Wenn auf der einen Seite eine Tür zugeht, dann geht woanders wieder eine auf.
… Natürlich haben wir Ponchos Cousine in Punta Arenas besucht…
Sie und und ihr Mann Jorge erzählten uns von ihrer Tochter Josephina, die grad geheiratet hatte und deren Mann John, ein Farmer aus Feuerland, sich unglücklicherweise kurz vor der Hochzeit durch einen Reitunfall mehrere Rückenwirbel gebrochen hatte. Johns Vater verstarb dazu auch noch kurz vor der Hochzeit. Ihre Hochzeitsreise nach Europa mussten sie absagen.
Ihre Tochter Josephina war nun zeitweise Chefin von 3 großen Schaffarmen mit tausenden von Tieren, 5 Arbeitern und jeder Menge Arbeit in Feuerland, da John zur Reha in Punta Arenas bleiben musste. Die Farmen liegen mehrere Stunden entfernt vom Festland. Wir haben nicht lange überlegt und unsere Hilfe angeboten. Und es für keine Sekunde bereut.
Aber wir hatten auch keine Ahnung was uns dort erwartet.
Um die Dimensionen der Farmen etwas besser zu verdeutlichen: 1 Schaf braucht 1 Hektar Grund zum Leben. Hat man 12.000 Schafe wie John & Jose, braucht man dementsprechende Mengen Hektar. Wenn im Winter das Gras schlechter wird, benötigt man eine zweite Farm in einer anderen Gegend, wo das Gras noch saftiger ist.
Um die Schafe dorthin zu treiben braucht man pro Schaftrieb mind. 3 Arbeiter, 11 Hunde, 2 Tage und Nerven. Und Logistik, um die Arbeiter in ihrer Wellblechhütte, in der sie bei lausigem Wetter übernachten, zu verpflegen: Holz fürs Feuer, Axt, Frischwasser, Kessel zum kochen, Fleisch, Mate, Matratzen, Schlafsäcke, Regenzeug, Futter für die Hunde…. ich möchte mir nicht vorstellen wie das früher funktioniert hat. So gibt es zu jedem „areo“ (Schaftrieb) auch ein Begleit-Pick-up, der vor allem die heuanrauschenden LKW´s stoppt. Rechts und links ist nicht umsonst ein 50-100 Meter breiter Streifen neben der Strasse. Was die Arbeiter da mit ihren Hunden an „Choreografie“ veranstalten ist wirklich beeindruckend. Durch Pfiffe und Rufe angeleitet treiben sie die Herde mit Ruhe durch die Morgenstunden.
Unsere Helden: Maximilian, Ivan und Julio leben bereits seit 20-30 Jahren auf der Farm. Sie haben John schon als Baby erlebt. Sie bilden die unabdingliche Grundlage für das Funktionieren der Farm. Sie wissen, welche Arbeiten wann erledigt werden müssen. Stehen bei jeder Wetterlage parat. Loyale Partner, die mit wenigen Worten, aber mit viel Stolz dieses Leben meistern. Mervin ist ein Springer, ursprünglich aus Futualefu, der nur temporär auf die Farm kommt. Ihre Charakteren haben uns inspiriert.
Der Tag der Arbeiter beginnt morgens um 8 Uhr. Kleiner Mate Tee und raus zur Arbeit.
10 Uhr Frühstück: Sopapilla (frittierter Brotteig) mit Cafe/Tee.
Weiter Arbeiten. 12 Uhr Mittagessen. Weiter Arbeiten. 16 Uhr Nachmittagssnack. Weiter Arbeiten. 19 Uhr Abendessen.
Um die Arbeiter jeden Tag zu ernähren wird alle 3-4 Tage ein Schaf geschlachtet.
Wobei bei dem Wort „Schaf“ folgende Unterteilung wichtig ist: Oveja, Carnero, Cordero – Wollschaf, Fleischschaf, Lamm (Jungschaf). Wobei das Lamm nicht das kleine weiße Babylamm ist, dass wir in unserer Vorstellung hatten, sondern ein fast ausgewachsenes Schaf, nur noch jünger.
Der Vater von John hat schon früh eine sehr feine Merinoart gezüchtet, was ihm einen über die Insel hinaus guten Ruf beschert hat. Der Unterschied, wenn man ihn kennt ist nach einigen Tagen, auch für uns erkennbar. Andere Farmen züchten u.a. das „Multipurpose“-Schaf, dass sowohl für Fleisch als auch für Wolle gehalten wird.
Um die Schafe komplett zu scheren braucht man professionelle Scherer, die von Farm zu Farm ziehen und im Akkord hunderte von Schafe am Tag scheren. Ein Kraftakt für den Rücken. Im Herbst werden den Schafen dann nur noch Kopf, Po oder Sack geschoren. „Hält die Eiszapfen davon ab in die Augen zu hängen und erleichtert dem Bock und dem weiblichen Schaf unkompliziert sich zu decken“…. Wie soll man sich auch sonst bei all der Wolle zurecht finden….
Zu diesen Scher-Stoßzeiten leben bis zu 25 Arbeiter auf der Farm und es werden ca. 2 Schafe am Tag geschlachtet.
Die ersten Tage haben wir alleine auf der Farm mit den Arbeitern verbracht und so einer Schlachtung beigewohnt.
Bis zu diesem Zeitpunkt leben die Schafe recht unbescholten auf den Weiden. Mithilfe der Hunde werden sie zusammen getrieben, ein Schaf wird ausgesucht und mit Hilfe des Pick-up zur Farm gebracht. Dort wird es per Hand von den Arbeitern getötet.
Nicht einfach zu sehen, obwohl alles sehr ruhig abgelaufen ist. Die Ruhe der Arbeiter, ihre Stimmen, die die Schafe seit langer Zeit kennen, gibt Vertrauen. Und dennoch… Wir wussten, dass wir vegetarisch bei diesem Aufenthalt nicht weit kommen werden und hatten uns gemeinsam entschlossen das Leben auf der Farm so anzunehmen wie es ist. Auch ihre Art der Ernährung. Gesünder und glücklicher kann ein Schaf nicht leben. So weit wir das beurteilen können.
Sowohl für uns, als auch für die Kinder war es wichtig bei diesem Akt dabei zu sein. Es life zu erleben. Luis und Felix haben selbst entschieden wieviel sie davon sehen wollen und haben aus den Augenwinkeln ein bisschen rübergespickt. Felix hat danach geweint. Ich habe sehr schlucken müssen.
Trotzdem. Wir sind hier Gast und meiner Meinung nach, steht es uns nicht zu, als „Ponyhof-Touristen“ her zu kommen und das Leben der Anderen zu kritisieren. Das war mir wichtig. Respektvoll zu sein und zu bleiben. Sowohl dem Leben der Menschen als auch dem der Tiere gegenüber.
Wir haben das Schaf gegessen. Es hat gut geschmeckt. Unsere Meinung zum Fleischkonsum in unserem weiteren Leben hat es jedoch nicht verändert.
Um sich die Größe dieser Farmen besser vorstellen zu können, kann man die Fläche von München als Vergleich dazu nehmen. Halb so groß wie München ist dieser Privatbesitz von John & Jose.
Abgesehen von den Weideflächen braucht man Flächen, um Alfalfa anzubauen, dass dann in Form von Heuballen die Überwinterung erleichtert. Hinzu kommen noch Flächen für Hirsche und Kühe.
Um die Flächen vom Nachbarn abzugrenzen, muss alles umzäunt werden. Diese Zäune müssen abgeritten und in Stand gehalten werden. Wenn man Pech hat, dann wohnen ganz viele Biber in der Nähe und raspeln die Holzpflöcke der Zäune ab. Sie wissen ja nicht, dass sie die Pflöcke danach nicht als Baumaterial verwenden können, weil sie mit dem Draht verbunden sind. Umsonst abgenagt! Aber für John & Jose kostet die Erneuerung sehr viel Geld & Manpower.
