Unpässlich zueinander. Leicht gereizt. Erst E.T. konnte uns an einem lauschigen Wochenendabend mit Popcorn aufmuntern.

Und dann ging es bergauf. Aber das erzähle ich im nächsten Bericht.

Wenn ich an den Ärger mit den Mechanikern denke und unsere Verzweiflung der vorletzten Woche, dann hab ich ein Lächeln auf dem Gesicht. Weil im Nachhinein alles leichter erscheint.

Wenn ich an meinen Vater denke, der trotz des großen Verlustes, seinen gute Laune nicht verliert und für uns immer noch ein Lachen auf dem Gesicht hat, dann schicke ich ihm auch ein Lächeln. Ein Lächeln für meine Stiefmutter. Ein Lächeln für meine Geschwister und den Rest der Familie, die heute gemeinsam Abschied nehmen. Ein Lächeln für all meine lieben Freunde, die mich in meinem Leben begleiten. Ein Lächeln für meine tollen Freundinnen. „Ihr Lieben, ich vermisse unsere Mädelszeiten sehr.“ Ein Lächeln für den Alltag, der mich manchmal wahnsinnig macht. Auch auf dieser Reise.

Und ein Lächeln, weil ich ihn gefunden habe. Den Moment für mich.

 

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Highlights der letzten Etappen in Brasilien

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Okt 21, 2017

Oscar Niemeyer Museum in Curitiba

Das imposante Gebäude, die auf den ersten Blick nüchterne aber dennoch so emotionale Bauart, die Geschichte und die Philosophie von diesem Architekten hat uns sehr beeindruckt. „Geschwungen wie die Wellen des Ozeans, sinnlich wie der Körper einer Frau“ eine Architektur wie eine Philosophie. Kein Wunder, dass ihm der Satz von diesem Philosophen gefallen hat: „Der Verstand ist der Gegner der Vorstellungskraft“ (Heidegger)

 

Iguazu Wasserfälle und der Vogelpark Des Aves

Im 3-Ländereck Brasilien, Argentinien und Paraguay liegen die beeindruckenden Wasserfälle, die sowohl von brasilianischer als auch von argentinischer Seite zu bewundern sind. Seit 1984 UNESCO-Welterbe. Der Vogelpark direkt daneben hat uns weitaus mehr Spass gemacht. Hier geht es weniger darum die Tiere zooähnlich zur Schau zu stellen, als vom Aussterben bedrohte Arten zu erhalten, zu züchten und für eine erneute Auswilderung zu trainieren.  Des Weiteren ist es eine Art Kranken- und Rehabilitationseinrichtung für verletzte Tiere. Tukane und blaue, grüne und gelbe Papagaien so hautnah zu erleben ist ein Erlebnis. Leider ist das Umweltbewusstein der Brasilianer unterschiedlich stark verbreitet (vorsichtig ausgedrückt), sodass sowohl der Müll als auch die Zerstörung der natürlichen Lebensräume ein riesen Problem für die Flora und Fauna darstellen. Ein vielschichtiges  Thema, welches wir auf der Reise oft diskutieren.

 

Werkstätten

Unser Bigfoot bekommt viel Aufmerksamkeit. Auch wenn wir am Anfang etwas genervt von den Reparaturen waren, so wissen wir nun die rechtzeitige Instandhaltung des eigenen Fahrzeuges zu schätzen. Alle „Overlander“ können von diversen Werkstatt-Aufenthalten berichten, da die Strassen, Pisten und das Klima eine außergewöhnliche Belastung für die Fahrzeuge darstellen. Wie ich in meinem letzten Blog schon erwähnt habe, gibt es auch hier einen Superlativ: Andres, ein sehr netter  Chilene, campt in seinem alten VW bus bereits seit 3 Wochen in der Werkstatt. Als Gegenleistung für eine komplette Motorinstandsetzung hat er mit seinem Kumpel den gesamten Hof der Werkstatt von Schrott und Müll befreit. Das hat der Besitzer als Anlass genommen, um Wände streichen zu lassen und seinen Werkstattboden zu erneuern. Sie wirkten bereits wie eine große Familie. Danke Ze Carlos & Kollegen von „Tres Frontiers“ in Foz , wir haben uns sehr fair behandelt gefühlt. Eine Top Adresse!