Hatte ich schon die Wildpferde erwähnt? Sie leben ebenfalls auf ihrem Terrain. Neben ca. 30 Hütehunden, gibt es noch 10 Katzen, 2 Welpen, 30 domestizierte Pferde, Enten, Hühner…..
Was konnten wir nun zum Leben auf der Farm beitragen?
Alles was grad angefallen ist und jeder wie er grad konnte: wir haben gekocht und Wäsche gewaschen, Lampen angebracht, ein Schuhregal gebaut, die Stromversorgung durch Solarpanel und Windrad wiederhergestellt. Wir haben die Welpen und die Katzen gefüttert, den Pferden Heu gebracht, Kruschtelecken aufgeräumt und Holz gehackt.
Für Luis und mich war der Schaftrieb beeindruckend. Wir sind einmal um 6 Uhr und einmal um 4 Uhr morgens aufgestanden und haben entweder laufend oder das Begleitfahrzeug fahrend die Herde begleitet. Das rufen der Arbeiter in der Dunkelheit, ihr Pfeifen, Rasseln und das Bellen der Hunde wird uns noch lange in Erinnerung bleiben.
Wir haben beim Scheren zugeschaut, Vitamine gespritzt und das Fell der Schafe markiert.
Mittagessen auf der Farm Maria Gloria.
Ein Highlight für mich war dem Pferdeflüsterer über die Schulter zu schauen, ein paar Tricks zu hören, wie man ein wildes Pferd sanft domestiziert und mit den Arbeitern zusammen per Pferd die Schafe zusammen zu treiben.
Bei all dieser Arbeit, wo Pferde und Schafe zu Arbeitsgeräten werden, war es gut zu sehen, dass es auch hier respektvollen Umgang gibt.
Das Jose Tierärztin ist, kommt der Farm auf alle Fälle zu Gute.
Wir haben gestaunt, gelernt, gefilmt, fotografiert…… Es hat uns irre viel Spaß gemacht so ein anderes Leben kennen zu lernen. Die Arbeiter haben uns nachhaltig beeindruckt. Wir haben ihnen aus Dank ein Geschenk für Ihr Esszimmer gemacht. Bilder, die ihre Würde, ihren Charakter und das nicht einfache Leben in ihren Gesichtern widerspiegeln. Im Mittleren Segment des Fensters gibt es auch Bilder von Antonio, dem neuen Koch. Und Ramon, der 2 Tage vor unserer Abfahrt aus dem Urlaub zurück kam. Er ist, so behauptet er, ca. 80 Jahre. Er könnte aber auch gut 90 Jahre sein. Seinen Pass hat er erst als junger Bub erhalten. Er hat mit seinem Bruder fast alle Zäune der Farm gebaut. Was für eine Wahnsinns Leistung. Er wird wahrscheinlich nicht mehr lange auf der Farm bleiben können. Es wird ihm schwer fallen.
Es gäbe noch so viel über diese Zeit zu erzählen, soviel Details und Momente, dass ich gar nicht wüsste sie alle in Worte zu fassen.
Zum Beispiel, wie sehr Luis und Felix der Aufenthalt gefallen und gut getan hat.
Wenn ich an all die Freundschaften denke, die sie geschlossen haben…
Diese zwei Welpen tragen jetzt einen Namen: Luis und Felix! Was für eine Ehre!
Neben der Hauptfarm „Tres Hermanos“ und den Estancias „Copihue“ und „Maria Gloria“ haben John & Jose weiter im Süden dann noch eine Art Nationalpark…. ich erspar mir jetzt die Beschreibung, weil es einfach unfassbar groß, weit, ruhig, unberührt und wild ist….
Wir danken Jose & John und ihren Eltern, Paula & Jorge, dass sie uns in ihre Familie mit offenen Armen aufgenommen haben. Wir werden das Leben und die Projekte von ihnen aus der Ferne weiter begleiten und uns hoffentlich irgendwann wieder sehen.
Nachdem sich der Rücken von John durch die Reha in Punta Arenas wesentlich verbessern konnte, sind die beiden nun auf ihrer wohl verdienten Hochzeitreise in Peru.
Privatmuseum von Joses Freunden in Punta Arenas
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… und Stefan hat es gemerkt…. Wie kommen wir raus aus dem Schlamassel?
Gar nicht, denn „alte Liebe rostet nicht“ und ich genieße es in vollen Zügen.
Wenn das Herz aufgeht, die Schmetterlinge fliegen, der eine oder andere Duft Erinnerungen hervorholt,
die Zunge lockerer wird ….die chilenische Lebenslust hat mich wieder voll erwischt.
„Deine Stimme hört sich ganz anders an, wenn du Spanisch sprichst“ hat mir mein Freund Poncho vor 25 Jahren in Santiago gesagt. Damals, frisch aus der Schule kommend, 1 Jahr auf Entdeckungstour in Chile. In dieser Zeit hat sich eine kleine Liebe in mein Herz eingenistet. Ich bin damals nicht viel gereist. War hauptsächlich in der Mitte Chiles unterwegs und habe das normale chilenische Leben aufgesaugt. Das hat mir gut getan.
Nach 11 Jahren bin ich zurückgekehrt, um mir den Traum eines Besuches auf der Osterinsel zu erfüllen. Heute 25 Jahre später, bin ich mit meiner Familie zurückgekommen, um mehr vom Land kennen zu lernen und die kleine Liebe wiederaufleben und meine Lieben daran teilhaben zu lassen. Und es hat uns wie ein Knall erwischt.
Anfänglich ganz banal mit 2 Stunden Zeitunterschied, der uns aber in unserem Rhythmus, von Peru kommend, völlig durch einander gewirbelt hat. Die Chilenen sind nicht so zurückhaltend wie die Bolivianer oder Peruaner aus den Anden. Sie sind aber genauso gastfreundlich. Gastfreundlichkeit sagt man ja vielen Ländern nach. Vielleicht ist man auf Reisen empfänglicher für Nettigkeiten? Für ein wohlgemeintes Lächeln oder für eine helfende Hand? Vielleicht ist man selbst auch netter, weil entspannter unterwegs! Ist Deutschland nicht auch gastfreundlich? Die Definition von Gastfreundlichkeit ist für jeden vermutlich unterschiedlich. Das wäre jetzt ein Kapitel für sich…
Wir sind bestimmt nicht die Art von Reisenden, die überall schnell „dickste“ Freunde machen. Wir wollen unsere Leichtigkeit, unsere Flexibilität, die wir auf dieser Reise mit dem Auto haben, behalten. Deswegen haben wir uns auch in den ersten Monaten der Reise mehr um uns gekümmert. Verarbeitet, was für Auswirkungen diese Form des Lebens auf unser Familienleben hat.
Wir haben uns dann sehr gefreut nach so vielen gemeinsamen Monaten meinen Freund Poncho in Santiago zu treffen. Kinder nehmen neue Bekanntschaften so auf, wie man sie ihnen vorstellt. Und so war es auch für sie ein freudiges Wiedersehen mit einem guten Freund.
Poncho hatte vor ein paar Jahren Krebs, ist dadurch zu Reiki gekommen und hat sein Leben in mancher Hinsicht
verändert. Er ist spiritueller geworden. Dankbarer.
Ich fand es schön, wie er so manches Mal inne gehalten und sich bedankt hat.
Oha, denkt sich vielleicht der Eine oder der Andere von Euch, das hört sich spooky an. Aber ist es das wirklich?
Ich fand es cool. Am Tisch vor dem Essen uns anzuschauen und zu sagen wie dankbar er dafür ist, dass wir
beisammen sind, dass wir das schöne Essen teilen können und dass es uns gut geht.
Das ist nicht spooky! Das kommt von Herzen.
Poncho lebt seit vielen Jahren in Santiago, hat einen fast volljährigen Sohn und arbeitet als Umweltingenieur. Santiago ist eine Großstadt mit all ihren Annehmlichkeiten und Schattenseiten. Der Winter bringt eine verheerende Luftverschmutzung mit sich. Umgeben von Bergen kann sich die schlechte Luft wunderbar halten. Wir hatten Glück im Spätsommer vor Ort zu sein und haben den Aufenthalt sehr genossen. Wir konnten mit unserem Bigfoot mitten in der Stadt in einem Park stehen. Nah am Geschehen, aber in grünem Ambiente. Es gibt viele kleine Viertel zu entdecken, nette Lokale, tolle Museen und die Umgebung ist super zum sporteln. Wir geben hiermit eine absolute Reiseempfehlung raus, an all diejenigen, die auch Städte mögen.
In den ersten Monaten sind wir viel gefahren und haben viel entdeckt, jetzt wurde es Zeit für ein bisschen körperliche Arbeit. Als Abwechslung zum normalen Reisealltag haben wir uns über die „work-away“-Website als „arbeitende“ Familie angeboten und sind für 5 Tage auf einer im Aufbau stehenden Pferderanch nähe Viña del Mar gelandet.
Wir haben Palmen gepflanzt, Tiere gefüttert, Pferdeäpfel auf den Mist geschafft, Pferde eingefangen und sind geritten.
Ich bin immer wieder beeindruckt wie cool sich die Jungs neuen Aufgaben stellen. Unvoreingenommen und mit einem Hang zum Größenwahn. Von wem sie das wohl haben?
Das sollte unser Einstieg ins gescheite Arbeitsleben sein. Geplant war danach ein längerer Arbeitsaufenthalt Ende April auf einer Schaffarm in Feuerland. Er wurde uns aber leider kurz davor von Seiten der Farmbesitzer wegen „Schwangerschaftskomplikationenen“ abgesagt. Traurig und enttäuscht erzählte ich es Poncho. Ich hatte mich wirklich sehr darauf gefreut.
„Wenn ihr in Punta Arenas seit, dann besucht doch meine Cousine Paula und ihren Mann Jorge“.
Ein Satz von Poncho, der unsere Weiterreise auf den Kopf stellen sollte.
Aber vorher kamen noch ein paar bedeutenden Stationen: die Nationalparks von Douglas Tompkins, die Gegend um Osorno, die Landschaften im Süden um Fitz Roy und Torres del Paine.
„Bevor ihr nach Punta Arenas fahrt, treffen wir uns noch bei Rod in Pucon, oder?“
Rod Walker ist einer der ersten Naturschützer Chiles. Geologe, Dozent an der Uni in Santiago, Reiki-Meister, Bergführer, Vater, Eremit, Vorreiter für Nachhaltigkeit und ökologische Lebensweise. Und Poncho seit vielen Jahren ein guter Freund.
„Un héroe silencioso“!
Ich habe ihn mit meinem Freund Poncho vor 25 Jahren schon einmal besucht. Wir haben damals an einer sehr spirituellen Exkursion durch die Araucarier-Wälder teilgenommen. Er ist mittlerweile über 70 Jahre alt und hat an Faszination nicht verloren. Er lebt seiner Lebensphilosophie konform in einem sehr minimalistischen Holzhäuschen im Wald „el Cani“, in der Nähe von Pucon. Ein Mensch, dem großer Respekt gebürt.
Wir waren 2 Tage mit ihm zusammen. Es kam uns länger vor.
Es gibt Begegnungen, die brauchen keine Aufwärmphase. Keine Erklärungen. Keine Zurückhaltung.
Das ist wie bei der alten Liebe, die nicht rostet. Du begegnest ihr wieder und wenn du Glück hast, stimmt das Gefühl sofort. Diese Wärme die dich umhüllt, weil es dir gut geht. Weil du sein kannst wie du bist. Weil du dich an Gemeinsamkeiten erinnerst. Weil du sagen kannst was dir auf dem Herzen liegt.
Und jetzt stellt Euch vor ihr könnt das mit dem Menschen teilen, der dich im Leben durch alle Höhen und Tiefen begleitet. Der dieses „verliebt-sein“ spürt, akzeptiert und im besten Fall auch nachvollziehen kann.
Chile hat sich nun auch ins Herz von Stefan eingenistet.
Neben seiner Liebe für uns und für all die anderen nicht rosten wollenden alten Lieben.
Schön, dass wir dieses Verliebt sein miteinander teilen können…
Schlaumeier informieren sich vor einer Reise über alle Do´s and Don’ts, Reisezeiten und Hürden, die man überwinden muss… vor allem mit Kindern.
Besserwisser wie wir haben das natürlich auch gemacht, aber nur mit 3 Monaten Vorlaufzeit und sich darauf verlassen, dass eh alles anders kommt als man denkt. Hinzu kommt natürlich auch, dass Mann und Frau unterschiedliche Schwerpunkte haben, sowohl körperlich als auch bei den Dingen, die einem wichtig sind auf solch einer Reise.
Unsere wichtigsten Lektionen/Hilfsmittel der letzten 7 Monaten:
Einer für Alles
Kabelbinder – Dein Weg zur Glückseligkeit. Was man damit alles an-, ab-, zu- und umbinden kann ist der Hit.
Ducktape – hat nix mit Donald Duck zu tun, hält aber zusammen wie Tick, Trick und Track.
Kinder als Reisegefährten:
Endschleuniger! Haben viel Sinn für die einfachen Schönheiten am Wegesrand.
Wir trainieren zusammen „Leichtigkeit“ und akzeptieren, dass jeder ein Recht auf Veto hat.
Reiseapotheke
Pflaster/Verband Arnika und Propolis Tinktur – bestes pflanzliches Antibiotika.
Mehr haben wir bis jetzt nicht gebraucht. Ausserdem gibt es wunderbare Heilpflanzen auf lokalen Märkten.
Wichtigstes Küchen-Utensil
Schnellkochtopf! Reis, Kartoffeln, Nudeln, Linsen, Bohnen, Kichererbsen, Eintopf, Curry… Gas und Geruch sparend. Unser Herzstück – nie wieder ohne!
Backofen
Braucht es für uns nicht. Wir haben lange Zeit auf Brot verzichtet und uns dafür mit Genuss auf das erste gekaufte „Vollkornbrot“ gestürzt.
Klo im Camper
War unserer Meinung nach immer uncool. ABER, Meinung geändert! Wir lieben unser Klo. Besonders an arschkalten Tagen, auf über 5.000 Metern, wenn´s regnet, nachts um drei Uhr, im Stau….. oder wenn Montezumas Rache…. Ausserdem müssen wir mit rümpfender Nase zugeben, dass nicht alle Zeitgenossen dieser Erde ihren „Auswurf“ vergraben, geschweige denn ihr „Papieren“ verschwinden lassen. So manch paradiesischer Platz hatte ein leichtes „gschmäckle“!
Landesgrenzen
Nicht vor oder während des Wochenendes passieren. Es sei denn man hat eine Engelsgeduld.
Mechaniker
Niemals alleine am Auto schrauben lassen und ein Auge auf die ausgebauten Ersatzteile werfen. Deutsche Ordentlichkeit hilft beim Wiedereinbau. So mancher Bestandteil unseres Autos hat nach der Reparatur entweder gefehlt oder war noch übrig.
PolePole
Uhren ticken zwar in Südamerika langsam, aber dennoch schneller als in Afrika. Auch hier wird noch richtig repariert und nicht wie in unserer Wegwerfgesellschaft einfach ausgebaut und ausgetauscht. Am Ende wird scheinbar Unmögliches doch möglich gemacht.
Comida tipica
Nicht alles was landestypisch ist, muss probiert werden. Das verkokelte, auf dem Rücken ausgestreckte Meerschweinchen, welches wir mutig zu Mittag bestellt hatten, haben wir nicht runter bekommen. Zur Wiedergutmachung haben wir 2 kleine Kuschel-Meerschweinchen aus weichem Alpakafell gekauft.