 

Bonito

Der Ort zeichnet sich durch nachhaltigen Öko-Tourismus aus und hat ein paar versteckte Naturparadiese zu bieten. Schnorcheln im glasklaren Wasser, imposante Höhlen zum Abseilen und erfrischende Wasserfälle. Wir entscheiden uns für die günstigen und mit kleinen Kindern realisierbaren Varianten. Es ist heiss, bei z.T. 40 Grad. Die Moskitos lieben deutsches Blut und auch die Ameisen wissen Krümel im Kühlschrank, im Bett, hinterm Herd und am Fenster zu schätzen. Das Klima fordert uns heraus. Was wir besonders zu lieben gelernt haben:  eisgekühlte frische Kokosnüsse. Wir sind dankbar für unseren Kühlschrank!

 

Südliches Pantanal

Die Beschreibungen im Dumont Führer haben Luis Erwartungen ins unendliche hochgeschraubt. Eine tierische Erfahrung wie in Afrika hat er sich vorgestellt. Kaimane, Papagaien und unzählige Vögel können da nicht mithalten. Wegen der extremen Hitze entscheiden wir uns deswegen gegen eine 3-tägige Tour mit unserem Bigfoot auf einem Boot den Fluss hinauf nach Porto Jofre. Das nördlichen Pantanal würde uns bestimmt ein besseres Dschungelfeeling bescheren, aber die Anstrengung erscheint uns für alle zu groß.

 

Motorradtreffen in Corumba

Verschwitzt treffen wir in der Grenzstadt zu Bolivien spät abends in einem Hostel auf einen sehr netten Motorradclub. Bergmann Dominguez treffen wir am nächsten Tag in seiner Werkstatt in Bolivien wieder. Er besorgt uns 2 günstige Goodrich Reifen und ein paar tolle Insidertipps gratis dazu. Am Ende der Brasilientour haben wir letztendlich alle 4 Reifen durch BF Goodrich AT Reifen ausgetauscht. Eine wirklich lohnenswerte Investition. Wir sind mit ihnen bereits 6 Monate quer durch Afrika ohne Platten gereist – jetzt können wir guten Mutes die Anden in Angriff nehmen.Wir treffen Bergmann Dominguez und seine Freunde zwei Tage später durch Zufall wieder. Ein gemeinsames Mittagessen, ein paar nette Wünsche und herzliche Umarmungen. Diese Begegnungen sind für mich neben den Attraktionen die schönsten Erlebnisse auf so einer Reise.

Himmel, Arsch und Zwirn

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Okt 21, 2017

Möchtest du vielleicht auch auf eine längere Reise gehen? Alleine oder mit Deiner Familie? Dann überleg dir schon mal in welcher besonderen Mission DU oder ihr unterwegs sein wollt. Einfach so mal ein Jahr Auszeit nehmen, kann jeder. Heutzutage sollte Dein Vorhaben mindestens einen Superlativ beinhalten, wenn Du nicht vegan, öko, eco, fair oder nachhaltig unterwegs sein kannst, dann aber doch bitte mit ein paar anderen USP´s !

Es gibt schon komische Dinge die einen unter Druck setzen können. Am Anfang der Reise war es ein bisschen das „wir könnten noch lässiger sein“- Gefühl. Ihr versteht nicht wovon ich rede? Ich will es Euch gerne erklären.  Wenn ich dabei ein bisschen ironisch oder auch sarkastisch werde, dann verzeiht mir meine Ausdrücke – auf dem Weg zur Erkenntnis sind alle Mittel recht.

Du planst eine Reise. Fühlst dich schon wie ein Hero, weil fast alles so klappt wie geplant.  Startest mit deinem „Humboldt Gefühl“ am anderen Ende der Welt und dann mit zunehmender Reisedauer und kunterbunten Begegnungen hast du das Gefühl einer Belehrung. Oder einer Erkenntnis, dass es für alles krasse Steigerungen gibt oder genauer gesagt, dass wir die absoluten Spießer unter den Abenteurern sind.