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser
Vertraue nicht den überschwenglichen Restaurantkritiken. Der von „Tacos & Tequila“ schwärmende Kritiker scheint im Tequilarausch nicht bemerkt zu haben, dass die Bohnenpampe zwischen dem labbrigen Taco in der Mikrowelle aufgewärmt wurde und soviel mit Mexikanischem Essen zu tun hatte wie Neuschwanstein mit Machu Picchu.
100% Plastikfrei
Nicht so einfach auf Reisen. Wir benutzen zwar zu 80% das Wasser aus unserem Tank, welches wir auf Camps, in Hostels oder an Tankstellen nachfüllen. In den meisten Ländern wird das Trinkwasser jedoch stark gechlort. Für Tee und Suppe haben wir doch zur Flasche greifen müssen.
Der Plastiktütenflut in Super- und auf Bauernmärkten kann man nur mit hartnäckig hingehaltenen Beuteln zuvorkommen.
Pestizide
Die großen „Pflanzenschutz-Ertragssteigerungs- aber Gesundheitsvernichtungs“-Konzerne scheinen hier noch weniger Gegenwind als in Europa zu haben. Ich kann verstehen, dass jeder Kleinbauer motiviert ist, seinen Ertrag zu steigern, aber die Tragweite dieses Pestizid-Missbrauchs wird ihnen leider nicht klar sein. Es gibt eine beeindruckende aber sehr traurige Fotoreportage über den Norden Argentiniens, der zeigt was mit uns passiert, wenn wir dem Profitgedanken ausgeliefert sind. Der PabloPiovano.com zeigt „THE HUMAN COST“ im Willy- Brandt-Haus, Berlin
Übernachtungsplätze und Nachtruhe
Vom Stadtzentrum bis zum Strandidyll und von der kargen Bergspitze bis ins grüne Dschungeltal – jeder Platz hat seine eigene Energie.
Die Prollautos in Deutschland können den „tiefer, breiter und lauter“-Autos aus Südamerika nicht das Wasser reichen. So manche Nacht haben wir schlaflos und im Takt wippend der einen oder anderen „Bum Chakalaka Gang“ um uns herum gelauscht und am nächsten Tag auf Spotify nach dem Lied gesucht. Der SüdamerikaSound ist einfach cool!
…. und so könnte es weiter gehen. Manche Erkenntnis erschließt sich erst nach ein paar Tagen oder Wochen, aber das große Ganze ist jeden Tag zu spüren: Die Welt im Kleinen ist so viel netter als wir in den Nachrichten jeden Tag aufbereitet bekommen.
Die letzten Monate sind verflogen. Wir sind viel gefahren. Durch beeindruckende Landschaften, atemraubende Höhen und schweißtreibende Tiefen und Pfade. Enge Gassen haben Stefans Fahrkönnen herausgefordert und in den unmöglichsten Situationen mussten wir einen Gang zurück schalten.
Wir sind eingetaucht in die Geschichten zahlreicher Kulturstätten verschiedener Epochen. Die vielen Fragen der Kinder, ihre Hörspiele und ihre unbändige Energie haben uns manches Mal zum Wahnsinn oder zum Lachen gebracht, aber vor allem gezeigt, dass Kinder noch viel von dem haben, was uns Erwachsene im Leben abhandenkommt. Und sie haben uns nochmal die Augen geöffnet, dass sie das Beste sind, was uns im Leben geschenkt wurde. Auch für diese Erkenntnis braucht es natürlich keine Reise, aber mit ihnen die Reise zusammen machen zu können hat uns schon so viele spontane und überraschende Situationen und sehr glückliche Momente beschert. Wir sind ihnen dafür unendlich dankbar.
Vieles was am Anfang noch etwas wurschtellig und gewöhnungsbedürftig war, läuft jetzt routiniert. Wir schlafen am Besten im Bigfoot. Wir essen am liebsten „selbstgekocht“- ob von uns oder den einfachen Straßenständen. Der Tag wird nicht mehr durchgeplant, sondern folgt seinem eigenen Rhythmus je nach Ort oder Laune. „Planänderungen herzlich willkommen“. Auch wenn nicht 100% Bio kaufen wir nach wie vor am liebsten auf den lokalen Märkten ein. Wir lieben die Stadt, Museen, Plätze, Stadtführungen, aber unser Herz schlägt am stärksten für die Berge, die Seen, das Meer …. für die endlosen Abenteuer.
Mir fehlt oft die Motivation etwas mehr Sport zu machen. Es gibt herrliche Entschuldigungen dafür: Boden zu dreckig für Yoga, Erde zu matschig zum Joggen, zu viele Leute drum herum. Ich alter Sport- und Ernährungsapostel muss an so manchem Tag mit meinen eigenen Dämonen kämpfen. Auf der Reise, wo wir uns immer wieder neu orientieren müssen.
Unsere Ernährung hat sich drastisch verändert: von Land zu Land, schleichend aber wieder in unsere alte Richtung. Vegetarisch. Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte, viel roh. Kaum konvenient. Weil es einfach keinen Quark oder Joghurt ohne Zucker gab, haben wir fast alle Milchprodukte eliminiert – Butter, ein bisschen Käse und Kaffeemilch sind übrig geblieben. Nach den kilometerlangen Hühnerfarmen haben wir die Eier stehen lassen und die Hühner vom Speiseplan gestrichen. Schwein war sowieso schon tabu. Wir haben uns auferlegt nur den selbstgefangenen Fisch zu verspeisen. Leider sind unsere Angelversuche bis jetzt ergebnislos geblieben und nach wie vor ist unklar, wer bei Erfolg dem Fisch den Gar ausmacht. Wir sind nicht pedantisch. Jeder entscheidet für sich selbst im Restaurant, beim Einkaufen entscheidet die Chefin. Wir haben eine drastische Veränderung gemerkt. Es geht uns so gut wie nie zuvor. In Bolivien und Peru haben wir vor allem die Vielfalt an Früchten und frischen Gemüsen in vollen Zügen genossen. Auf dem einen oder anderen Fischmarkt haben wir dennoch eine frische Ceviche genossen und mit Schrecken zugeschaut, wie den riesen Krabben bei lebendigem Leibe die Eingeweide rausgezogen werden. Noch nie in unserem Leben haben wir gemeinsam so viel über Tiere, Respekt, Ernährung und Umweltschutz geredet und gelernt. Ich bin mir sicher dass sich zu hause wieder ein paar Gewohnheiten ändern werden, individuell, aber die richtige Einstellung haben wir uns auf natürliche Weise erarbeitet. (Stefan freut sich schon auf ein gescheites Asado in Argentinien….)
Hätten wir einen Hänger, er wäre voll mit Strassenhunden und Katzen, die uns mit flehenden Augen angeschaut haben. Stefan hat uns in mancher Situation zur Vernunft gebracht, sonst würden wir auf alle Fälle mit einer kleinen Katze aus Santiago und einem Welpen aus Hornopiren nach Hause kommen.
Mittlerweile sind wir in Chile und geniessen das Land in vollen Zügen. Ich sag nur: Alte Liebe rostet nicht…
Es passiert jeden Tag viel. Begegnungen. Landschaften. Unterhaltungen. Und dazwischen sind wir. Jeder für sich. Wir alle zusammen. Manchmal, wenn auch selten, hängen wir unseren Gedanken nach. Es gibt viel zu erfragen, zu erkunden, zu lesen. Wir sind hier zusammen und zusammen gehen wir durch dick und dünn. Und auch wenn ich alle manchmal zum Kuckuck wünschen wollte, so bin ich doch beeindruckt und auch stolz darauf, wie sehr wir es schaffen, alles so friedlich zusammen zu meistern. Vor allem vor dem Hintergrund, dass so manch eine Situation nicht einfach auszuhalten ist. Und von so einer will ich jetzt erzählen. Zwischen diesem Ereignis und heute liegen ja Wochen, Bildwelten, Emotionen, aber diese eine Situation hat uns alle gleichermaßen betroffen.
Wir haben einen wunderschönen 3-Tages-Trek von La Paz ausgemacht. Der Takesi-Trail. Landschaftlich ein Traum. Leider konnten wir keine Mulis mieten und mussten unsere schweren Rucksäcke inklusive Zelt, Isomatten, Schlafsäcken und Essen selbst tragen. Rauf auf 4.600 Meter. Runter durch beeindruckende Wiesen, auf aus Stein gepflasterten Inkapfaden und an Seen vorbei.
Fernab von der Zivilisation oder genauer gesagt ein paar Fußstunden entfernt. Nachts mit Regen und Schnee. Stefans Geburtstag um 3.30 Uhr nachts mit Stollen und Lampion gefeiert. Bisschen gefroren.
Tapfer gelaufen. Stundenlang bergab. Eine tolle Familie kennen gelernt mit 4 Jungs, die irgendwo am Hang wohnen. 3 Stunden Fußmarsch bis zum nächsten Ort entfernt.
Mit Muskelkater am letzten Morgen aufgewacht. Fertig, aber glücklich. Schmerzende Schultern, aber glücklich.
Und dann wollten wir am nächsten Nachmittag einfach nur diesen einfachen Bus nach La Paz zurücknehmen. Eine andere Möglichkeit hätte es nicht gegeben. Anfänglich haben wir noch gelacht über die harten Federn. Luis, Felix und ich in der letzten Reihe, Stefan auf dem Ersatzsitz davor nebst 12 anderen Erwachsenen und einem weiteren Kind.
Wie gesagt, am Anfang haben wir noch darüber gescherzt, dass es eine holprige Fahrt wird. Aber kurz danach ist uns das Lachen im Hals stecken geblieben und unser Leben am seidenen Faden zum Absturz bereit gewesen. An Stefans Gesicht konnte ich erkennen, dass es ihm auch nicht zum Scherzen zumute war.
Die Straße: unbefestigt, schottrig, ohne Leitplanken. Max. 1,5 Autos breit.
Links der Berg, rechts ein paar hundert Meter tiefer Abgrund.
Der Fahrer: auf der Flucht. Mit rutschenden Reifen, stets mit dem Hinterrad knapp am Abgrund vorbei.
Schnell. Waghalsig. Lebensmüde.
Selbst Luis, der als Kind ja oft die Gefahr noch nicht abschätzen kann, sagte, dass er totale Angst hätte. Wahrscheinlich hat er an meinen harten Griff um seine Schultern gemerkt, dass etwas nicht stimmt. Es gibt wenige Momente in meinem Leben, wo ich wirklich richtig dolle Angst hatte, aber diese Stunde Fahrt am Rande des Abgrundes hat mich fertig gemacht. Felix hat sich auf meinen Schoss gelegt, um nicht rauschauen zu müssen. Stefans Gesicht war stark gestresst. In einem gefassten Moment habe ich von hinten nach vorn geschrien, dass er verdammt nochmal langsamer fahren soll. Und nachdem sich auch mein Vordermann zu mir umgedreht hat, um mir zu signalisieren, dass es leider immer so rasant zu geht auf diesen Fahrten, kam mir auch wieder in den Sinn, dass uns Gert, der deutsche Stadtführer aus La Paz, von diesen abenteuerlichen Fahrten berichtet hat. Auch in den Reiseführern wird davor gewarnt, weil es immer wieder zu schlimmen Unfällen kommt.
Das alles hatten wir einfach vergessen.
Und dann habe ich nochmal meinen ganzen Mut zusammengenommen und den Fahrer angeschrien, er soll jetzt endlich langsamer fahren, weil er für 12 Erwachsene und 3 Kinder die Verantwortung trägt. „Wir haben hier hinten Angst, verdammte Scheiße“!
Und dann hat er sich besonnen. Die Fahrt entschleunigt. Dann kam endlich die Asphaltstrasse.
„Selbst schuld, wenn ihr Euch auf so ein Abenteuer einlasst….“, hör ich es da aus dem Universum rufen. Klar, wissen wir auch, aber damit hatten wir einfach nicht gerechnet. Es hätte auch keine andere Möglichkeit der Rückkehr gegeben.
Eines steht fest: wir steigen nie mehr in so einen „fucking“ Kleinbus ein.
Dieses Erlebnis und dass wir in dem einen Moment alle gleich gefühlt haben, hat uns noch ein bisschen näher als nah gebracht. Ohne Angst und Scham haben wir geweint, uns gehalten, die Augen zusammen gekniffen vor Angst und uns vor Erleichterung nach dem Aussteigen umarmt.
Heute, am Tag an dem ich diesen Beitrag schreibe, fast 2 Monate später, erfahren wir, daß oberhalb von Lima ein Bus mit 48 Menschen in den Tod gestürzt ist. Auf den Strassen Boliviens und Perus säumen Kreuze die Strassenränder. Nicht wie bei uns in Bayern mal eines oder zwei. Zumeist sind es mehrere, die davon zeugen, dass hier wieder ein Bus über die Klippen gesprungen ist, ein Fahrer in einer unübersichtlichen Kurve überholt oder eingeschlafen ist. Und wenn ich jetzt noch erzähle, dass wir vor 4 Wochen ein Erdbeben der Stärke 7,3 in unmittelbarer Entfernung miterlebt haben, dann könnte man wieder sagen: „Was fahrt ihr aber auch in solche Länder?“.
Im Nachhinein können wir darüber lachen. An dem Tag bin ich blass und mit schlotternden Knien aus dem Bus ausgestiegen.
Fast so wie damals in Costa Rica, als ich mit 2 Freunden und einer kleinen Propellermaschine notlanden musste. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.
Ich bin mir nicht sicher, ob wir in Europa an so vielen Stellen so unbekümmert hätten übernachten können. Abgesehen von dem Fahrverhalten, sind uns die Bolivianer, die Peruaner und die Chilenen sehr wohlgesonnen gewesen. Unglaublich Kinderfreundlich. Hilfsbereit. Interessiert.
Das Abenteuer geht weiter!
Luis am Steuer. Die Zehenspitzen berühren knapp das Gaspedal. Ein Grinsen von links nach rechts. Ein Jungentraum wird wahr und das auf dem größten Salzsee der Welt. Wenn diese Autofahrt unendlich sein könnte, Luis und Felix würden die Option wählen.
Ich bin mit 3 Männern unterwegs (die zwei kleinen benehmen sich oft schon wie zwei große Alphatierchen…) und so gestalten wir unsere Aktivitäten im Verhältnis 3:1, wenn man die Themenschwerpunkte betrachtet! Es ist ein Heidenspaß, sie so glücklich zu sehen und ich bin froh an vielen Stellen die Verantwortung abzugeben und einfach nur dabei sein zu können. Die Oberverantwortung tragen Stefan und ich eh zusammen, müssen immer für vier denken und wachsam sein, so ist es schön, wenn wir (wie auch zuhause) unsere „Einzelverantwortungen“ haben.
Nach wie vor ist Stefan Highländer über Fahrzeug, Technik und digital Support und ich für körperlich-seelische Belange, Ernährung und Kommunikation (lokal und global). Luis und Felix sind für Disco, Wissenserweiterung und Unterhaltung zuständig. Gerne fuschelt der eine dem anderen in den Verantwortungsbereich, da wir manchmal zu eng beieinander sind, aber im Großen und Ganzen behält jeder seinen Herrschaftsbereich.
An der unberührtesten Stelle vom Salzsee kratzen wir Kristalle von der Rückseite der Schollen und füllen unseren Vorrat auf. Fleur de Sal de Uyuni im roten Jutebeutel! Die Sonne scheint stark. Das weiß reflektiert brutal und nur schemenhaft sind entfernt Inseln oder Berge zu erkennen. Hätten wir kein GPS, wir würden der Fata Morgana auf den Leim gehen. Spuren sind zu erkennen. Aber: traue keiner Spur, deren Verursacher du nicht gesehen hast.