Während wir anfänglich schon zu viert mit dem Platz, der Nähe und dem neuen Alltag zu kämpfen hatten, startest DU am besten direkt mit doppelt so vielen Kindern, halb so viel Platz und unendlich viel Zeit. „Slow travelling“ und „easy going“ vom Feinsten heisst die Devise.

Zu sechst im 30 Jahre alten VW Bus mit Hund und Katze ist wirklich das Mindestniveau für einen hippen Nomaden. Und wenn Du nicht schon auf Rawfood oder Sonnenlicht umgestellt hast, dann kochst du als Flexi oder Paleo auch nicht mehr auf einem kleinen zwei Flammen Gasbrenner, sondern schleppst direkt deinen kompletten Herd inkl. Backofen mit dir rum. Den kannst du dann nämlich an besonders geilen Plätzen in die aus Treibholz gezimmerte Außenküche integrieren.

Ach so, das machst du natürlich nur, wenn du nicht nur 1 Jahr unterwegs bist. Nein, wer was auf sich hält, der reist mindestens fünf am besten gleich zehn oder Königsklasse, 16 Jahre durch die Welt und bleibt dann auch mindestens ein paar Monate am gleichen Fleck, damit du neben der offiziellen Landessprache auch den lokalen Dialekt inhalieren kannst.

Die Kinder werden natürlich nicht mit einer Pfurz normalen Schule belästigt. Waldorf war schon zu Hause Mindestniveau, beschult wird heute „on the road“ von der eigenen unendlich allwissenden und immer die Ruhe bewahrenden Über-Mutti, die neben dem veganen Mittagessen, im Lotussitz auch noch den Traumfänger und die Bettdecke aus BioHanf klöppelt. Wenn du aber deine Kinder mit ihren wirklichen Begabungen in Kontakt treten lassen möchtest, dann wirst du sie auf alle Fälle „unschooled“ lassen, denn im Grunde genommen ist alles andere nur Diktatur.

Was, du machst kein Yoga und trinkst noch Alkohol ? Tja, dann wäre es doch Zeit für einen Therapeuten oder am besten gleich ab in die Klinik.

Ach was rede ich da, wichtig sind doch einfach nur die tollen Momente, die man auf einer Reise gemeinsam erleben, besprechen und sich danach noch einmal gemeinsam über den Diaprojektor anschauen kann… Wenn ich gekonnt hätte, so hätte ich bei den Iguazu Wasserfällen gerne dem einen oder anderen Touri seinen Selfiestick wahlweise übers Geländer geworfen, quer durchs Gesicht gezogen oder rektal hinten reingeschoben. Da waren mir doch vor 10 Jahren die leise kichernden Asiaten mit ihren Regenschirmen wirklich lieber.

Martin Parr hätte seine helle Freude an den absurdesten Situationen gehabt:  sich in Pose schmeißende, voll aufgepimmte den anderen Besuchern ihre Ellenbogen in die Flanken rammende Sightseeing Junkies jeglicher Couleur. Anfänglich trotteln die Kollegen noch mit herunterhängenden Mundwinkeln vom Parkplatz zum Ort des Geschehen, um dann mit fast erschreckend perfekt eingespielter Performance Augen, Nasenlöcher und Münder auf zu reißen, als wäre ihnen gerade ein Schreck durch die Glieder oder ein Skorpion an den zusammen gekniffenen Hintern gesprungen. Das eine oder andere Mal hätte ich fast „do you feel allright?“ aus lauter Sorge gesagt. Wenn der Bühnenreif inszenierte Auftritt abgehakt ist, trottelt man wieder gemeinsam mit seinem im Regenmantel eingewickelten Chihuahua und vor Erschöpfung nun erschlafften Mundwinkeln zurück. Lässt dann noch ein bisschen Müll hier und da fallen und schnippt den Zigarettenstummel mit Aussicht auf einen Waldbrand ins trockene Unterholz. Wichtig ist vor allem, dass die Pseudo-Schauspieler alles sofort online stellen und sich den 0-8-15 Abenteuer-Spießern somit voll in den Weg und in die Sicht stellen.