Die Nacht kommt und eröffnet uns ein weiteres Spektakel: Ein Meer aus Sternen und Kometen. Fern ab von jeglichem Lichtsmog. Stefan hat schon lange sein Equipment in Stellung gebracht. Mit der Dunkelheit kommen die Kälte und der Wind. Eingepackt mit Mütze und Handschuhe stehen wir wie berauscht und starren nach oben. Wir fühlen uns wie Ameisen. Und unweigerlich wird uns klar was „in Relation zu“ wirklich bedeuten kann. Zu der Unendlichkeit über uns, gesellt sich eine unfassbare Stille um uns. Kein Rauschen, kein Knacken. Ein Einfaches „Nichts“! Wir sind nur ein Teil des großen Ganzen. Und wenn wir uns bis jetzt schon oft darüber Gedanken gemacht haben, ob es überhaupt Leben irgend woanders in diesem Universum gibt, so erscheint es uns jetzt fast überheblich, dass wir daran je gezweifelt haben.
Wir sind klein. Für das Universum unbedeutend. Für uns auf der Erde bedeuten wir die Welt. Wir sind das Wichtigste, was uns in unserem Leben begegnen kann. Wir für uns. Füreinander. Und wenn ich mich auch wiederhole: für unsere Familien und Freunde. Noch nie in meinem Leben bin ich mir dessen so bewusst gewesen. Natürlich bedarf es dafür keiner Reise, aber das Gefühl für meine Familie und für meine Freunde ist noch nie so stark gewesen wie zu dieser Zeit. Warum? Weil wir oft über Euch reden. Weil wir so schöne Rückmeldungen von Euch bekommen. Wir uns jedes Mal freuen von zuhause zu hören. Weil uns von Herzen wichtig ist zu wissen, wie es allen ergeht.
Und wie wir so dastehen, vor Kälte die Hände aneinander klatschen, kommt es uns „hirnrissig“ vor wie sehr wir Dingen im Leben hinterher hecheln. Uns aufregen. Abarbeiten. Dem Alltag oder der Zukunftsangst erlegen sind. Hier wird uns nochmal ohne Worte erklärt, wie endlich alles Leben ist und wir verdammt nochmal nur in diesem einen Leben selbstbestimmt und ausgeglichen leben und genießen MÜSSEN. Keine Sorge ich werde nicht zur Esoterikerin mutieren und auch nicht in jedem Beitrag einen Weisheiten-Erkenntnis-Pegel hochschrauben. Aber manche Gedanken kommen, wenn man etwas mehr Zeit hat über die Dinge des Alltags nach zu denken.
Vielleicht sollten wir einfach immer weiterfahren? Die Kinder vom Leben lernen lassen? Günstiger als jetzt werden wir so eine Reise nicht mehr machen können. Eine Familie die wir getroffen haben, lebt nach dem Credo „Travelling is education, the rest is love“. Gefällt mir unglaublich gut der Spruch!
Manchmal platzt mir der Kopf weil sich Ideen, Bedenken und Gleichgültigkeit die Hand geben. Da jeder Tag eine andere Emotion/Faszination mitbringt und nicht die Beständigkeit des Alltags bietet, befinden wir uns auch was die Lebensplanung angeht, oft auf einer Achterbahn. In vielen Momenten wünschte ich mir meine Freunde hier. Zum Diskutieren, zum Zuhören, zum drüber nachdenken. Aber so sehr wir auch die eine oder andere Möglichkeit in Erwägung ziehen, so merken wir immer wieder wie sehr wir unsere Heimat lieben. Wie schön es ist gemeinsam an „Heimwehtagen“ die tollen Vorzüge von zuhause auf zu zählen. Wir sehr uns das Gefühl beseelt, das liebe Freunde auf uns warten. Und wenn wir auch nicht religiös im Sinne einer Kirchenzugehörigkeit sind, so ist mein Glaube an das Universum, was es gut mit uns meint stärker denn je.
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Manchmal wird mein Optimismus und mein Glaube jedoch sehr erschüttert und ich werde noch mehr darin bestärkt jeden Tag zu genießen, was mir natürlich nicht immer gelingt.
Eine liebe Freundin aus Köln ist kürzlich an Krebs gestorben. Sie war in unserem Alter. Wir haben sehr lange eng zusammengearbeitet und viele Stationen des Lebens voneinander miterlebt. Sie hinterlässt einen Sohn von 13 Jahren. Angefangen hat es letzten Sommer mit einer „harmlosen“ Brustkrebs-Diagnose. Geendet mit einer unheilbaren Krebsform nur ca. 6 Monate später. Ihre Mutter selbst nach erfolgreicher Chemo aus dem Krankenhaus entlassen, muss nun ihre eigenen Tochter zu Grabe tragen…
Das ist so eine Situation, die mich echt erschüttert. Unsere Gedanken sind bei Nicoles Sohn, ihren Eltern und Freunden. Nicht nur der Verlust ist kaum zu ertragen, auch der Schmerz der anderen lastet schwer. Trotzdem ist es schön zu wissen, dass eine Freundin von uns noch ein paar Stunden vorher bei ihr im Krankenhaus war. Und warum, weil sie bestärkt wurde nix auf zu schieben. Diese letzten Momente mit zu erleben ist hart. Es wird schwer sein dieses Bild aus dem Kopf zu kriegen, aber liebe Anke, liebe Inga, seid Euch sicher, es hat Nicole sehr viel bedeutet eure Freundschaft bis zum Ende zu spüren. Ein echter Freundschaftsbeweis.
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Auch wieder ein Teil unserer Reise. Die Gedanken und Nachrichten, die unsere Freunde betreffen. Neben meiner Familie der wichtigste Bestandteil meines Lebens. Teil des Leides und der Freude meiner Freunde zu sein. Und auch wenn es manchmal schwer ist das Leid zu teilen. Für mich gehört es zu einer richtigen Freundschaft dazu.
Am Ende des Lebens wird es einen schönen Teil meiner Erinnerungen ausmachen:
Teilhaber mancher Freundschaft gewesen zu sein!
Sucre haben wir nach 3wöchigem Aufenthalt mit wertvollen Erfahrungen verlassen:
Die Jungs durften nachmittags in einem kleinen Fußballclub in der Nähe der Werkstatt mit trainieren was zwischenzeitlich eher an „Schuhplattler-Training“ im tiefsten Bayern erinnerte.
Wir haben alle 1 Woche Spanischkurs belegt – Felix hat nun auch „symbolisch“ seinen ersten Schultag erlebt. Es war eine schöne Abwechslung zum Reisealltag und hat uns ein kleines Gefühl von Sesshaftigkeit gegeben. Ich persönlich habe besonders die Zeit „alleine“ mit meiner Lehrerin genossen, die mit mir viel über das Leben, die Bedeutung der Familie, Partnerschaften und Politik in Bolivien erzählt hat. Wir haben lecker „Papas relleneas“ auf der Strasse gegessen und abends im Kochkurs zubereiten gelernt.
Und weil wir ja noch Wartezeit zu überbrücken hatten, haben wir unserem Bigfoot einen schönen Dielenboden eingezimmert.
Unseren aus USA eingeflogenen Fahrzeugcomputer, der leider im 500km entfernten Santa Cruz im Zoll festgehalten wurde, musste ich persönlich mit Inlandsflug rausholen. Hat mich 2 Tage Nervenkampf mit den Zollbeamten und 1 Nacht in Santa Cruz City gekostet. Aber auch das hat, mit 1 Monat Abstand, gut geklappt.
Unser Auto, ich kann euch beruhigen, hat nach 2 weiteren kleineren, aber dafür Augen öffnenden Zwischenfällen, seine Bestform zurückerhalten. Nun wissen wir, dank 3 sehr versierten Mechanikern aus der chilenischen Wüste, was der leider nicht so versierte Mechaniker in Sucre vergessen hatte: sämtliche auseinander gerupften Steckverbindungen, zur Lokalisierung oder besser gesagt zur Überspielung seiner eigenen Fehler, wieder ordentlich zusammen zu stecken.