Die von mir gerade beschriebenen Mitmenschen, waren keineswegs die Weltenbummler aus dem Guinessbuch der Rekorde. Das waren nur die 0-8-15 Touristen.

Der moderne Weltenbummler führt sich so natürlich nicht auf. Er bewertet nicht, ist totally relaxed und findet alles amazing, ist blown away und verweilt nur kurz, weil er eh schon alles vom Top Secret Platz auf der anderen Seite gesehen hat. Das hat er dir Abenteuer-Spießer natürlich mit einem Augenzwinkern zu verstehen gegeben, weil du arme Sau das wirkliche Schauspiel leider verpasst. Er fährt aber auch ein Fahrzeug mit dem er im 90 Grad Winkel am Berg parken kann, um dort von seinem Roof Top Tent mit seinen 6 Kindern und Hund und Katze mit der GoPro im selbstgebastelten Flying Fox hinter die Wasserfälle fliegen kann.

Hatte ich schon von solchen Fahrzeugen berichtet?

Wenn du, von You tube Videos angeleitet, nicht mindestens einen 30 Jahre alten VW Bus namens Samba oder Bulli pinterestmässig perfekt ausbauen kannst, dann entscheide Dich bitte für einen 7,5 Tonner – drunter geht nix. Wahlweise mit schalldichter Kabine, 3 Ersatzreifen und mindestens 3,5 Meter Höhe. Solarpaneele, Biotoilette und Fußbodenheizung sind Standard. Wenn Du völlig autark sein willst, dann hast du auch noch dein „homegrown“ und deine Wasch- und Spülmaschine dabei.

Manchmal kann ich mich dem Gefühl nicht verwehren, dass man heute kaum noch „gut genug“ ist, weil es wirklich immer jemanden gibt, der alles besser oder toller kann oder macht. Natürlich war das schon immer so. Und auch die Tatsache, dass man sich heute online und überall im internationalen Vergleich sieht, ist keine Neuigkeit.  Dennoch finde ich, obwohl oft selbst genau gleich agierend, den Weltenbummler und digitalen Lifestyle ein bisschen bizarr.

Wir sind auf Reisen, aber dennoch nicht wirklich weg. Wenn ich früher noch toll fand, für den Rest der Familie verschollen zu sein, weil von mir für lange Zeit kein Signal ausgesendet wurde, so mag ich heute den zigsten Werkstattaufenthalt per WhatsApp mit einem Kommentar an meine Geschwister senden und am liebsten öfter mit den Eltern telefonieren. Vielleicht heute mehr aus der Sorge heraus, dass es ihnen gut geht.

Nur meine Mutter schafft es noch sich dem zu entziehen und ist nur per Postkarte zu erreichen.
Mami, wenn du das bei Deiner Freundin (die Internet hat) liest: es geht uns gut!

Oft fühle ich mich außen vor, obwohl ich mitten drin bin. Meistens fühle ich mich jedoch mitten drin, obwohl ich wahrscheinlich völlig außen vor bin. Zum Glück ist mir der letzte Zustand dann nicht bewusst.

Wenn ihr jetzt das Gefühl habt, dass ich einen an der Klatsche habe so einen unmöglichen Text zu schreiben, dann habt ihr zu 100 % Recht. Nach zwei weiteren Tagen in der Werkstatt, einigen Mückenstichen an den Beinen und 2 Caipirinha intus, kann man sich so etwas Unmögliches, im knappen Bikini ganz ungeniert am Pool sitzend, von der Leber schreiben. Vielleicht habe ich auch bei dem einen oder anderen Detail „etwas“ übertrieben. Ich kann euch aber versichern: Es hat herrlichen Spaß gemacht diesen Text zu schreiben.

PS: Sollte sich der eine oder andere hier zu Unrecht angesprochen fühlen, dann nehmt es bitte mit Leichtigkeit und einem Augenzwinkern. Vielleicht schwingt auch unterschwellig ein bisschen Neid und Bewunderung bei meinen Beschreibungen mit. Auf alle Fälle will ich damit zeigen, wie verrückt die Menschen sein können, die man auf so einer Reise trifft und gleichzeitig wie viel Spaß es macht, die Welt mit wachsamen Augen zu bereisen.

Opa, Schornstein und Eisenbahn

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Okt 14, 2017

Die Brasilianer machen uns das Reisen leicht. Die Gelassenheit, ihre Freude, die überall an zu treffende Hilfsbereitschaft und das immerwährende „bom dia“ und „tudo bem“ geben uns ein schönes Gefühl des „Herzlich Willkommen“ sein. Der Süden des Landes soll das typische Brasilien des Norden und Westen nicht ganz so wieder spiegeln wurde uns gesagt, und das was wir auf diesem Abschnitt der Reise begegnen, bestätigt diese Aussage gründlich.

Wie es der Zufall will, erreicht uns unser Freund Clemens aus Hamburg mit der Aussicht auf ein witziges Projekt mit seinem Freund Michi just zur rechten Zeit. Wir machen spontan auf dem Weg nach Norden einen Schwenker ins Landesinnere.

Wir staunen nicht schlecht als uns Pension Oma Helga und Restaurant Schroeder am Ortseingang von Pomerode begrüßen. Um 1850 kam eine Gruppe von 17 Pionieren, um das Land zu besiedeln, welches dem deutschen Pharmazeuten Herman Bruno Otto Blumenau aus Hasselfelde zugebilligt wurde. Die neuen hellhäutigen Bewohner waren so anständig Leut, dass sie auf den damals noch üblichen Einsatz von Sklaverei verzichteten. Auch Reisende mit Sklaven durften nur 24 Stunden in der Stadt verweilen. Sowohl der Start als auch ihre Geschichte war für die neuen deutsch-brasilianer nicht immer einfach gewesen. Ihre Traditionen, Tugenden und Sprache pflegend, haben sie nicht nur an diesem Fleck sondern im gesamten Land ihre sicht- und hörbaren Spuren hinterlassen. Die Stadt weist heute eine der höchsten Lebensstandards in Brasilien auf und hat neben dem zweit größten Textilpark auch eine erfolgreiche Glasindustrie.*

Die erste Nacht verbringen wir bei Michi zu Hause mit einem herrlichen Blick über die Stadt. Felix, der zuerst einmal das stille Örtchen besuchen will, fragt mich mit für alle hörbarer Lautstärke: „Mami, meinst du die Klos sind hier sauber?“ So eine für uns sonst essentielle Frage kann man mitunter nicht unterdrücken aus Respekt vor anderen! Da sowohl der Nachmittagskaffee, als auch das Frühstück herrlich brasilianisch süß war und der Abend mit einer ausgiebigen Wii Session und Pizza mit Schokosauce vergoldet wurde, werden die Jungs sich wahrscheinlich bis an ihr Lebensende an diesen Aufenthalt mit einem Lächeln erinnern.

Vor 20 Jahren kam Michi mit seiner Rockband nach Brasilien, wurde vom Erfolg überrollt und konnte sich dem Charme der Brasilianer nicht verwehren und blieb. Hysterisch kreischende und Hüften schwingende Fans in ausverkauften Hallen tun der Musikerseele auf alle Fälle besser, als vor 5 Leuten in der muffigen Vorstadt Kneipe in Deutschland zu singen.

Damals hatte Michi noch eine Mähne wie Mick Hucknall von Simply Red und die heissen Groupies ließen nicht lange auf sich warten. Die Freundin derjenigen, die sich am meisten für ihn interessiert hat, wurde seine Frau und so begann seine eigene deutsch-brasilianische Geschichte.

Heute ist Michi neben seinem Marketingjob mit seiner deutsch-brasilianischen Combo auf dem größten Oktoberfest außerhalb Deutschlands immer noch ein Highlight. Inklusive der fast 340.000 Einwohner von dem Nachbarort Blumenau, wovon sich um die 40 % immernoch deutschstämmig fühlen, kommen jedes Jahr ca. 1 Millionen Besucher. Bei 30 Grad in Lederhosen werden fast 700.000 Liter Bier und 28.000 Teller Eisbein mit Sauerkraut konsumiert. 17 Tage lang tagt das Spektakel und wer im Dirndl erscheint zahlt nur den halben Eintritt.