Gemeinsam können wir nun allen noch so weit von der Zivilisation entfernten Locations mit Gelassenheit entgegen fiebern: Stefan der nun ein Diplom in der Lokalisierung von Ford-Fehlermeldungen hat und ich, die einen fundierten spanisch Automechaniker-Wortschatz erlangt hat.
Unser Auto ist die Basis von allem: unser Fels in der Brandung, unser Zuhause, unser Kinosaal, unsere Küche, unser Spiel- Wohn- und Schlafzimmer. Wir haben zwar mehr Geld reingesteckt, als wir geplant hatten, aber dafür haben wir seinen Wert nun gut gesteigert. Er hat eine Power, die uns bis über 5.000 Meter problemlos hinaufbringt. Es gab bis jetzt keine zu steilen Hänge und keine zu rutschigen Abfahrten. Wir haben noch jede Spitzkehre gemeistert. Und nachdem wir viele andere tolle Expeditionsfahrzeuge gesehen haben, bleiben wir dabei: Wir haben genügend Platz und können gescheit Kochen. Alles in allem sind wir immer noch super zufrieden mit unserem Bigfoot.
Und damit das auch in Zukunft so bleibt, haben wir unserem Bigfoot zu Weihnachten eine schöne Segnung gegönnt:
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Grenzübergang nach Bolivien bei 40 Grad im Schatten. Situationen die so oder ähnlich im Akkord ablaufen:
Bolivianische Männer und Frauen mit kleinen Kindern im Arm.
Unscheinbare Tüten oder nur einen kleinen Rucksack auf dem Rücken tragend.
Sauber und sehr ordentlich angezogen, von der Erscheinung her eher indigen.
Sie stehen geduldig in der Schlange, um nach Brasilien einreisen zu können.
„Was willst Du in Brasilien?“ fragt der brasilianische Immigrationsbeamte
„Meine Verwandten besuchen!“ – der Dialekt ist kaum zu überhören.
„Was ist dein Beruf?“
„Student.“
„Zeig mir Deinen Studentenausweis?“
„Den habe ich grad nicht dabei“.
Der Immigrationsbeamte schmunzelt den jungen Mann durch das Panzerglas an.
„Und wie lange willst du bleiben?“ fragt er ihn, schaut dabei aber seinen Kollegen an.
„10 Tage“
„Und Wieviel Geld hast du dafür dabei?“
„….Keines….“
„Tritt zur Seite“ antwortet der Beamte mit einem genervten Blick.
„Nächster Bitte“ !
„Was willst DU in Brasilien?“, fragt der Beamte nun den nächsten Bolivianer.
„Meine Verwandten besuchen!“ erwidert dieser mit viel zu leiser und sehr schüchterner Stimme.
„Was ist denn DEIN Beruf?“
…nicht zu verstehendes Genuschel…
Der Beamte ignoriert die Antwort, weil er sie eh zu kennen scheint.
„Wie lange willst du bleiben“?
„1 Monat“
„Und Wieviel Geld hast du dafür dabei?“
„Keines“
„Dann tritt zur Seite“
„Nächster Bitte“!
Es ist nicht einfach nach zu vollziehen, was in diesen Menschen nach solch einer Abweisung vorgehen muss. Es bewegt mich die verzweifelten Gesichter zu sehen und ein weiteres Mal bin ich dankbar dafür, dass ich Spanisch spreche, um ein bisschen zu verstehen. Ob es richtig oder falsch ist, kann ich natürlich nicht beurteilen, dafür kenne ich die Hintergründe nicht und weiß nicht welche Auflagen der Beamte zu erfüllen hat. Bestimmt auch kein einfacher Job. Natürlich ist es wieder nur ein europäischer Blick von draußen auf eine Situation. Aber mein Gefühl und die enttäuschten Blicke der Menschen sagen mir, dass sie hier und jetzt keine eigene und freie Entscheidung treffen können. Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals von irgendeiner Grenze abgewiesen worden zu sein…
Es ist uns ein Anliegen den Kindern solche Situationen zu erklären. Nicht einfach. Die Gesellschaft, die Politik und die Wirtschaft der Länder sind komplex. Wir haben eine Sicht von außen und verweilen zu kurz, um mehr Einsicht zu bekommen. Ich bezweifle, dass man als Ausländer jemals verstehen wird. Wir lesen zwar viel über das jeweilige Land, das wir berreisen, dennoch sind wir durch unser Demokratie-Verständnis geprägt.
Was ist der bolivianische Präsident Evo Morales für ein Mensch? Unser Bild setzt sich zusammen aus dem was wir beobachten, was wir hören und lesen. Seine Herkunft, sein Werdegang, seine Anfänge als Präsident, seine Projekte – wir hören unterschiedliche Meinungen. Wie immer hängt es davon ab, wie sehr man von politischen Marschrichtungen und Entscheidungen betroffen ist, ob man in der Stadt oder auf dem Land wohnt und von einigen anderen Faktoren.
Ich bin überrascht wie sehr Luis an solchen Themen interessiert ist. Die langen Fahrten im Auto nutzen er und Felix, um Stefan nach allen möglichen Themen aus zu fragen. Kriege, Staatsformen und Naturkatastrophen stehen ganz oben in der Beliebtheitsskala.
Ich sitze hinten, lausche und denke mir oft: „Wenn mir in der Schule das mal jemand so erklärt hätte“. Stefan überrascht mich immer wieder mit seinem Wissen.
Aguas Calientes – Lufttemperatur 35 Grad, Wassertemperatur 38 Grad – Ein See so warm wie eine Badewanne
Bolivien macht uns richtig Spaß und bietet genau das was wir gerne mögen.
In jedem kleineren Ort gibt es einen Mercado Campesino wo wir von Bauern das heimische Gemüse, Obst, Hülsenfrüchte und Eier kaufen. Nach den Hyper-, Super-, Mega- und Maxi-Supermärkten im Süden Brasilliens eine große Bereicherung und für mich ein Genuss, von dem ich nicht genug bekommen kann.
Wir sind vor unserer Einreise nach Bolivien immer wieder (und gerne ungefragt) über die zurückhaltende, zum Teil anscheinend unfreundliche und „gefährlichen“ Art der Bolivianos „aufgeklärt“ worden. Unsere Erfahrung deckt sich ganz und gar nicht damit. Wir werden sehr freundlich empfangen, natürlich mit mehr Zurückhaltung als in Brasilien. Auch die Polizeikontrollen, bis jetzt waren es nur zwei halbherzige, waren uns wohl gesonnen. Weiter hoch in den Anden, in touristisch stärker frequentierten Teilen des Landes oder in weiter abseits gelegenen Orten kann sich das natürlich noch ändern. Aber wie immer halten wir uns an das Sprichwort „So wie man in den Wald hinein ruft…“.
Wir frühstücken hin- und wieder an kleinen Straßenständen, essen Hühnersuppe, trinken Alfalfa- oder Chiawasser, gönnen uns kleine Maissnacks, essen vollwertigeres Brot und freuen uns über frischen Spinat, Bohnen und Salat. Natürlich gibt es nicht alles in jeder Gegend. Wir passen unseren Speiseplan wieder an die Gegend an.
Auf unserem Weg nach Sucre, einer der zwei Hauptstädten Bolivien, durchqueren wir mehrere Klimazonen und erreichen zügig eine Höhe von 3.000 Metern. Wir entscheiden uns gegen die gängige Jesuitenroute und wandeln lieber auf den Spuren von Che Guevara abseits der Hauptroute. Mit unseren vier neuen Goodrich Reifen fühlen wir uns sicher genug 1 Woche durch die Berge über holprige Pisten und schwindelerregende Wege zu fahren. Wir danken unserem Bigfoot jeden Tag. Ein Traum für jeden Offroad Liebhaber. Die 3 Jungs in der ersten Reihe sind begeistert.