Michis neue Band „Herr Schmitt“ lässt alljährlich neben 30 anderen angesagten Bands z.T. aus Deutschland tausende von Zuschauer auf deutsch-brasilianische Volksmusik abgehen. Hierfür sollte spontan ein kleines Video gedreht werden, was Stefan als witzige Ablenkung vom Reisealltag gerne in Angriff genommen hat.

Auf dem höchsten Gebäude von Blumenau wird im Penthouse mit Pool das „tsumba do aleman“ – Video gedreht. Trotz Bewölkung und der Absage des 2. Kameramanns ist ein tolles Video entstanden.

Felix der sich eigens zum DJ dieser Reise ernannt hat, tanzt und trällert nun nicht mehr zu Ed Sheerans „Shape of you“ sondern, schmettert laut mit vom Video abgeschauten Sänger Posen das „Ich liebe deinen Körper, mir fehlen die Wörter…“!

Am ersten Abend sind wir zur Einstimmung mit Michi und seiner Frau in die ortsansässige Brauerei Schornstein gefahren. Das Bierbrauen hat hier einen hohen Stellenwert und neben der Marke Schornstein, gibt es noch weitere Marken die u.a. Eisenbahn und Opa heißen. Stefan fotografiert seitdem nur noch Bierflaschen und jede fotografierte Flasche muss auch probiert werden. Mitunter fehlt vor lauter Bier im Kühlschrank der Platz für mein Gemüse. Die Flaschen mit drehbarem Verschluss statt Kronkorken stellen sich als sehr ungünstig für die Safari raus, da sie sich bei starker Buckelpiste eigenmächtig ihres Verschlusses entledigen und meine Zucchini und Möhren in Biersuppe schwimmen lassen.

Video-Nachbesprechung findet im „Torten Paradies“ statt. Apfelstrudel, Käsekuchen, Schwarzwälder Kirsch, alles was ein deutsches Herz zum gepflegten Kränzchen schneller schlagen lässt.

Ich habe im Ausland schon viele Immigrations-Geschichten in x-ter Generation erlebt, ob ursprünglich durch Kolonialisierung oder aus Not, die Gründe waren immer sehr individuell. Was alle diese Geschichten gemeinsam haben ist, dass die Familien ihre eigenen Traditionen über viele Generationen hinweg kultiviert haben. Identität besteht aus vielen Facetten und hinterlässt man nicht einfach. Die wenigsten Menschen verlassen ihre Heimat, um sich ihrer eigenen Identität zu entledigen. Deswegen ist es meiner Meinung nach wichtig, nicht immer nur von Anpassung und Integration zu sprechen, sondern vor allem auch einen Platz zu bieten, der tolerant genug ist mehrere Identitäten nebeneinander zu erlauben. Es gibt genügend positive Beispiele dafür in der Welt.

Nach 3 Tagen Deutschunterricht verbringen wir einen herrlichen Tag in einer Therme. Bei 35 Grad im Schatten im 30 Grad warmen Wasser zu baden ist auch mal was Neues, vor allem wenn 2 Leguane bewegungslos neben der Rutsche liegen.

Wir haben uns gegen Rio de Janeiro entschieden, um weder im Pantanal noch in den Anden die optimale Reisezeit zu verpassen. So ziehen wir Richtung Westen weiter und durchqueren auf dem Weg zu den Iguazu Wasserfällen die Kornkammer Brasiliens. Soweit das Auge reicht Landwirtschaft: Reis-, Weizen-, Mais-, Soja- und schließlich Zuckerrohrfelder. Die Größe der Felder, die Art der Landmaschinen, und die Vielzahl der Hühnerfarmen lassen erahnen, dass hier nicht ökologisch angebaut oder Eier der Güteklasse 0 produziert werden.

Aber das ist ein anderes Thema.

 

(*Quelle: Dumont Brasilien Reiseführer)

Vom Regen in die Traufe

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Sep 20, 2017

In Höhe der Küstenstadt  Torres zieht es uns in die brasilianische Bergwelt mit sattgrünen Canyons. Auf über 1.000 Meter überblicken wir die Nationalparks von Itaimbezinho und Fortaleza und übernachten unter sternklarem Himmel neben einer Absprungrampe für Gleitschirmflieger.

Am nächsten Morgen kommt mit dem Wind auch Blitz, Donner und Regen und zwingt uns zu einem überstürzten Aufbruch, den Luis, um den wohlverdienten Schlaf gebracht, erst mal nicht verzeihen kann. Die weiter führende Straße wird durch Bauarbeiten blockiert und wir müßen ein langes Stück schwer zu befahrende Piste zurückkehren – für uns 4×4  Freunde kein Problem. @Clemens: „Wir trainieren schon mal “

Der einsetzende Regen und dichter Nebel erhöhen den Adrenalinspiegel aber nicht unbedingt die Stimmung.  Sehr spitze Steine und tiefe Löcher machen es unserem Bigfoot nicht besonders leicht, aber mit Gefühl erreichen wir die nächst größere Ortschaft.

Wie geht’s nun weiter?  Stefan vertraut am liebsten der Navigationstechnik, ich bevorzuge die Landkarte und während wir noch über den Abzweig sinnieren, merken wir, dass das Fahrgefühl irgendwie nicht stimmt. Stefan hält an, läuft ums Auto und ich sehe das Desaster schon im Außenspiegel: ein Platten hinten rechts. Für die Jungs ein Abenteuer für uns eine ziemliche Kurbelei am Wagenheber. Highlander zeigt dass er seine Hausaufgaben gemacht hat und nach kürzester  Zeit haben wir das Rad ausgetauscht und legen einen kurzen Pit-Stop beim Ferrari-Service-Team um die Ecke ein. Reifen Check-up!

Wir haben Glück. Es ist nur ein Loch, welches schnell geflickt ist. Felix streichelt unseren Bigfoot! Es ist immer wieder schön zu sehen, wie anders Kinder mit Situationen umgehen. Wir können einiges von ihnen lernen, wenn wir denn aufmerksam genug sind.

Diese saftig grüne Gegend, mit ihrem fruchtbaren Boden gefällt uns sehr gut. Sie ist etwas wilder als die Küste und der Wald gibt sich schon etwas dschungelartiger. Sehr ursprünglich. Da das Wetter aber kühl bleiben soll nehmen wir die Etappe hinunter nach Florianópolis, der attraktiven Küstenstadt mit ihren 100 Strände, in einem Tag. Dort treffen wir auch Tina und Daniel mit ihren 3 Mädels wieder.

Wie und wo?
Das ist eine andere Geschichte, die ich später erzählen werde.

Zusammen ist man weniger allein

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Sep 17, 2017

Wir haben den Absprung geschafft. Raus aus den Werkstätten und an der Küste entlang Richtung Norden nach Brasilien. Uruguay hat sicherlich noch vieles zu bieten, deswegen kommen wir bestimmt zu einer anderen Jahreszeit wieder.

Die ersten Tage unterwegs sind schnell vorüber. Wir haben uns eingelebt, aneinander vorbei gequetscht, standen uns im Weg und auf dem Fuß, haben Sitz- und Schlafpositionen getauscht, Meinungen in den Raum gestellt und diskutiert, geflucht und gelacht, uns nach Hause oder dahin gewünscht wo der Pfeffer wächst und nach 3 Tagen festgestellt: wir sind unterwegs. Das Auto läuft. Die Temperaturen werden wärmer. Es geht uns gut. Wir sind dankbar, dass wir zusammen hier sein dürfen.

Der Küstenstreifen im Süden Brasiliens ist touristisch nicht besonders überfüllt im Winter, für uns deswegen ein wunderbarer Einstieg. Unser Ford schwimmt auf der Straße und hüpft über jede Bodenwelle. Die Kinder sitzen mit Stefan vorne in der Kommandozentrale und ich mache das Catering aus der 2. Reihe. Auf unbefestigten Wegen genießen wir vorne zu viert die Aussicht – das gefällt uns natürlich am besten. Auch wenn ich dann als gemütliches Sitzpolster benutzt werde.