Samaipata, Wasserfälle – ein erfrischender kleiner Traumplatz
In La Higuera , dem Ort in dem Che sich versteckt hielt, verraten und nicht weit davon erschossen wurde, bleiben wir nur eine Nacht. Die Häuser der „Telefonista“ sind wirklich mit viel Liebe zum Detail von einem französischen Paar wiederhergestellt worden. Es gibt tolle s/w-Bilder zu sehen. Wir können nur erahnen was für ein wahnsinniger Kraftakt die Restaurierung, in diesen Bergen war – wirklich fern ab von jeglicher Zivilisation. Die Besitzer sind sehr nett und ihr 7jähriger Sohn freundet sich schnell mit Felix an. Dennoch liegt uns zu viel Imperialismus, Kommunismus und Anti-Globalisierungsgedöns in der Luft. Ja, wir sind auch für Vieles und gegen Anderes, aber die nette Unterhaltung mit dem Besitzer zeigt schnell, dass unsere Meinungen darüber weit auseinanderdriften. Es war auf alle Fälle die Mühe der Strecke wert. Geschichte live erlebt, bleibt den Kindern allemal besser in Erinnerung.
Das Thema „Tanken“ ist in „Overlander-Kreisen“ beliebt. Ihr müsst wissen, dass in Bolivien der Treibstoff für Einheimische subventioniert ist und ca. 3,74 Bolivianos kostet – ca. 50 Cent. Ausländer zahlen, vom Staat verordnet, mehr als das Doppelte. Offiziell 8,80 Bolivianos – über 1 Euro. Da kann man sich jetzt drüber aufregen oder sich für die Einheimischen freuen oder jemanden vor der Tanke ansprechen, der einem dann für den lokalen Preis 25 Liter im Kanister besorgt.
Wer wo und wann für wieviel Bolivianos und welche Mengen an Diesel kaufen konnte, hat sich zu einem Overlander-Volkssport etabliert. Diejenigen, die mit dem Superlativ Typ „LKW“ unterwegs sind, wissen zu schätzen, dass man außerhalb der Städte problemlos auch ohne Kanistertheater für den lokalen Preis tanken kann. Wir haben bis jetzt nur gute Erfahrungen gemacht und uns über die folgende kleine Anekdote gefreut:
An manchen Tankstellen, wird ein Ausweis verlangt, um die ID auf der Rechnung zu vermerken. Da wir aus diversen Gründen gewöhnlich nur unseren Führerschein zeigen, trägt der nette Tankwart keine Nummer sondern folgenden neuen Namen für Stefan ein:
Und weil es so viel Spaß macht: der finale BF Goodrich Reifen Wechsel hinter der brasiliniasch-bolivianischen Grenze!
Oscar Niemeyer Museum in Curitiba
Das imposante Gebäude, die auf den ersten Blick nüchterne aber dennoch so emotionale Bauart, die Geschichte und die Philosophie von diesem Architekten hat uns sehr beeindruckt. „Geschwungen wie die Wellen des Ozeans, sinnlich wie der Körper einer Frau“ eine Architektur wie eine Philosophie. Kein Wunder, dass ihm der Satz von diesem Philosophen gefallen hat: „Der Verstand ist der Gegner der Vorstellungskraft“ (Heidegger)
Iguazu Wasserfälle und der Vogelpark Des Aves
Im 3-Ländereck Brasilien, Argentinien und Paraguay liegen die beeindruckenden Wasserfälle, die sowohl von brasilianischer als auch von argentinischer Seite zu bewundern sind. Seit 1984 UNESCO-Welterbe. Der Vogelpark direkt daneben hat uns weitaus mehr Spass gemacht. Hier geht es weniger darum die Tiere zooähnlich zur Schau zu stellen, als vom Aussterben bedrohte Arten zu erhalten, zu züchten und für eine erneute Auswilderung zu trainieren. Des Weiteren ist es eine Art Kranken- und Rehabilitationseinrichtung für verletzte Tiere. Tukane und blaue, grüne und gelbe Papagaien so hautnah zu erleben ist ein Erlebnis. Leider ist das Umweltbewusstein der Brasilianer unterschiedlich stark verbreitet (vorsichtig ausgedrückt), sodass sowohl der Müll als auch die Zerstörung der natürlichen Lebensräume ein riesen Problem für die Flora und Fauna darstellen. Ein vielschichtiges Thema, welches wir auf der Reise oft diskutieren.
Werkstätten
Unser Bigfoot bekommt viel Aufmerksamkeit. Auch wenn wir am Anfang etwas genervt von den Reparaturen waren, so wissen wir nun die rechtzeitige Instandhaltung des eigenen Fahrzeuges zu schätzen. Alle „Overlander“ können von diversen Werkstatt-Aufenthalten berichten, da die Strassen, Pisten und das Klima eine außergewöhnliche Belastung für die Fahrzeuge darstellen. Wie ich in meinem letzten Blog schon erwähnt habe, gibt es auch hier einen Superlativ: Andres, ein sehr netter Chilene, campt in seinem alten VW bus bereits seit 3 Wochen in der Werkstatt. Als Gegenleistung für eine komplette Motorinstandsetzung hat er mit seinem Kumpel den gesamten Hof der Werkstatt von Schrott und Müll befreit. Das hat der Besitzer als Anlass genommen, um Wände streichen zu lassen und seinen Werkstattboden zu erneuern. Sie wirkten bereits wie eine große Familie. Danke Ze Carlos & Kollegen von „Tres Frontiers“ in Foz , wir haben uns sehr fair behandelt gefühlt. Eine Top Adresse!
Bonito
Der Ort zeichnet sich durch nachhaltigen Öko-Tourismus aus und hat ein paar versteckte Naturparadiese zu bieten. Schnorcheln im glasklaren Wasser, imposante Höhlen zum Abseilen und erfrischende Wasserfälle. Wir entscheiden uns für die günstigen und mit kleinen Kindern realisierbaren Varianten. Es ist heiss, bei z.T. 40 Grad. Die Moskitos lieben deutsches Blut und auch die Ameisen wissen Krümel im Kühlschrank, im Bett, hinterm Herd und am Fenster zu schätzen. Das Klima fordert uns heraus. Was wir besonders zu lieben gelernt haben: eisgekühlte frische Kokosnüsse. Wir sind dankbar für unseren Kühlschrank!
Südliches Pantanal
Die Beschreibungen im Dumont Führer haben Luis Erwartungen ins unendliche hochgeschraubt. Eine tierische Erfahrung wie in Afrika hat er sich vorgestellt. Kaimane, Papagaien und unzählige Vögel können da nicht mithalten. Wegen der extremen Hitze entscheiden wir uns deswegen gegen eine 3-tägige Tour mit unserem Bigfoot auf einem Boot den Fluss hinauf nach Porto Jofre. Das nördlichen Pantanal würde uns bestimmt ein besseres Dschungelfeeling bescheren, aber die Anstrengung erscheint uns für alle zu groß.
Motorradtreffen in Corumba
Verschwitzt treffen wir in der Grenzstadt zu Bolivien spät abends in einem Hostel auf einen sehr netten Motorradclub. Bergmann Dominguez treffen wir am nächsten Tag in seiner Werkstatt in Bolivien wieder. Er besorgt uns 2 günstige Goodrich Reifen und ein paar tolle Insidertipps gratis dazu. Am Ende der Brasilientour haben wir letztendlich alle 4 Reifen durch BF Goodrich AT Reifen ausgetauscht. Eine wirklich lohnenswerte Investition. Wir sind mit ihnen bereits 6 Monate quer durch Afrika ohne Platten gereist – jetzt können wir guten Mutes die Anden in Angriff nehmen.Wir treffen Bergmann Dominguez und seine Freunde zwei Tage später durch Zufall wieder. Ein gemeinsames Mittagessen, ein paar nette Wünsche und herzliche Umarmungen. Diese Begegnungen sind für mich neben den Attraktionen die schönsten Erlebnisse auf so einer Reise.