Wir testen unsere Nerven beim wild Campen noch mehrmals und setzen bei Rio Grande mit einer Fähre auf eine sich endlos hinziehende Landzunge über. Nach einer langen Etappe auf einer schnurgeraden Straße durch schwedisch anmutenden Wäldern, biegen wir links nach einem verbogenen Campingschild ab und landen nach 10 Minuten im Vorgarten einer äußerst herzlichen Familie. Manchmal stimmt das Gefühl sofort. Hier bleiben wir 2 Tage.

Stefan sucht und findet noch ein paar Dinge die „unbedingt“ repariert werden müssen.

Ich genieße einen ganzen Tag in der Hängematte mit Kopfkissen und Bettdecke und dem Buch von Anna Gavalda.

Felix und Luis trauen sich mit ihrem Fußball ins Fischerdorf über die Wiese zu laufen.
Dort kicken schon ein paar Jungs. Eine zaghafte Annäherung, Blicke werden ausgetauscht und binnen weniger Minuten sind sie alle zu einem großen Team zusammengeschmolzen. So ein glückliches und stolzes Lachen auf Luis Gesicht danach. Endlich!  Wir hatten ihm versprochen so oft wie möglich Gelegenheiten zu finden, in denen er mit Einheimischen spielen kann.

Wir essen ein wunderbares Mittagessen von den Damen des Hauses gekocht, ich schaue ein bisschen in die Kochtöpfe und am Ende gibt es eine sehr herzliche Verabschiedung.

Lieben Dank an Camping „Vô Tárcio“– wir empfehlen Euch gerne weiter.

 

 

 

 

 

 

 

Wir übernachten wild, wenn wir ein gutes Gefühl haben. Suchen uns einen Campingplatz, wenn wir unseren Wassertank auffüllen wollen oder eine warme Dusche brauchen. Das Bauchgefühl, die Länge der Etappen und das Wetter geben uns vor wo wir am Ende die Nacht verbringen.Am Tag versuchen wir möglichst viele kleine Abenteuer ein zu bauen. Ein besonderes Highlight ist immer noch wenn die Jungs am Steuer sitzen dürfen. Kilometerlang auf hartem Sand am Strand entlang düsen, voller Konzentration und immer mit Rücksicht darauf, dass der andere nicht länger fahren darf als man selbst. Luis und Felix können ein super starkes Team sein und innerhalb von Sekunden zu Erzrivalen werden. Sie messen sich im Dünen springen, drücken sich gemeinsam vor dem Abwasch und kämpfen um die Wahl des Hörspiels.

Ihre Beziehung wird auf der Reise einige Höhen und Tiefen erleben … und ich ein paar graue Haare mehr bekommen.

Anna Gavalda´s Buch „Zusammen ist man weniger allein“ ist ein schöner und kurzweiliger Reisebegleiter.  Für den einen oder anderen Moment hätte ich mir aber einen Titel wie „Alleine hat man mehr Platz für sich“ lieber gewünscht.

Reisen mit Kindern: Fluch oder Segen?

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Aug 30, 2017

Der erste Morgen in Uruguay und unsere Gedanken gelten Euch. Ganz lieben Dank für die herzlichen Wünsche, die schönen Abschiedsgespräche, -abende und -geschenke. Es bedeutet uns sehr viel zu wissen, dass ihr an uns denkt. Die eine oder andere Träne habe ich mit Luis zusammen vergossen. Ein großes Geschenk, weil wir uns so auch auf die Rückkehr freuen können.

Unterwegs zu sein mit kleinen Kindern hat in allen Belangen eine andere Qualität als zu Zweit. Wie überall auf der Welt begegnet man uns mit einem freundlichen Lächeln und  Felix und Luis antworten mit einem netten „bonjour“, „hello“ und mittlerweile mit einem „hola“. An dieser Stelle mal ein großes Dankeschön an die bildhübschen Air France Stewardessen, die sich wirklich aussergewöhnlich hilfreich und charmant gezeigt und damit die ca. 19 Stunden Reise sehr erträglich gemacht haben.